27.08.2020 12:26 Uhr

Terminchaos droht: Enger Kalender erlaubt kaum Spielraum

Die DFL will die
Die DFL will die "Mindestmaß an Pause aufrechterhalten"

Ein positiver Fall hier, ein anderer dort: Einige Vereine mussten in der Vorbereitung auf die neue Saison infizierte Spieler aus dem Verkehr ziehen. Sollte irgendwann einmal eine ganze Mannschaft in Quarantäne müssen, droht ein Terminchaos.

Eigentlich darf nichts schiefgehen. Nicht in Deutschland, aber auch nicht im Rest des Kontinents - Ausweichtermine sind schließlich kaum vorhanden. "Daher ist das Gebot der Stunde, sich an die Vorgaben zu halten und sich und andere so weit wie möglich zu schützen", fordert Sebastian Kehl. Komplett kann der Leiter der Lizenzspielerabteilung von Borussia Dortmund seine Befürchtungen aber nicht ausblenden.

Die Häufung positiver Corona-Fälle während der Vorbereitung auf die Saison in der Fußball-Bundesliga hat nämlich allen Beteiligten noch einmal vor Augen geführt, wie extrem der Rahmenterminkalender sein wird. Im schlimmsten Fall stehen Dortmund und den anderen Europacup-Teilnehmern in der gesamten Saison nur eine Handvoll Möglichkeiten für Nachholspiele zur Verfügung.

Und die können ganz schnell aufgebraucht sein, sollte eine Mannschaft wegen einer Corona-Infektion einmal vom zuständigen Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt werden. Das Beispiel Dynamo Dresden hatte in der vergangenen Spielzeit eindrucksvoll gezeigt, welche Herausforderungen da auf die Liga, das Team und die Gegner zukommen können. Reflexartig wurde von Wettbewerbsverzerrung gesprochen, Dresden hatte lange Zeit sogar rechtliche Schritte gegen den Abstieg in die 3. Liga angedroht.

Spiel als "größter Anspruch"

"Dresden war ein extremes Beispiel", sagte Kehl im "SID"-Interview. Der 40-Jährige hofft, dass kein Team im Verlauf der Saison aussetzen muss und alle "wachsam sind und das Thema ernst nehmen". Das Problem: Für die Europacup-Starter könnte das nicht einmal ausreichen.

Wenn Dortmund, Bayern München und Co. unter der Woche in Frankreich, Italien, auf dem Balkan oder sonstwo spielen müssen, ist die Gefahr einer Ansteckung noch größer. Zudem müssen die Bundesligisten aber auch hoffen, dass ihr Gegner nicht aus dem Verkehr gezogen wird. Der wiederum ist angewiesen auf die nationalen Konkurrenten - ein gefährlicher Rattenschwanz.

Wegen einiger positiver Corona-Fälle hatte etwa Israels Gesundheitsministerium am Donnerstag angeordnet, ein geplantes Europa-League-Qualifikationsspiel abzusagen. Ähnliche Umstände könnten irgendwann auch für die Bundesligisten zum Problem werden. "Der Spielplan in der kommenden Saison wird ohnehin der größte Anspruch an Fußballer werden, seitdem es die Bundesliga gibt", hatte zuletzt bereits Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei "Sport1" wegen der Belastung gesagt.

DFL will "Mindestmaß an Pause aufrechterhalten"

Die Bayern könnte es tatsächlich am härtesten treffen, ihnen wird die größte Chance am Einzug in die zwei Endspiele im DFB-Pokal und der Champions League eingeräumt - was gleichbedeutend wäre mit unfassbar vielen Englischen Wochen. Beim Triple-Gewinner kommen zudem der deutsche und europäische Supercup hinzu

 "Der Spielplan wird so dicht gedrängt sein wie nie zuvor", sagte Rummenigge, der zudem von einem "Galopp" von einem Spiel zum anderen sprach.

Weil es wegen der bereits verschobenen EM-Endrunde und der Länderspiele aber keine andere Möglichkeit gab, sah sich die für den Rahmenterminkalender zuständige Deutsche Fußball Liga (DFL) auch keiner nennenswerten Kritik ausgesetzt. Sie hat ja schließlich alles getan, um den Spielern zumindest ein bisschen Erholung zu verschaffen.

"Erst recht in dieser Saison mit großen Belastungen wollen wir ein Mindestmaß an Pause aufrechterhalten", sagte DFL-Boss Christian Seifert im "Welt"-Interview, als er eine Winterpause garantierte. Die wird aber natürlich kürzer sein als sonst - der enge Kalender lässt nichts anderes zu.