28.06.2016 13:37 Uhr

Neuer will ohne Gegentor zum Titel

Manuel Neuer sieht ab und zu verloren aus, so wenig hat er bislang zu tun
Manuel Neuer sieht ab und zu verloren aus, so wenig hat er bislang zu tun

Bei der EM in Frankreich konnte Manuel Neuer sein Können noch nicht allzu oft beweisen. Geht es nach ihm, bleibt es auch im Viertelfinale gegen Italien so. Dort kommt es zum Aufeinandertreffen mit Neuers Idol.

Manuel Neuer ist mit sich und der Welt zufrieden. Von seinem kleinen Balkon im deutschen EM-Quartier genießt er den herrlichen Ausblick auf den Genfer See, seine Freundin Nina hat ihm in Frankreich bislang Glück gebracht, und: Im Tennis hat der wohl weltbeste Torhüter seinen Münchner Vereinskollegen Joshua Kimmich mit 6:0, 6:1, 6:0 vom Platz gefegt. "Der eine Spielverlust ärgert mich", sagte Neuer anschließend, ein Lächeln konnte er sich dabei nicht verkneifen.

Wesentlich schlimmer als ein Spielverlust beim Tennis sind für den 30-Jährigen naturgemäß Gegentore in seinem Kerngeschäft. Von daher ist der dreimalige Welttorhüter bei der EM ebenfalls gut in der Spur: In vier Turnierspielen musste er keinmal hinter sich greifen, insgesamt hat er seit fünf Länderspielen keinen Treffer mehr kassiert.

"Das interessiert mich nur am Rande. Ich bin kein Rekordjäger, ich will Titel gewinnen. Und der EM-Titel fehlt mir noch als einziger in meiner Sammlung", sagt Neuer. Am Sonntag hat er beim EM-Achtelfinale gegen die Slowakei (3:0) einen Rekord aufgestellt, er blieb zum fünften Mal in Folge ohne Gegentor. Das hatte es in der mehr als 108-jährigen Länderspielgeschichte noch nie gegeben - wie auch die vier EM-Spiele in Folge ohne Gegentor.

Zu null zum Turniersieg?

Damit diese Serie auch im EM-Viertelfinale gegen den Angstgegner Italien am Samstag in Bordeaux hält, drückt auch Deutschlands lebende Torwart-Legende Sepp Maier die Daumen. "Ich wünsche Manuel, dass er meinen Rekord knackt. Er ist der beste Torwart seiner Zeit", schrieb der bayerische Welt- und Europameister im Netz. Neuer antwortete prompt: "Danke, Sepp Maier." Die Bayern-Ikone hatte bei der WM 1978 ihren Kasten ebenfalls viermal in Serie sauber gehalten.

Von der absoluten Bestmarke ist Neuer aber noch mehr als zwei Spiele entfernt. Jens Lehmann blieb 2007/08 insgesamt 681 Minuten unbezwungen - allerdings nicht in aufeinanderfolgenden Spielen. Neuer hätte nichts dagegen, wenn er auch diese Marke in Frankreich knackt. "Mein Ziel ist es, immer zu Null zu spielen. Solange uns das gelingt, kommen wir im Turnier immer weiter", lautet seine simple Rechnung.

Dasselbe Ziel verfolgt auch sein Gegenüber Gianluigi Buffon, das Neuer seit seiner Jugend verehrt. "Gigi ist schon sehr lange dabei. Er hat seine internationale Klasse über Jahre demonstriert und jedes Jahr Top-Leistungen gebracht. Das ist für mich sehr bewundernswert. Er ist ein sympathischer Kerl und meiner Meinung nach sehr nett, freundlich und bodenständig", sagte Neuer über den 38 Jahre alten Torwart-Giganten der Azzurri.

Neuer-Ordnung vorm Kasten

Der italienische Kapitän ist seinerseits begeistert von Neuer. Auf die Frage, ob er oder der deutsche Keeper der beste Torwart bei der EM sei, anwortete Buffon: "Neuer ist bestimmt besser: Er ist jung und super stark."

Das würde Neuer gerne am Sonntag gegen den Vize-Europameister, gegen den er die DFB-Auswahl zum fünften Mal bei der EURO als Kapitän aufs Feld führen könnte, untermauern. Ob er erneut die Binde trägt, ist dem "Libero" der deutschen Elf aber ebenso schnuppe wie die Rekorde.

"Für mich spielt es keine große Rolle, wer Kapitän ist. Für mich als Torwart ist ohnehin klar, dass ich Verantwortung übernehmen muss, nicht nur auf dem Platz", sagte Neuer, der Bastian Schweinsteiger gerne wieder den Vortritt lassen würde: "Er ist unser Kapitän, und ich würde mich freuen, wenn er wieder von Beginn an spielt." Die Kommandos vor seinem Tor werde er aber weiter selbst geben, "damit da Ordnung herrscht".