28.05.2018 16:02 Uhr

Russland träumt von WM-Wunder - Wettanbieter Ladbrokes skeptisch

Stanislav Cherchesov ist Trainer der russischen Nationalmannschaft
Stanislav Cherchesov ist Trainer der russischen Nationalmannschaft

Erstmals ist Russland stolzer Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft - und das größte Land der Erde will die historische Rolle gut ausfüllen. Zu den Favoriten zählt die Sbornaja nicht. Das ist dem Nationaltrainer, der früher in Deutschland spielte, gerade recht.

Das rasselnde Tänzeln der Fußballschuhe auf dem Flur. Der Gang durch den elend langen Korridor. Schließlich der kurz geschorene Rasen. Winkende Hände grüßen eine brodelnde Kulisse. Unter dem roten Trikot klopft das Herz schneller. Endlich ist der Moment da. Donnerstag, 14. Juni 2018. Eröffnungsspiel der Heim-WM, Russland gegen Saudi-Arabien in Moskau. Der Beginn einer Erfolgsstory? Daran glauben nur wenige beim Gastgeber. Aber alle hoffen. Es ist diese Herausforderung, die das größte Land der Erde bewegt.

Vor zehn Jahren verzückte Russland bei der EURO 2008 die Sportwelt mit unbeschwertem Fußball. Die Elf um Andrey Arshavin und Roman Pavlyuchenko mischte Einfallsreichtum mit Technik und scheiterte erst im Halbfinale am späteren Turniersieger Spanien. Daran konnte die Sbornaja aber nicht anknüpfen. Zuletzt scheiterte das Team vor zwei Jahren bei der Europameisterschaft in Frankreich kläglich - begleitet von skandalösen Fan-Ausschreitungen. Nun soll die Heim-WM den russischen Fußball aus der Lethargie reißen.

Außerhalb Russlands werden große Zweifel daran angemeldet, dass das Gastgeber-Team eine sportlich nennenswerte Rolle spielen kann. Auch die großen Online-Buchmacher wie Ladbrokes sehen die Russen nur als Außenseiter an. Das mit älteste Online-Wettbüro lockt auch zur Fußball-WM mit einer Bonus-Aktion. Generell wir Ladbrokes positiv bewertet, wie eine ausführliche Analyse auf Betrugstest.com zeigt. 

Cherchesov liebt die Improvisation

Auf Platz 66 der FIFA-Weltrangliste steht Russland derzeit - so schlecht wie nie. Und die jüngsten Ergebnisse sind nicht unbedingt vielversprechend: gegen Frankreich 1:3, gegen Brasilien 0:3. Beim Confed-Cup im eigenen Land gab es im vergangenen Jahr Niederlagen gegen Portugal (0:1) und Mexiko (1:2) und nur einen Sieg gegen Neuseeland (2:0).

Und doch gelang es den Schützlingen von Trainer Stanislav Cherchesov, individuelle Klasse aufblitzen zu lassen. Ball halten, Tempo verschleppen, Risiko kleinhalten - so lautet Cherchesovs Devise. Und Russlands Fußballexperten murren wenig.

Cherchesov, einst Bundesliga-Torwart bei Dynamo Dresden, liebt die Improvisation. Seit er das Amt im Juli 2016 antrat, beherrscht die Mannschaft plötzliche Rhythmuswechsel. Der Coach will das Team nach und nach aus dem taktischen Würgegriff befreien. Die Hoffnung auf das Viertelfinale bei der Heim-WM lebt, geboren aus dem Debakel der EURO in Frankreich und aus Cherchesovs Strategie.