12.03.2020 15:02 Uhr

Bericht: UEFA stoppt Champions und Europa League

Die UEFA setzt wohl die Champions und Europa League aus
Die UEFA setzt wohl die Champions und Europa League aus

Real Madrid unter Quarantäne, Zwangspause in mehreren Topligen: Europas Fußball stürzt ins Corona-Chaos.

Die Champions League vor dem Abbruch, Real Madrid in Quarantäne, kein Ligabetrieb mehr in Spanien und Italien: Europas Fußball ist an einem schwarzen Donnerstag endgültig ins Corona-Chaos gestürzt. Fans auf dem gesamten Kontinent steht eine wochenlange Zwangspause bevor, deren Ende ebenso wenig in Sicht ist wie die Lösung zahlreicher logistischer Probleme.

Der wohl entscheidende Dominostein fiel am Mittag um 12:00 Uhr, als Spaniens Rekordmeister Real Madrid sein gesamtes Fußballteam, darunter Toni Kroos, in Quarantäne schickte. Vorausgegangen war ein positiver Test auf das Coronavirus bei einem Basketballer des Vereins, beide Teams teilen sich Trainingseinrichtungen. Damit war wie zuvor schon in Italien das lange befürchtete Horrorszenario eines infizierten Profis Realität geworden.

Die Reaktionen waren schnell und hart: Die spanische Liga stoppte ihren Spielbetrieb umgehend für zunächst zwei Wochen, zuvor waren "nur" Geisterspiele geplant gewesen. Italien hatte diesen Schritt schon eher gewagt, auch Länder wie Österreich, Schweiz, Rumänien oder die Slowakei stellten ihre Liga ein. Deutschland setzt dagegen - noch - auf Geisterspiele.

UEFA entscheidet spätestens am 17. März

Riesige Fragezeichen stehen somit hinter der Champions und der Europa League. Real soll am Dienstag im Achtelfinal-Rückspiel der Königsklasse bei Manchester City antreten, eine Austragung scheint derzeit ausgeschlossen. Ähnliches gilt für die Begegnung zwischen Juventus Turin und Olympique Lyon am gleichen Tag - auch Juve-Verteidiger Daniele Rugani war positiv getestet worden. In der Europa League fielen am Donnerstag bereits zwei Begegnungen mit italienischer Beteiligung aus, ein Nachholtermin ist nicht in Sicht.

Die Entscheidung über eine Aussetzung der geplanten Spiele wäre quasi ein Novum in der europäischen Königsklasse. In der Vergangenheit waren einmal acht Gruppenspiele nach den Terroranschlägen in New York am 11. September 2001 um eine Woche verschoben worden. Ansonsten hatte es meist nur Verschiebungen aufgrund von schlechten Witterungsbedingungen gegeben.

Die UEFA beruft des Weiteren wegen des Coronavirus eine Krisensitzung ein, in der es auch um die Fußball-EM gehen soll. Am kommenden Dienstag (17. März) sollen Vertreter von allen 55 Mitgliedsverbänden in einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen nach dem Ausbruch der Pandemie beraten, wie die UEFA mitteilte.

Thematisiert werden dabei neben der paneuropäischen EM, die von 12. Juni bis 12. Juli in zwölf Ländern stattfinden soll, auch "alle nationalen und europäischen Wettbewerbe".


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Auch in den nationalen Ligen stellt sich somit die drängende Frage nach dem weiteren Prozedere. Auf- und Abstiege müssen geklärt, Titel ausgespielt werden. Laut italienischen Medienberichten wollen die fünf größten europäischen Ligen (Deutschland, England, Spanien, Italien, Frankreich) die UEFA um eine Verlegung der EM bitten. Damit soll sichergestellt werden, die laufenden Saisons zu Ende spielen zu können - wann auch immer.

In Italien, wo das EM-Eröffnungsspiel zwischen der Türkei und Italien stattfinden sollte, wurde die Liga sogar bis zum 3. April komplett ausgesetzt. Noch am Dienstag hatte die UEFA zum wiederholten Male betont, dass sie trotz des Coronavirus am Terminkalender für die EURO festhalten wolle. "Es gibt keinen Grund, am geplanten Zeitplan etwas zu ändern", teilte der Verband auf "SID"-Anfrage mit und verwies darauf, dass noch keine Anträge auf eine Verschiebung des Turniers eingegangen seien.

Vorbild könnte Spanien sein, wo am Donnerstag alles ganz schnell ging. Nach einem Treffen des nationalen Verbandes und der Spieler-Gewerkschaft AFE herrschte Einigkeit darüber, dass die Notbremse gezogen werden muss. "Angesichts der Umstände bei Real und möglichen positiven Tests bei Spielern anderer Klubs sieht sich die Liga zu diesem Schritt gezwungen", hieß es.

Real hatte noch am Sonntag bei Betis Sevilla (1:2) gespielt. Das Virus könnte sich auch dort ausgebreitet haben. Seinen Weg durch Europas Fußball hat es ohnehin längst angetreten.