22.05.2016 20:25 Uhr

ÖFB-Camp startet bei Traumbedingungen

Marko Arnautović mit Rad und Helm, aber ohne Ball
Marko Arnautović mit Rad und Helm, aber ohne Ball

Am bisher schönsten Tag des Jahres hat Österreichs Nationalmannschaft im Schweizer Kanton Graubünden das Teamcamp zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft gestartet. Eine Radtour zur Rheinschlucht sowie die Begrüßung durch den Gemeindepräsidenten Adrian Steiger bildeten am Sonntagnachmittag den Auftakt zum EM-Trainingslager.

Eine Woche lang wird vom ÖFB-Team im noblen "rocksresort" in Laax residiert. Vom ehemaligen Austragungsort des Ski-Weltcups fährt man zum Training nach Schluein, wo am Montag um 10:00 und 17:00 Uhr die einzigen beiden öffentlichen Einheiten auf dem Programm stehen. In den Tagen danach folgen Golf-Versuche auf der Driving Range, dazu geht es auch in den Hochseilpark Flims.

Abwechslung ist Trumpf bei Marcel Koller. Der Teamchef setzt nach einer langen und anstrengenden Saison auf Regeneration. Seine Mannschaft wird zwar am Donnerstag um 17:45 Uhr auch bei einem Testspiel gegen den US Schluein Ilanz auf dem Platz stehen, doch zunächst einmal wird auf den individuellen körperlichen Zustand seiner Schützlinge eingegangen.

Die Gastro-EM 2016 "flüchtete" in die Schweiz

Spätestens bis zu den Länderspielen gegen Malta am 31. Mai in Klagenfurt und gegen die Niederlande am 4. Juni in Wien wird dann auch der ganze Kader versammelt sein. Kapitän Christian Fuchs durfte den Sensationstitel mit Leicester City genießen, Bayern-Superstar David Alaba pausierte noch ein wenig nach dem DFB-Pokalsieg, Heinz Lindner ist mit Eintracht Frankfurt am Montagabend noch in der Relegation im Einsatz und Jakob Jantscher fixierte mit dem FC Luzern am Sonntag das Europacup-Ticket.

Doch das noch nicht vollständige ÖFB-Team erhielt in der malerischen Alpenlandschaft unerwartete Gesellschaft. Die Gastro-EM 2016 sollte in Tours-sur-Marne in der Champagne stattfinden. Es gab allerdings im Vorfeld Drohungen, die in Frankreich nach den Terror-Anschlägen des Vorjahres besonders ernst genommen werden. Deshalb finden die fußballerischen Vergleichskämpfe der Spitzenköche aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien nun ebenfalls in Graubünden statt.

Die Welcome-Party der bekannten Gastronomen, ausgezeichneten Kü-Chefs, Köche und Barkeeper am Sonntagabend ging jedoch spurlos am "richtigen" rot-weiß-roten Nationalteam vorbei. Unter 25 Jahren ist man bei den Fußballköchen nur mit 14 Punkten Gault Millau oder einem Stern Michelin dabei, für die Aufnahme in Österreichs endgültigen EM-Kader sind andere Qualitäten gefragt.

Interne "Qualifikation" zwischen Schöpf und Lazaro

24 Mann stehen im vorläufigen ÖFB-Aufgebot. Doch nur 23 Spieler dürfen zur Europameisterschaft nach Frankreich. Läuft alles nach Plan, dann kommt es zu einer internen "Qualifikation" zwischen Alessandro Schöpf und Valentino Lazaro.

Dabei hat Schalke-Legionär Schöpf jedoch die deutlich besseren Karten. Im defensiven Mittelfeld stehen mit Alaba, Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker lediglich drei Fixstarter fest. Diese Rolle (auch wenn es nicht seine Lieblingsposition ist) könnte Schöpf im Notfall wohl besser ausfüllen als Lazaro.

Von Verletzungen (sieht man von Christoph Leitgeb und Veli Kavlak ab) blieb die Koller-Auswahl bisher verschont. Bleibt dies hoffentlich weiter so, dann haben 22 erprobte Akteure aus der EM-Qualifikation ihr Ticket am 8. Juni beim Abflug von Wien nach Avignon sicher.

Ein Schweizer holte die Österreicher in den Westen

Der ÖFB-Teamchef will von solchen personellen Überlegungen im Umfeld aber vorerst nichts wissen. Er zeigte sich in der Eröffnungsansprache sichtlich erfreut über den Aufenthalt in seiner Heimat: "Ich bin stolz, dass ich als Schweizer die Österreicher, die auch ein sehr schönes Land haben, hier herbringen konnte."

Strahlender Sonnenschein und prachtvolle Temperaturen beim Sonntags-Wetter werden allerdings laut den Prognosen bald vorbei sein. Für Montag und Dienstag sind in der östlichen Schweiz zum Teil starker Regen sowie Werte von unter 10 Grad Celsius angekündigt.

Eine für Dienstag geplante Wanderung zur Tektonikarena hat Koller nach einer Inspektionsfahrt mit dem Mountainbike in der vergangenen Woche bereits abgesagt. "Zu viel Schnee", meinte der "Lokalmatador". Koller stammt aus Zürich, entspannt aber gerne in der Region Graubünden, in der er auch ein Feriendomizil hat.

Den Besuchern aus Österreich ist spätestens seit Sonntag klar warum. Schlechten Geschmack kann man dem ÖFB-Erfolgscoach wirklich nicht vorwerfen.

Mehr dazu:
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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Graubünden