22.10.2013 10:35 Uhr

Salzburger Vergangenheitsbewältigung gegen Standard

Schiemer denkt noch oft an Standard:
Schiemer denkt noch oft an Standard: "Negativste Erinnerung meiner Karriere"

Der Stachel sitzt noch tief. 2:0 hatte Salzburg 2010 im Hinspiel bei Standard Lüttich geführt. Nach einer 2:3-Niederlage kam im Sechzehntelfinale der Europa League doch noch das Aus. Vor der Neuauflage des Duells am Donnerstag (ab 21:05 Uhr im weltfussball-Liveticker) riecht es nach Revanche. "Wir haben das nicht vergessen", versicherte Verteidiger Franz Schiemer. "Das ist vielleicht die negativste Erinnerung meiner Karriere."

Die Salzburger waren unter Trainer Huub Stevens mit sechs Siegen in sechs Spielen durch die Gruppenphase marschiert. Einem Doppelpack von Marc Janko folgte aber der Kollaps. Zu Hause kamen die Bullen trotz Dauerdrucks nicht über ein 0:0 hinaus. "Wir waren die bessere Mannschaft, daher war es auch so bitter", erinnerte Schiemer, der im Rückspiel wegen einer Gelbsperre zuschauen musste. "Wir hätten den Aufstieg verdient gehabt."

Salzburg fehlte es an Durchschlagskraft. "Die ist jetzt sicher besser als damals", meinte Schiemer. Vergleichen könne man die beiden Teams von damals und heute aber nur schwer. "Wir spielen jetzt einen komplett anderen Fußball. Damals waren wir sehr defensiv und kompakt, haben extrem auf Konter gespielt. Jetzt spielen wir ein enormes Angriffspressing und überzeugen auch spielerisch", erklärte der 27-Jährige, der seit 2009 in Salzburg unter Vertrag ist.

Standard mit dem Rücken zur Wand

Ihre Qualität haben die Salzburger zuletzt auch international gezeigt. Während sie mit zwei Siegen in Gruppe C auf Aufstiegskurs liegen, steht Standard mit nur einem Punkt aus zwei Spielen bereits mit dem Rücken zur Wand. "Das kann ein Vorteil für uns sein. Wir wollen das Aus von vor vier Jahren ausmerzen", betonte Schiemer. Die zweite Gelegenheit dazu bietet sich am 7. November in Lüttich.

"Wir haben eine unglaubliche Form im Moment", weiß Schiemer. Dadurch sei man in der Lage, jedem Gegner das eigene Spielsystem aufzuzwingen. "Wenn wir unser Spiel durchziehen, hat jede Mannschaft Probleme", sagte Schiemer. In der Liga scheint den Tabellenführer niemand stoppen zu können, Lüttich ist in Belgien aber ebenfalls Spitzenreiter. Im Europacup hat die Rotation Punkte gekostet.

"Wir wissen, was auf uns zukommt", versicherte Schiemer. "Sie werden ihr wahres Gesicht zeigen und das ist ein sehr gutes. Das ist vor allem offensiv eine extrem starke Mannschaft." Die Stürmer Imoh Ezekiel (19) und Michy Batshuayi (20) gelten als Rohdiamanten. "Der belgische Fußball ist im Aufwind", meinte Schiemer. Das betreffe nicht nur das Nationalteam, das sich eben erstmals seit 2002 für eine WM qualifiziert hat.

Schiemer: "Halbfinale als Ziel auszugeben, wäre weit weg von der Realität."

Dennoch wollen die Salzburger mit einem Heimsieg einen großen Schritt Richtung Aufstieg machen. Schiemer: "Der Hunger ist durch die letzte Saison nicht geringer geworden." Vorrangiges Ziel sei das Überstehen der Gruppenphase. "Natürlich träumen wir von mehr", gestand der Oberösterreicher. "Wir wissen, dass wir extrem großes Potenzial haben, aber wir müssen auf dem Boden bleiben. Das Halbfinale als Ziel auszugeben, wäre weit weg von der Realität."

Schiemer selbst hat am Samstag gegen Wacker Innsbruck (6:0) sein Comeback nach viermonatiger Verletzungspause gegeben. Einen Stammplatz zurückzuerobern, könnte dauern. "Ich bin ja nicht das erste Mal in dieser Situation", erinnerte der Routinier. "Der Konkurrenzkampf macht mich nur stärker." Durch den Spielfluss des Teams falle es leichter, wieder Tritt zu fassen. "Jeder einzelne Spieler kommt dadurch mehr zur Geltung."

Auch für das Nationalteam will sich Schiemer wieder empfehlen. "Körperlich bin ich auf sehr gutem Niveau. Vielleicht geht es sich für das nächste Spiel schon aus", meinte der Defensiv-Allrounder. Am 19. November geht es gegen die USA - Schiemer hofft wie viele seiner Kollegen mit Marcel Koller als Teamchef. "Es wäre schön, wenn es weitergeht. Wir wollen den Weg fortsetzen. Aber es ist legitim, dass auch der Teamchef über seine berufliche Zukunft nachdenkt."

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apa