Schaffen diese U21-Stars den Sprung ins A-Nationalteam?

Die deutsche U21 sorgt aktuell bei der EM in der Slowakei für Furore und spielt am Samstag (21:00 Uhr) im Final-Kracher gegen England um den Titel. Mehrere Leistungsträger befinden sich bereits im Visier von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf die WM 2026. Wer schafft den Sprung in die A-Nationalmannschaft? sport.de stellt fünf heiße Kandidaten vor.
Nick Woltemade (VfB Stuttgart, 23 Jahre alt, Stürmer)
Der frühere Bremer ist mit sechs Treffern und drei Vorlagen DER Senkrechtstarter des EM-Turniers, war aber auch vorher schon in aller Munde.
Zu zwei Startelf-Einsätzen bei den "Großen" kam er schon im Final Four der Nations League, beim VfB Stuttgart spielte er zuvor eine überragende Saison, gekrönt vom Triumph im DFB-Pokal.
Woltemade bringt ein sehr besonderes Profil mit, ist für seine 1,98 Meter Körpergröße sehr beweglich und technisch stark. Der Spitzname "Woltemessi" kommt nicht von ungefähr.

Da der Mittelsturm eine von Nagelsmanns größten Problempositionen ist, kommt der Bundestrainer eigentlich gar nicht drumherum, Woltemade mit Beginn der WM-Quali gegen die Slowakei und Nordirland im September auch wieder zu berufen.
FC Bayern und Co. heiß auf Nick Woltemade?
Spannend bleibt, wo der Hoffnungsträger in der kommenden Saison auf Vereinsebene seine Fußballschuhe schnürt. Zahlreiche Top-Klubs, darunter der FC Bayern, sollen Woltemade auf dem Zettel haben. Laut "Bild" liegt die Schmerzgrenze des VfB für einen Verkauf inzwischen bei 60 (!) Millionen Euro.
Nathaniel Brown (Eintracht Frankfurt, 22 Jahre alte, Linksverteidiger)
Von diesem irren Preisschild ist Brown zwar noch weit entfernt. Der ehemalige Nürnberger schraubte aber in den zurückliegenden Monaten im SGE-Trikot und jetzt auch bei der U21-EM ebenfalls fleißig an seinem Marktwert, der inzwischen die 20-Millionen-Euro-Grenze geknackt hat.
Wie Woltemade bekleidet auch er eine Position, auf der es in der A-Nationalmannschaft derzeit keine Idealbesetzung gibt. In der Nations League konnten sowohl David Raum als auch Maximilian Mittelstädt und Robin Gosens links hinten nicht überzeugen.
Hohes Tempo, Laufbereitschaft, Cleverness, eine gesunde Portion Zweikampfhärte - Brown bringt alles mit, was ein moderner Linksverteidiger benötigt. Dazu gilt er auch als mental stark, fleißig - und ist angesichts seines jungen Alters noch entwicklungsfähig.
Rocco Reitz (Bor. Mönchengladbach, 23 Jahre alt, zentraler Mittelfeldspieler)
Schon A-Nationalmannschaftsluft schnuppern durfte der Gladbacher Reitz. Vor der Heim-EM im vergangenen Jahr absolvierten er und Brajan Gruda (s.u.) einen Teil des Trainingslagers, auf besonderen Wunsch von Nagelsmann.
Bei der Borussia, für die er kickt, seit er sieben Jahre alt ist, ist Reitz eine feste Größe, auch wenn eine Zehenverletzung ihn in dieser Saison für einige Wochen außer Gefecht setzte.

Ähnlich wie Brown bringt Reitz das Gesamtpaket für seine Position mit, auf der es in der DFB-Elf aber deutlich größere Konkurrenz gibt.
In dieser Statistik ist Rocco Reitz weltweit führend
Bemerkenswert: Im vergangenen Februar kürten die Statistiker vom "CIES" Reitz auf Grundlage einer Datenauswertung zum besten Boden-Zweikämpfer aller U23-Spieler weltweit, vor Stars wie Ryan Gravenberch (FC Liverpool), Joao Neves (Paris Saint-Germain) oder Eduardo Camavinga (Real Madrid).
Brajan Gruda (Brighton & Hove Albion, 21 Jahre alte, Rechtsaußen)
Was auf Woltemade und Co. womöglich noch zukommt, hat Gruda bereits hinter sich: den Wechsel für eine beeindruckende Millionen-Ablöse. Satte 31,5 Millionen Euro flossen im letzten Sommer von Brighton an seinen Ausbildungsverein Mainz 05.
Richtig durchstarten konnte Gruda auf der Insel noch nicht. Ein Tor und fünf Vorlagen in 25 Pflichtspielen lautet seine überschaubare Bilanz.
Aber: Gruda wird nicht nur beim DFB für die Zukunft weiter einiges zugetraut.
Sein ehemaliger Mainzer Trainer Bo Henriksen sah in ihm einen potenziellen "Weltklassefußballer", das ZDF verglich ihn mit Super-Dribbler Pierre Littbarski.
Auch Thomas Müller schwärmt von Brajan Gruda
Thomas Müller widmete Gruda nach einem Bundesliga-Duell eine Lobhudelei in seiner Instagram-Story. Der Youngster habe "etwas Besonderes" und sei "bemerkenswert gut", schwärmte der Weltmeister von 2014.
Auch wenn es auf Grudas Position in der A-Nationalmannschaft hochkarätige Konkurrenz gibt, dürfte die Tür für ihn mit Blick auf die WM 2026 also nicht ganz geschlossen sein.
Noah Atubolu (SC Freiburg, 23 Jahre alt, SC Freiburg)
Die Endrunde im kommenden Jahr in Kanada, den USA und Mexiko dürfte für Atubolu noch zu früh kommen, zumindest was einen möglichen Nummer-eins-Status angeht. Dieser ist derzeit klar an Marc-André ter Stegen vergeben, ungeachtet seiner schwierigen Situation im Verein beim FC Barcelona.

Mittel- und langfristig könnte Atubolu aber durchaus ins DFB-Tor rücken. Viele herausragende Keeper-Talente gibt es in seinem Alter in Deutschland nicht.
Beim SC Freiburg hat er eine beeindruckende Entwicklung vom Unsicherheitsfaktor zum Rückhalt genommen. Auch bei der U21-EM überzeugt der 1,90-Meter-Mann.
Aus seinen ehrgeizigen Ambitionen macht Atubolu keinen Hehl. "Mein großes Ziel ist auf jeden Fall der Sprung in die A-Nationalmannschaft. Der erste dunkelhäutige Torwart zu werden, wäre etwas Besonderes, das gab es vorher noch nie. Aber es spielt für mich keine große Rolle, welche Hautfarbe jemand hat. Am Ende sollte immer die Leistung entscheiden", sagte er nach dem EM-Auftaktspiel gegen Slowenien (3:0).