04.09.2016 13:01 Uhr

Wales und Island beginnen bei Null

Gareth Bale wird auch in der WM-Qualifikation der Fixpunkt des walisischen Spiels sein
Gareth Bale wird auch in der WM-Qualifikation der Fixpunkt des walisischen Spiels sein

Die EURO-Festtage sind Geschichte, nun müssen sich die EM-Helden aus Wales und Island im grauen Alltag beweisen. Beide Nationen hoffen, dass die selbstentfachte Eurphorie sie nun auch zur WM-Endrunde tragen wird.

"Es war so besonders", sagte Wales-Coach Chris Coleman im Rückblick auf die Frankreich-Tour, die erst im Halbfinale gegen den späteren Europameister Portugal zu Ende ging. "Aber es ist vorbei, dieser Moment ist beendet. Wir müssen eine neue Welle der Begeisterung schaffen."

Die erste Chance dazu bietet sich Superstar Gareth Bale & Co. an diesem Montag im Auftaktspiel der WM-Qualifikation gegen Moldau. Der Stürmer vom Champions-League-Sieger Real Madrid soll die Waliser nach der EM-Premiere nun auch zum zweiten Mal nach 1958 zu einer WM-Endrunde führen. "Wir sind sehr glücklich, einen Spieler wie ihn in unseren Reihen zu haben", sagte Coleman. "Er ist ein Top-Spieler und sollte eine Inspiration für jeden Fußballer in Großbritannien sein."

Härteste Rivalen im Kampf um den Gruppensieg, der das Direkt-Ticket nach Russland bringt, dürften die EM-Teilnehmer Österreich und Irland sowie Serbien sein. Angesichts dieser Konkurrenz dämpft Coleman die Euphorie bei den Fans, die ihren Lieblingen nach der EM einen unvergesslichen Empfang in der Heimat bereitet hatten. "Ich glaube nicht, dass die Leute denken, wir segeln einfach so durch die Gruppe", sagte Coleman. "Aber es kann sein, dass sie von uns einen super-attraktiven Fußball erwarten und dass wir eine Menge Tore schießen. Wenn das klappt, wäre es großartig. Aber im Fußball läuft es nur selten so."

Island hat Angst vor dem Holland-Syndrom

Das wissen auch die Isländer, die bei ihrem EM-Debüt mit dem Vorstoß ins Viertelfinale ebenfalls für Furore sorgten. Trainer Heimir Hallgrímsson, der nach dem Rücktritt von Lars Lagerbäck nun allein die Geschicke leitet, warnte vor dem Aufgalopp am Montag in der Ukraine: "Es sind schon größere Nationen als Island nach einem guten Turnier schlecht in die nächste Qualifikation gestartet. Das beste Beispiel dafür sind die Holländer." Der WM-Dritte von 2014 hatte die EURO verpasst.

Dies soll den Mannen aus dem hohen Norden nicht passieren. "Die Qualifikation für eine WM wäre wohl der einzige Weg, das Erreichen der EURO noch zu überbieten. Es wäre natürlich fantastisch, zwei große Endrunden in Folge zu erreichen", sagte Abwehrspieler Kári Árnason. "Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können."

Allerdings weiß Hallgrímsson nicht so recht, welchen Leistungsstand sein Team hat. Im Gegensatz zu den meisten Rivalen verzichteten die Isländer auf ein Test-Länderspiel und trainierten lieber einige Tage in Frankfurt. "Viele Spieler haben am Ende der Transferperiode den Verein gewechselt. Außerdem waren wir bei der EM eine lange Zeit zusammen. Deshalb dachten wir, es ist wichtiger, eine entspannte Vorbereitung zu haben", erklärte Hallgrímsson.

Italien und Spanien optimistisch

Weniger entspannt ist die Stimmung in Italien, nachdem das Debüt von Neu-Trainer Giampiero Ventura beim 1:3 gegen den EM-Zweiten Frankreich daneben ging. "Als ich gefragt wurde, ob ich den Job machen würde, sagte man mir, dass ich wenig Zeit hätte. Aber das stimmte nicht. Ich hatte gar keine Zeit", klagte Ventura.

Dennoch blickt der 68-Jährige dem Auftakt am Montag in Israel zuversichtlich entgegen - zumal die Squadra Azzurra seit zehn Jahren kein Qualifikationsspiel mehr verloren hat. "Wir werden die Fehler, die wir gegen Frankreich gemacht haben, analysieren. Sie waren groß und nicht normal für unsere großartigen Verteidiger", sagte Ventura und fügte hinzu: "Mit allem Respekt, aber Israel ist nicht Frankreich, und ich bin sicher, dass wir dort eine sehr gute Leistung zeigen."

Optimismus herrscht beim schärfsten Gruppenrivalen Spanien. Die gelungene Premiere von Trainer Julen Lopetegui beim 2:0-Testsieg in Belgien hat die Katerstimmung nach dem frühen EM-Aus im Achtelfinale gegen Italien in eine Aufbruchstimmung umschlagen lassen. "Wir haben eine Unmenge Spaß gehabt", sagte Bayern-Profi Thiago. Das soll am Montag auch der Fußball-Zwerg Liechtenstein zu spüren bekommen.