08.07.2014 14:53 Uhr

Higuain zahlt Vertrauen zurück

"El Pipita" in Anlehnung an seinen Vater

Sein Torinstinkt hat schon das Viertelfinale gegen Belgien (1:0) entschieden. Davor war Argentiniens Mittelstürmer Gonzalo Higuain bei dieser Fußball-WM lange Zeit nur ein Phantom gewesen. Mehr als 500 Minuten lief der 26-Jährige vom SSC Napoli einem Treffer für die "Albiceleste" nach. Ihn ins Spiel zu bringen, könnte auch am Mittwoch im WM-Halbfinale gegen die Niederlande ein Schlüssel werden.

Higuain ist ein ausgewiesener Goalgetter. Viele Chancen braucht er nicht. 22 Länderspieltore hat "El Pipita" (die kleine Pfeife), wie er in Anlehnung an seinen Vater genannt wird, bereits auf der Habenseite - trotz der jüngsten Durststrecke, seiner bisher längsten im Nationalteam. "Ich habe gewusst, dass das Tor kommen würde", versicherte Higuain. "Jetzt gehen wir weiter Schritt für Schritt. Argentinien war lange nicht im Halbfinale, daher müssen wir es genießen."

Der Angreifer war mit einer Knöchelverletzung ins Turnier gegangen, Teamchef Alejandro Sabella schenkte ihm dennoch in allen fünf Partien das Vertrauen. Die Geduld sollte sich bezahlt machen. "Er hat nach seiner Verletzung ein paar Kilometer gebraucht", erklärte Sabella. Schon im Achtelfinale gegen die Schweiz (1:0 n.V.) sei Higuain der Mann gewesen, der am meisten gelaufen sei. "Er trifft nicht nur, er arbeitet auch für das Team. Das ist wichtig."

Die mit 1,84 Meter gar nicht so kleine Pfeife vermag es, sich unterzuordnen - in einer um Superstar Lionel Messi aufgebauten Mannschaft nicht unwichtig. Higuain gilt als bodenständig und zurückhaltend. Trotz einer enorm hohen Trefferquote (107 Ligatore in sechs Jahren) musste er sich im Sommer 2013 aus dem Starensemble von Real Madrid verabschieden.

Lange Zeit war über einen Wechsel zu Arsenal spekuliert worden, letztendlich schlug Napoli für kolportierte 37 Mio. Euro zu. Für die Italiener erzielte Higuain in der abgelaufenen Saison 24 Pflichtspieltreffer. Zu Real war der beim Traditionsclub River Plate in Buenos Aires ausgebildete Angreifer bereits 2007 mit 19 Jahren gekommen.

Les Bleus waren nie ein Thema

Geboren wurde "Pipita" aber nicht in der argentinischen Hauptstadt, sondern in Brest. Sein Vater Jorge, der wegen seiner großen Nase in der Heimat liebevoll "El Pipa" (Pfeife) genannt wurde, war als Fußball-Profi ein Jahr in Frankreich tätig. Der Junior verfügt daher auch über einen französischen Pass, gilt in der EU wie zahlreiche andere Argentinier mit italienischen oder spanischen Wurzeln nicht als Ausländer.

Für Frankreich zu spielen war für Higuain trotz einer entsprechenden Einladung nie ein Thema. Er spricht auch kein Französisch. Bereits mit 10 Monaten kehrte er mit seiner Familie in die Heimat zurück. Sein älterer Bruder Federico spielt ebenfalls Fußball - derzeit in der nordamerikanischen Profiliga MLS für Columbus Crew. Für Argentinien debütierte Higuain 2007. Bereits bei der WM 2010 hat er in vierfacher Ausführung getroffen.

Nun will er an der Seite von Messi ins Finale. "Diese Gruppe verdient es", meinte Higuain. Auf einen, der ihn immer inspiriert hat, vergaß der argentinische Stoßstürmer aber auch vor dem vielleicht wichtigsten Spiel seiner Karriere nicht: den am Montag verstorbenen Alfredo Di Stefano. "Er war ein Großer, danke für alles", schrieb Higuain auf Twitter. Die Real-Legende war wie er bei River Plate groß geworden.

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apa