18.09.2020 13:30 Uhr

Alle Augen auf Andrea: Serie A startet in die neue Saison

Alle Augen sind auf Juve-Trainer Andrea Pirlo gerichtet
Alle Augen sind auf Juve-Trainer Andrea Pirlo gerichtet

Die italienische Serie A startet ohne Zuschauer in die neue Saison. Juventus Turin will Titel "Numero 10" in Serie holen - und erhofft sich mehr Spektakel durch den neuen Trainer.

Seine neue Aufgabe hat schon ein wenig von einem Himmelfahrtskommando, doch Andrea Pirlo weiß, worauf er sich da einlässt. "Ich weiß, dass ich gewinnen muss. Das war schon als Spieler so, und das wird auch als Trainer so sein." Aber: Pirlo muss nicht nur gewinnen, er muss Rekordmeister Juventus Turin nicht nur zu "Numero 10", zum zehnten Titel nacheinander in der Serie A führen. Er soll der Alten Dame gefälligst auch gleich so eine Art Frischzellenkur verpassen.

Die neue Saison wird die "mysteriöseste Meisterschaft der Geschichte" werden, behauptet die "Gazzetta dello Sport". Doch das scheint übertrieben. Das einzige Mysterium wird wohl sein, ob der Frischling Pirlo, Weltmeister von 2006 und als Spieler mit lässiger Eleganz und einem Zauberfuß gesegnet, als Trainer taugt. Zunächst war für ihn eine Art Lehrzeit als Coach der U23 geplant. Doch nach dem Rauswurf von Maurizio Sarri fängt der 41 Jahre alte Debütant eben ganz oben an.

Die erforderliche Trainerlizenz hat Pirlo erst zu Beginn der Woche erhalten, am Sonntagabend sind seine Fähigkeiten gegen Sampdoria Genau erstmals gefragt. "Ich denke", versichert er, "dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Platz bin."

Serie A als Paradies für "Rentner"

Das wird sich spätestens in der K.o.-Phase der Champions League zeigen: Sarri musste ja auch wegen des Scheiterns im Achtelfinale der Königsklasse gegen Olympique Lyon gehen, womöglich ist dann auch der Welpenschutz für Pirlo aufgebraucht.

Pirlo soll nicht nur Erfolg garantieren, er soll Juve auch lebendiger, moderner spielen lassen. Davon muss er vor allem Cristiano Ronaldo überzeugen - mit 35 Jahren ist der freilich nicht mehr der Jüngste. Wie die Serie A ohnehin zum Paradies für Rentner wird: Franck Ribéry (37) geht bereits in seine zweite Saison in Florenz, Milan hat den Vertrag mit Zlatan Ibrahimovic (38) verlängert.

Juventus hat sich auch aus finanziellen Erwägungen von ein paar teuren Spielern getrennt: Blaise Matuidi (33) ging zu Inter - zu Inter Miami, dem Klub von David Beckham. Dorthin folgen könnte Gonzalo Higuain (33). Noch gehen soll auch Sami Khedira: Der aber mag sich nicht abschieben lassen und bleibt zunächst neben Neu-Nationalspieler Robin Gosens (Atalanta Bergamo) einer von neun Deutschen in der Serie A. Neu sind Arthur (FC Barcelona/72 Millionen Euro) und Weston McKennie (Schalke 04/bis zu 30 Millionen Euro).

Italienische Klubs kämpfen gegen die Krise

Juve gilt als designierter Meister, nur Inter Mailand scheint gerüstet, die Liga bis zum Schluss spannend zu halten. Der Europa-League-Finalist lag in der vergangenen Saison nur einen Punkt hinter den Turinern. Prominentester Neuzugang ist bislang Achraf Hakimi, zuletzt von Real Madrid an Borussia Dortmund ausgeliehen. Nach wie vor nur im Gespräch ist Arturo Vidal (33) und neuerdings Luis Suárez (33), dessen Wechsel zur Juve nicht klappte.

Dass vorerst nur eine kleine Anzahl an Zuschauern zugelassen sind, trifft die ohnehin hoch verschuldeten italienische Klubs hart. Für die Saison 2019/2020 erwartet die Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore" ein Gesamtdefizit der 20 Erstligisten von 350 Millionen Euro. Frisches Geld erwarten die 20 Serie-A-Klubs vom Verkauf von zehn Prozent der Anteile an ihrer neuen Mediengesellschaft. Zwei Investorengruppen bieten mit. Die Angebote liegen bei 1,35 und 1,63 Milliarden Euro.