25.04.2018 13:09 Uhr

5 Gründe: Darum stolpert Real gegen den FC Bayern

Mats Hummels und der FC Bayern wollen Luka Modric und Real im CL-Halbfinale stürzen
Mats Hummels und der FC Bayern wollen Luka Modric und Real im CL-Halbfinale stürzen

Zum 13. Mal treffen der FC Bayern München und Real Madrid am Mittwoch in einem Champions-League-Halbfinalspiel aufeinander. Sieben Mal setzten sich bisher die Münchner durch, vier Mal jubelten die Königlichen. Experten, Fans und Beteiligte rechnen mit einem 50:50-Duell, dabei gibt es mehr als nur einen Grund, der für den deutschen Rekordmeister spricht.

  • Die Statistik

Ob A-, B- oder C-Mannschaft, der FC Bayern präsentiert sich in den letzten Wochen wie eine perfekt geölte Maschine, die sowohl ansehnlichen Fußball wie gegen Leverkusen (6:2), Gladbach (5:0) und Besiktas (5:0), als auch Ergebnisse wie gegen Sevilla (2:1; 0:0) und Hannover (3:0) produzieren kann.

Offensiv wie defensiv steht das Team für das Beste, das der deutsche Fußball zu bieten hat. Allein im Jahr 2018 verbucht der FCB eine Trefferausbeute von 3,4 pro Spiel (68 Tore in 20 Pflichtspielen), lässt auf der anderen Seite aber nur 0,75 Gegentreffer pro Partie zu. Zum Vergleich: Real kassiert im Jahr 2018 1,24 Gegentore pro Spiel und blieb in nur fünf Spielen (von 25) gänzlich ohne Gegentreffer.

Ein weiterer Vorteil: Der FC Bayern darf zuerst in der Allianz Arena ran. Hier ist die Elf seit 22 Spielen ungeschlagen. Ein Spiel im Bernabéu wäre zweifellos die größere Hürde gewesen. Dort haben die Münchner in zwölf Partien nach 90 Minuten überhaupt nur zwei Mal die Nase vorne gehabt (2001, 2017). In den eigenen vier Wänden stehen dagegen neun Siege in zwölf Spielen zu Buche.

  • Leistungsträger in Top-Form

Ein weiterer Pluspunkt, der für den FC Bayern spricht: Sämtliche Leistungsträger der Münchner sind aktuell fit und auf dem Höhepunkt ihre Schaffens. Lewandowski traf in den letzten fünf Ligaspielen acht Mal, Thomas Müller sammelte im gleichen Zeitraum sechs Scorerpunkte und ist wieder der Unruhestifter, der jedes Abwehrschema sprengt.

Seitdem Klarheit über ihre Zukunft herrscht, nähern sich auch Arjen Robben und Franck Ribéry wieder ihrer Bestform. Im Mittelfeld bilden James Rodríguez und Javi Martínez ein spielfreudiges, torgefährliches und zweikampfstarkes Gespann. Hinten hält Sven Ulreich in der Regel das fest, was Boateng, Hummels, Süle und Co. ab und an durchlassen.

Aus Münchner Sicht hätte das Timing für ein Duell mit Real Madrid also kaum besser sein können.

  • Der Heynckes-Effekt

Bayerns Triple-Trainer ist das Puzzlestück, das die Mannschaft nach der Ancelotti-Ära wieder in die Spur geführt hat. Heynckes hat die Spieler auf seiner Seite, tritt einerseits als glänzender Kommunikator, gleichzeitig als gewiefter Taktiker auf. Dazu gibt er dem Team eine klare Linie vor, an der vom Platzwart bis zum Präsidenten niemand im Klub zweifelt.

Der 72-Jährige hat gestandenen Spielern wie Thomas Müller, Javi Martínez und James Rodríguez wieder neues Selbstbewusstsein eingeflößt und vermittelt Reservisten wie Sebastian Rudy, Corentin Tolisso und Sandro Wagner, dass auch sie gebraucht werden.

Unter Heynckes ist der große Traum vom Triple wieder zurückgekehrt. Etwas, das den ganzen Verein beflügelt. Ein Zustand, der unter Carlo Ancelotti noch undenkbar gewesen wäre.

  • Reals Schwächephase

Nach einem schwachen Halbjahr zu Saisonbeginn inklusive Niederlagen gegen Mannschaften wie Girona oder Leganés schienen sich die Königlichen im Frühjahr 2018 wieder gefangen zu haben. Auch bzw. vor allem dank der unglaublichen Serie von CR7 (26 Tore in 17 Spielen im Jahr 2018) mauserte sich Real zum Topfavoriten auf den Gewinn der Champions League.

In den letzten Wochen stotterte der Motor der Madrilenen jedoch bedenklich. Das Heimspiel gegen Juventus (1:3) überstand das Team nur mit viel Glück, in der Liga reichte es gegen Atlético und Bilbao jeweils nur zu einem 1:1. Einzig gegen Absteiger Málaga gab es einen knappen Sieg (2:1).

Sorgenfalten bereitet unter anderem die Formkrise, mit der zahlreiche Offensivkräfte zu kämpfen haben. Die einstige Torgefahr von Karim Benzema ist wie weggeblasen, das letzte Tor von Gareth Bale gegen eine echte Spitzenmannschaft gab es in der Saison 2016/17. Schwachstellen, die eine Mannschaft wie der FC Bayern womöglich schwer bestraft.

  • Die letzten Duelle:

Angeschlagene Leistungsträger (Boateng, Hummels, Lewandowski), zwei Platzverweise (Martínez, Vidal), ein verschossener Elfmeter (Vidal), ein regelwidriges Gegentor: Beim letzten Aufeinandertreffen lief - teils selbst-, teils fremdverschuldet - alles gegen den FC Bayern. Und doch brachten sie die Königlichen beinahe zu Fall.

Wurden die Münchner unter Pep Guardiola in der Saison 2013/14 noch von Real vorgeführt (0:1; 0:4), so demonstrierten sie im letzten Jahr, dass sie selbst unter widrigsten Bedingungen auf Augenhöhe mit dem spanischen Rekordmeister agieren können. Am Ende war es einzig und allein der Killerinstinkt von Cristiano Ronaldo (fünf Tore in zwei Spielen), der Real jubeln ließ.

So bitter das letzte Duell endete, so groß sollte das Selbstbewusstsein sein, das der FC Bayern aus den beiden Partien ziehen kann. Real Madrid ist zweifellos ein mächtiger, aber keinesfalls übermächtiger Gegner.

Christian Schenzel