06.02.2015 12:07 Uhr

2. Liga: Alles kann, nichts muss

Auf Augenhöhe: RB Leipzig und der FC Kaiserslautern nehmen im Aufstiegskampf eine Hauptrolle ein
Auf Augenhöhe: RB Leipzig und der FC Kaiserslautern nehmen im Aufstiegskampf eine Hauptrolle ein

Die halbe Liga im Aufstiegs-, die andere Hälfte im Abstiegskampf! Vor dem Wiederbeginn der Zweitligasaison ist nur eins sicher: Es wird spannend bis zum Schluss. weltfussball liefert einen Überblick.

Sieben Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten, die beste Offensive der Liga (32), die zweitbeste Defensive (14), nur eine Niederlage in 19 Spielen – es sind die Werte eines kommenden Aufsteigers, die der FC Ingolstadt im bisherigen Saisonverlauf vorzuweisen hat. Mit einer beeindruckenden Konstanz stürmten die Schanzer an die Tabellenspitze, während die vermeintlichen Jäger im Windschatten nicht Schritt halten konnten.

So stellt sich vor der zweiten Saisonhälfte nicht die Frage ob, sondern nur wann die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl den Aufstieg in die Bundesliga perfekt macht. Nach vier Jahren im Niemandsland der Zweitligatabelle sind Team und Umfeld bereit für den großen Wurf.

Leipzig rüstet auf

"Ich weiß nicht, ob wir den schönsten Fußball spielen. Wir spielen uns aber mit die meisten Torchancen in der Liga heraus und haben bisher die meisten Tore geschossen. Ich denke, das spricht für sich", verweist Hasenhüttl auf die Qualitäten seiner Mannschaft, die im Winter mit zwei Perspektivspielern (Max Christiansen, Thomas Pledl) lediglich in der Breite verstärkt wurde.

Beim gefühlten Erstligisten RB Leipzig kann davon nicht die Rede sein. Mehr als zehn Millionen Euro nahm der Verein in die Hand und verpflichtete vier Spieler (Omer Damari, Emil Forsberg, Yordy Reyna, Rodnei), die allesamt das Potenzial haben, auf Anhieb zu Leistungsträgern zu werden. Der Weg in Liga eins scheint vorherbestimmt.

"Wenn wir uns gut entwickeln, haben wir die Chance, unter den besten Drei zu stehen", ist sich Sportdirektor Ralf Rangnick sicher. Der historische Durchmarsch von der vierten bis in die erste Liga ist und bleibt das Ziel. Weitaus weniger offensiv gibt sich da schon Trainer Alex Zorniger, der die Meinung vertritt: "Ein weiteres Jahr zweite Liga würde dem Umfeld gut tun." Viel Zustimmung erntete er mit dieser Aussage im Umfeld des Konzernklubs nicht.

"Es wird bis zum Ende spannend bleiben"

Mit anderen Mitteln und unterschiedlichen Zielen geht indes der Aufsteiger aus Darmstadt in das Frühjahr 2015. Der in München aussortierte Yannick Stark sowie der Ex-Frankfurter Jan Rosenthal bringen die Elf von Dirk Schuster qualitativ voran. "Beide besitzen die Klasse, unser Team als Ganzes zu verstärken", ist der Trainer überzeugt. Das Wort "Aufstieg" ist und bleibt bei den Lilien jedoch weiterhin tabu.

Offen darüber sprechen wollen sie auch bei den Traditionsvereinen in Kaiserslautern, Karlsruhe, Braunschweig und Düsseldorf nicht. Die Rechnung "zwei aus sechs" haben sie dennoch alle im Kopf. Das Rennen um die Plätze zwei und drei wird, das steht jetzt schon fest, ein hart umkämpftes.

"Die Liga ist so eng, es wird bis zum Ende spannend bleiben", glaubt FCK-Coach Kosta Runjaic, der seinen Kapitän Srđan Lakić (Paderborn) im spektakulärsten Winter-Tauschgeschäft verloren, mit Simon Zoller dafür eine neue Sturmspitze gewonnen hat.

"Wir können Großes erreichen"

Düsseldorfs Oliver Reck traut seinem (unveränderten) Kader derweil den ganz großen Wurf zu: "Die Mannschaft hat kapiert, was sie für Möglichkeiten hat. Wir können Großes erreichen." Und auch Torsten Lieberknecht und seine Löwen werden "sicherlich nicht tatenlos zusehen, wenn sich die Möglichkeit bietet, die wir so zu Saisonbeginn nicht geplant hatten."

KSC-Coach Markus Kauczinksi übt sich eher in Zurückhaltung und will Fragen zum Aufstieg "frühestens am 34. Spieltag" beantworten. Bei der spannenden Ausgangsposition ist davon auszugehen, dass sich die Entscheidung tatsächlich bis Mitte Mai zieht. Echte Endspiele am 34. Spieltag nicht ausgeschlossen. Die Devise "alles kann, nichts muss" wird spätestens dann keine Gültigkeit mehr haben.

Erzgebirge Aue einsame Spitze

Unter gänzlich anderen, gleichzeitig doch ähnlichen Vorzeichen steht der Existenzkampf am Tabellenende. Auch hier streiten sich mindestens sechs Vereine um die begehrten Plätze, die zum Klassenerhalt reichen würden. Auf St. Pauli vertrauen sie dabei ganz auf die Fähigkeiten von Neu-Trainer Ewald Lienen, der mit Julian Koch, Waldemar Sobota und Armando Cooper immerhin drei Neuzugänge im Winter begrüßen durfte.

Auch 1860 München, Sandhausen und der FSV Frankfurt gehen mit jeweils drei neuen Kräften in die letzten 15 Spieltage. Bemerkenswert: Nach einem völlig verkorksten Halbjahr ließen die Löwen gleichzeitig sechs Spieler ziehen. Mit sage und schreibe acht Neuverpflichtungen ist Tabellenschlusslicht Aue zumindest in dieser Statistik einsame Spitze.

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Christian Schenzel