11.03.2015 07:08 Uhr

Beinahe-Wunder: Schalker tragen Trauer

S04-Kapitän Benedikt Höwedes
S04-Kapitän Benedikt Höwedes

Am Ende eines fantastischen Abends wussten die Schalker nicht, ob sie lachen oder weinen sollten. Mit Stolz im Gesicht und Schmutzflecken auf den leuchtend königsblauen Trikots verließen Klaas-Jan Huntelaar und seine Teamkollegen das Estadio Santiago Bernabéu, das um ein Haar Schauplatz einer der größten Momente in der Vereinsgeschichte von Schalke 04 geworden wäre.

4:3 (2:2) gewann der grandios aufspielende Bundesligafünfte bei den Königlichen von Real Madrid, er brachte Cristiano Ronaldo und die anderen Weltstars im Champions-League-Achtelfinale tatsächlich ins Taumeln - doch er versetzte ihnen nicht den entscheidenden Stoß. Nach dem 0:2 im Hinspiel ist Schalke ausgeschieden, viel tragischer, viel stolzer und viel dramatischer, als alle es erwartet hatten.

"Wir haben sehr gemischte Gefühle", verriet Trainer Roberto Di Matteo: "Wir haben gewonnen, vier Tore geschossen und sind trotzdem draußen." Der junge Champions-League-Debütant Leroy Sané und Weltmeister Benedikt Höwedes hatten sogar noch die Sensation auf dem Fuß gehabt - das 5:3! Doch ihnen versagten die Nerven.

Ein Tor hat gefehlt

So fehlte bärenstarken Schalkern letztlich ein einziges Tor zu einem königsblauen Wunder. Christian Fuchs (20.) und Huntelaar (40.) hatten die Gäste in der ersten Hälfte zweimal in Führung gebracht, zweimal glich Weltfußballer Cristiano Ronaldo (25./45.+1) auf ernüchternde Weise per Kopf aus. Dem 19-jährigen Sané (57.) gelang nach Karim Benzemas Treffer (52.) das 3:3 für Schalke, ehe Huntelaar (84.) sein zweites Tor erzielte. Nie zuvor hatte eine Mannschaft in einem K.o.-Spiel der Königsklasse bei Real vier Tore geschossen.

"Wir haben ein riesiges Spiel gemacht und uns gegen diese Weltklassemannschaft nicht beeindrucken lassen. Riesenkompliment", sagte Höwedes bei Sky. "Wir haben sehr guten Fußball gespielt und keine Angst gehabt. Trotz des Sieges sind wir sehr enttäuscht, dass wir nicht weitergekommen sind", ergänzte Sané. 

Vor allem dank der Champions-League-Treffer Nummer 74 und 75 des Portugiesen Ronaldo darf Real weiter vom elften Titel im wichtigsten Europacup-Wettbewerb träumen. Schalke kann sich nach dem dritten Achtelfinal-K.o. in Folge mit gut 30 Millionen Euro aus UEFA-Prämien, dem Marktpool und Zuschauereinnahmen trösten.

Khedira früh raus

Schon kurz vor der Pause schien das Wunder im Bernabéu möglich: Schalke fehlte nach den Toren von Fuchs und Huntelaar nur noch ein Treffer für die Sensation. Da schlug Ronaldo zum zweiten Mal per Kopf zu. Gegen kriselnde Madrilenen, die nach dem Verlust der Tabellenführung in der Primera Division sehr reserviert empfangen wurden, spielten die Königsblauen mutig auf. Sie verteidigten hoch, eroberten schon im Mittelfeld den Ball, kombinierten schnell und hatten hochkarätige Chancen. Als Fuchs die zweite zum 1:0 nutzte, wurden die Pfiffe lauter.  

Ronaldo reklamierte, gestikulierte - und schockierte die Schalker: Nach einer Kroos-Ecke köpfte der Portugiese zum überraschenden 1:1 ein. Doch Huntelaar, der kurz zuvor die Latte getroffen hatte, antwortete mit seinem 45. Europapokaltor. Nach Ronaldos erneutem Ausgleich, bei dem der junge Schalke-Keeper Timon Wellenreuther keine gute Figur machte, und der Real-Führung durch Benzema schien der elfte Sieg der Königlichen in Folge in der Champions League perfekt. Doch der eingewechselte Sané überwand den schwachen Ex-Weltmeister Iker Casillas noch einmal.

Gleich drei Weltmeister standen beim Anpfiff auf dem Platz: Höwedes traf nicht nur auf Toni Kroos, sondern auch auf Sami Khedira. Der 27-Jährige, bei den Königlichen eigentlich auf dem Abstellgleis und bei den Königsblauen angeblich auf der Wunschliste, durfte erstmals seit dem 7. Februar, der 0:4-Pleite im Derby bei Atlético, wieder von Beginn an spielen, musste aber nach 58 Minuten vom Feld.

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sid