11.09.2016 13:35 Uhr

Der harte Aufprall des SKN St. Pölten

Daniel Schütz ist die bislang die einzige Neuerwerbung des SKN, die zu überzeugen wusste
Daniel Schütz ist die bislang die einzige Neuerwerbung des SKN, die zu überzeugen wusste

Vom umjubelten Rekordaufsteiger zum Bundesliga-Kellerkind. Beim SKN St. Pölten schaut's derzeit düster aus. Von den zehn Neuerwerbungen ist mit Ausnahme von Daniel Schütz noch keine angekommen.

Vor dreieinhalb Monaten feierte der SKN St. Pölten noch euphorisch mit dem Erste-Liga-Punkterekord (80), den meisten geschossenen Toren (68) und den wenigsten erhaltenen (34) den Aufstieg. Nach nur sieben Runden in der Bundesliga herrscht bei den Niederösterreichern Ernüchterung, oder wie Andreas Dober es formuliert: "Wir sind in der Scheißgasse."

Vier Punkte haben die Wölfe erst geholt: Durch einen Last-Minute-Dreier gegen Admira Wacker und ein Remis in Mattersburg, das man vornehmlich der überragenden Leistung von Keeper Christoph Riegler zu verdanken hat. In den vergangenen zehn Jahren war zu diesem Zeitpunkt nur der Kapfenberger SV ein noch schlechterer Bundesliga-Aufsteiger. Die Falken verbuchten nach sieben Spieltagen lediglich zwei Zähler und stiegen am Ende ab.

Die 2:3-Niederlage des SKN gegen Ried am Samstagabend taten sich auch nur mehr 2.573 Zuschauer an, trotz diverser Eintritts-Aktionen dank TOTO, Jugend-Ermäßigungen oder Schulklassen-Einladungen, und das bei schönem Wetter und der enormen Bedeutung der Partie um die Rote Laterne. In der Ersten Liga wollten noch durchschnittlich 2.763 St. Pölten daheim spielen sehen.

Vielleicht hätte Sportdirektor Frenkie Schinkels doch aufhören sollen. Unmittelbar nach Fixierung des Aufstiegs hatte er ja Amtsmüdigkeit bzw. Überschneidungen aufgrund seiner zahlreichen Jobs beklagt, ehe er sich doch zum Weitermachen überreden ließ. Von seinen zehn Neuerwerbungen stand gegen die Innviertler lediglich Daniel Schütz in der Startelf.

Nimmt man noch Tomasz Wisio und Daniel Beichler dazu - die trotz laufender Verträge ihre Teilnahme am Profi-Training einklagen mussten - hat der SKN also eine Art "Zweitelf" am Lohnzettel, für die Trainer Karl Daxbacher wenig bis gar keine Verwendung hat. Obendrein wurde mit Cheikhou Dieng der beste Spieler abgegeben, der bei Medipol Başakşehir F.K in der SüperLig bislang übrigens erst zu einem Kurzeinsatz kam.
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Die Achse des Schreckens

Große Hoffnung setzte nicht nur Schinkels in die neuen Holländer - Verteidiger Kai Heerings, Mittelfeldspieler Jeroen Lumu und Stürmer Kevin Luckassen. Heerings genoss die Ajax-Schule. Lumu und Luckassen kickten in diversen niederlänischen Nachwuchs-Nationalteams. Hier bilden sie eine Achse des Schreckens.

Heerings wusste schon im ÖFB-Cup gegen den Kremser SC nicht zu überzeugen und war gegen Austria-Stürmer Olarenwaju Kayode heillos überfordert. Lumu zeigte bei drei Kurzeinsätzen nicht auf und der vermeintliche Sturmtank Luckassen (Bild) hat in 420 Einsatzminuten erst einen Schuss aufs Tor (gegen Austria) zustande gebracht. Seine Zweikampfquote ist mit 32 Prozent nahezu unteridisch. Vielleicht hätte es dem SKN doch zu denken geben sollen, dass Slovan Liberec dessen Vertrag vorzeitig aufgelöst hatte und ihm bei der Verabschiedung vor allem gesundheitlich alles Gute wünschte.

Selbst SKN-Langzeit-Trainer Martin Scherb (1/2007 bis 8/2013), der mit Schinkels eng befreundet ist, analysierte in einer Kolumne für "fussball-imnetz.at": "Die drei Holländer enttäuschen auf ganzer Linie und entsprechen in keinster Weise."

Christopher Drazan - mit dem Daxbacher beim LASK gut konnte - ist erneut verletzt. Alhassane Keita hat noch keinen Spielerpass. Der Stürmer konnte zumindest auf Zypern mit 13 Treffern den Klassenerhalt von Ermis Aradippou sichern. Allerdings: "Bei den Bayern haut auch nicht jeder Transfer gleich hin", zog Schinkels schon vor dem Ried-Spiel einen prominenten Vergleich. Der 53-Jährige gibt zu, dass "wir nur sechs Spieler mit Bundesliga-Erfahrung haben" und demnach alles noch Zeit brauche.

In den nächsten Wochen werden die Meisterschaftsaufgaben aber nicht leichter. Samstag müssen die Wölfe zum heimstarken WAC, anschließend kommt Rapid in die NV Arena, danach geht's für Dober und Co. ins Happel Stadion zur Austria.

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Thomas Schöpf