03.07.2016 00:23 Uhr

Noten: Hector for the win

Jonas Hector und Manuel Neuer führen Deutschland im Elfmeterschießen ins Halbfinale
Jonas Hector und Manuel Neuer führen Deutschland im Elfmeterschießen ins Halbfinale

In einer nervenaufreibenden Partie, die an Spannung nicht zu überbieten war, glänzte der Kölner Außenverteidiger als 18. Elfmeterschütze und wurde zum Matchwinner.

Tor

Manuel Neuer: Fast das gesamte Spiel bekam der Welttorhüter so gut wie nichts zu tun. Beim Elfmeter in der 78. Minute hatte Neuer die richtige Ecke geahnt, doch der Schuss von Bonucci war nicht zu halten. Erst als nach 120 Minuten immer noch kein Sieger feststand, schlug Neuers große Stunde: Mit zwei gehaltenen Penalties hatte der Bayern-Keeper riesigen Anteil am Halbfinaleinzug. Note: 1,5

Abwehr

Jonas Hector: Blieb bis zum ersten Tor oftmals bei deutschen Offensivbemühungen außen vor. Nach hinten machte der Kölner seine Sache zumeist gut. Hervorragend schließlich sein Laufweg vor dem 1:0 und seine etwas glückliche, weil abgefälschte, Vorarbeit auf Özil in der 65. Minute. Seine Sternstunde jedoch begann mit seinem Anlauf als 18. Schütze im Elfmeterschießen, mit dem der Linksverteidiger den Italien-Fluch besiegte und Deutschland ins Halbfinale schoss. Note: 1,5

Mats Hummels: Der Neu-Münchner zählte neben Boateng zu den besten deutschen Akteuren der ersten Hälfte. Im Gegensatz zum Slowakei-Spiel beteiligte sich der Innenverteidiger deutlich häufiger am Spielaufbau und wagte sich nicht nur bei Standards in die Offensive. Indem er früh rausrückte und die italienischen Offensivkräfte zeitig abfing, zeigte Hummels auch defensiv einen starken Auftritt. Note: 2,0

Jérôme Boateng: Die Zentrale um den Bayern-Star stand wie eine Eins. Nachdem sich Boateng beim Aufwärmen an den rechten Oberschenkel fasste und der ganzen Nation einen Schrecken einjagte, gab er bis zur 77. Minute eine vollkommen souveräne Vorstellung ab. Erst sein völlig unnötiges Handspiel im Strafraum brachte den Angstgegner der DFB-Elf mit einem verwandelten Elfmeter (78.) zurück in die Partie. Note: 3,0

Benedikt Höwedes: Rückte als Teil der von Joachim Löw ausgeklügelten Dreierkette zurück in die Startelf. Machte insgesamt einen guten Job und erlaubte sich nur wenig bis gar keine Fehler. In der Spieleröffnung und dem Schlagen von weiten Bällen überließ er meist den Kollegen in Person von Hummels und Boateng den Vortritt. Note 3,0

Joshua Kimmich: Vorne top. Hinten flop. Offensiv lief viel über die rechte Seite,  auf der Kimmich immer wieder mutig ins Eins-zu-Eins ging und gefährliche Flanken schlug. Defensiv war der Allrounder aber vielfach einen Schritt zu spät oder zu weit vom Gegenspieler entfernt. Seine missglückte Ballannahme in Minute 31 sowie seine Abseits-Aufhebung wenig später (43.) eröffneten dem DFB-Gegner zweimal beste Torchancen. Auch danach wurde die rechte Abwehrseite der Deutschen meist als Schwachstelle von den Italienern ausgemacht. Note: 3,0

Mittelfeld

Sami Khedira (bis 15.): Bittere Pille für den Mittelfeldmann. Der Abräumer von Juventus Turin musste nach einem Zweikampf mit Chiellini wegen Oberschenkelproblemen bereits nach einer Viertelstunde ausgewechselt werden. Bis dato hatte der 29-Jährige seine Rolle gut gespielt und anteilmäßig das schnelle Umschaltspiel der Italiener unterbunden. Ohne Note 

Mesut Özil: Der Kreativposten vom Arsenal FC wurde von dem italienischen Abwehrbollwerk fast vollständig aufs Abstellgleis gestellt. Vor allem Chiellini und Barzagli pressten früh und ließen den 27-Jährigen so gut wie nie zur Entfaltung kommen. Im entscheidenden Moment war der ehemalige Werderaner jedoch zur Stelle und erzielte die so unglaublich wichtige 1:0 Führung (65.). Setzte seinen Versuch vom Punkt im Elfmeterschießen an den Außenpfosten. Note: 3,5

Toni Kroos: Auch Real-Star Toni Kroos hatte Schwierigkeiten, gegen die eng stehenden Italiener die nötigen Lücken und Wege zu finden. Fiel in der ersten Hälfte zudem durch zwei höchst seltene Abspielfehler auf, die der Elf von Antonio Conte Möglichkeiten eröffneten. Beschränkte sich letztlich zumeist auf das Verteilen der Bälle und das Verschieben im deutschen Spiel. Note: 4,0

Bastian Schweinsteiger (ab 15.): Warf sich direkt nach seiner Einwechslung mit voller Motivation in die Partie. Der Mittelfeld-Motor investierte viel, ackerte sowohl in den Zweikämpfen als auch im Spiel nach vorne. Versuchte zeitweise mit Bällen hinter die Abwehr, den ziemlich abgemeldeten Toni Kroos zu ersetzen. Im Elfmeterschießen konnte der Kapitän als fünfter deutscher Schütze das Spiel entscheiden, jagte die Kugel jedoch über die Latte. Note: 2,5

Julian Draxler (ab 72.): Als überragender Mann aus dem Achtelfinale hatte Draxler nach seiner Hereinnahme einen schweren Stand gegen die mit dem Elfmetertor wieder angefixten Italiener. Kam selten in Eins-zu Eins-Situationen oder die von ihm so gefährlichen Dribblings. Zu steil gespielter Pass auf Müller bei der Riesen-Konterchance in der 109. Minute. Note: 3,0

Sturm

Mario Gómez (bis 72.): Mit dem Stürmer aus der SüperLig musste bereits der zweite Akteur der DFB-Mannschaft mit Oberschenkel-Problemen frühzeitig ausgewechselt werden. Trotzdem stellte Gómez auch in dieser Partie unter Beweis, welchen Wert er für die Nationalmannschaft bei diesem Turnier besitzt. Sein herausragender Pass auf Hector ermöglichte das 1:0. Nur wenige Augenblicke später machte er mit einem Hackenkunststück unmittelbar vor Buffon fast den Deckel drauf, doch der Routinier konnte die Kugel mit einem starken Reflex parieren. Note 2,0

Thomas Müller: Wo hakt es bei Thomas Müller? Erneut hatte der Bayern-Knipser zwei riesige Möglichkeiten und erneut ließ der Topstar beide Hochkaräter liegen. Dass das Ganze auch Kopfsache ist, wird immer wahrscheinlicher. In der Verlängerung holte Müller nochmal alles raus, spulte Kilometer um Kilometer ab, doch im Elfmeterschießen zeigte sich erneut das alte Lied vom EM-Fluch. Note: 4,0