09.09.2014 11:21 Uhr

Neue EM-Qualifikation geht unter

Die UEFA hat zumindest in Deutschland ein Eigentor geschossen. Die "Entzerrung" der Qualifikationsspiele zur nächsten Europa- und Weltmeisterschaft ist kommerziell danebengegangen, die Werbe-Offensive für die "schönste Nebensache der Welt" verpufft.

Rief schon die Ausweitung der EM auf 24 Teilnehmer (bei 54 UEFA-Mitgliedern) die Kritik hervor, die anderthalbjährige Qualifikation verkomme zu einer Tingel-Tangel-Tournee, so ist die Streckung der Quali-Spiele auf sechs Tage pro Woche hierzulande ein Schlag ins Wasser.

Der Plan, jeden Tag Fußball zeigen zu lassen und so die Einnahmen zu vermehren, geht nicht auf. Theoretisch hätten "Sky" oder "Sport1" die Internet-Angebote sowie Eurosport die notwendige Abspielfläche gehabt. Aber die Vermarktungsagentur CAA Eleven, die im Auftrag der UEFA die weltweite Zentralvermarktung der "Qualifier", wie sie offiziell heißen, übernommen hat, war wohl zu gierig. Jedenfalls teilte sie mit, dass kein Interessent erfolgreich war.

Pakete statt einzelner Spiele

Der große Fehler war offenbar, nur Pakete und nicht einzelne Spiele angeboten zu haben. Bei Sky ist zu hören, dass wegen Russland gegen Liechtenstein kein Mensch ein Abo abschließe. Und die türkische Gemeinde in Deutschland schaue via Satellit eben einen türkischen Sender.

"Eurosport" hatte in der Vergangenheit ein Highlight-Programm im Angebot, aber auch das ist verschwunden. Wenn die Top-Spiele an sechs verschiedenen Tagen stattfinden, wird der Verkauf von "Highlights" auch zur Qual. Schweiz gegen England am Montag wäre ja noch etwas für eine Zusammenfassung gewesen, Tschechien gegen Niederlande am Dienstag auch.

Alles nach einem Deutschland-Spiel. Aber jeden Abend für Fußball freischaufeln? Das kann sich kein Vollprogramm erlauben.

Interesse war da

Laut dem Fachmagazin Sponsors sollen die beiden Spartensender "Sport1" und "Sportdigital" an den Qualifikations-Rechten interessiert gewesen sein. Bei Constantin Medien, dem Eigentümer der "Sport1"-Gruppe, will man gescheiterte Verhandlungen nicht kommentieren, bestätigt nicht einmal, dass Verhandlungen überhaupt stattgefunden haben.

So landeten die Rechte nicht nur für die Deutschland-Spiele, sondern für die ganze "Qualifier-Woche" bei der "RTL"-Gruppe. Aber auch da reichen der Programmdirektion die vier Stunden rund um Joachim Löws Mannschaft. Die Spiele an den anderen Tagen werden, so Sprecher Matthias Bolhöfer, in den Nachrichten der Sender der "RTL"-Gruppe - also auch ntv - abgehandelt, "ohne dass wir eine Verpflichtung haben, alle Spiele in Ausschnitten zu zeigen".

Zu gierig und nicht die erwünschte Reichweite - die UEFA hat sich prächtig verkalkuliert.

sid