19.09.2022 15:03 Uhr

Russland fordert brisante Sanktionen für Ukraine-Trainer

Oleksandr Petrakov ist seit 2021 Nationaltrainer der Ukraine
Oleksandr Petrakov ist seit 2021 Nationaltrainer der Ukraine

Aufregung im osteuropäischen Fußball: Der russische Fußballverband RFS will eine Sperre des ukrainischen Nationaltrainers Oleksandr Petrakov erwirken. Dieser hatte sich im Frühjahr dazu bereit erklärt, im Angriffskrieg gegen Russland zu kämpfen und seine Heimatstadt Kiev mit Waffengewalt zu verteidigen.

Die brisanten Aussagen von Ukraines Nationalcoach Petrakov liegen schon fünf Monate zurück. Im April, wenige Wochen nach dem Start der russischen Invasion im Nachbarland, sagte der Trainer gegenüber dem englischen "Guardian": "Wenn sie nach Kiev kommen, werde ich eine Waffe in die Hand nehmen und meine Stadt verteidigen. Ich glaube, ich könnte zwei oder drei Feinde ausschalten."

Außerdem forderte Petrakov, den "Feind Russland" vom internationalen Sport auszuschließen. Der 65-Jährige hatte im Frühjahr eine Aufnahme in die ukrainische Armee ersucht. Wegen seines Alters und mangelnder militärische Erfahrung wurde dem Coach davon abgeraten. 

Der russische Fußballverband hat nun mit Verzögerung auf Petrakovs Aussagen reagiert. RFS-Generalsekretär Denis Rogachev beschuldigt den ukrainischen Trainer, seine Landsleute diskriminiert zu haben und wirft ihm Verstöße gegen den Verhaltenskodex vor. Die UEFA solle einschreiten und Sanktionen verhängen, fordert der Verband.

Russland fordert Sanktionen - und verschweigt den eigenen Angriffskrieg

Petrakov habe "zu Gewalt und öffentlichem Hass aufgerufen" und gegen "das Prinzip der politischen Neutralität verstoßen", heißt es in dem Schreiben an die UEFA, das dem "Guardian" vorliegt. Rogachev spricht demnach jedoch in keinem Wort über den eigentlichen Auslöser der Aussagen, den russischen Angriffskrieg unter Präsident Putin.

Ein ukrainischer Sprecher reagierte und fragte rhetorisch: "Von welcher Art von Diskriminierung kann man bei einer Nation sprechen, die vorsätzlich einen Völkermord begeht?" Die UEFA selbst äußerte sich bislang nur nebulös: "Wir können uns nicht zu einzelnen Fällen äußern. Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Informationen, die wir geben können", wird ein Sprecher zitiert.

Die Ukraine verpasste unter Petrakov das WM-Ticket denkbar knapp. In der entscheidenden Playoff-Runde verlor das Team durch ein Eigentor des ehemaligen BVB-Spielers Andrey Yarmolenko mit 0:1 gegen Wales.

Die russische Nationalmannschaft hingegen wurde ebenso wie die russischen Vereine von der UEFA und der FIFA für alle internationalen Wettbewerbe gesperrt.