10.10.2014 07:35 Uhr

EM-Devise: Nachlegen im Hexenkessel!

Die mitgereisten Fans durften sich in Chisinau über einen Auswärtssieg freuen - gegen Montenegro sind auch sie gefordert
Die mitgereisten Fans durften sich in Chisinau über einen Auswärtssieg freuen - gegen Montenegro sind auch sie gefordert

Der Kurs stimmt! Österreich hat am Donnerstagabend mit dem 2:1-Auswärtserfolg in der Republik Moldau drei ganz wichtige Punkte auf dem Weg zur Europameisterschaft 2016 gemacht. Nun gibt es die nächste Devise: Nachlegen! Im Heimspiel gegen Montenegro braucht das ÖFB-Team dazu auch den Rückhalt durch den zwölften Mann, es wird ihn mit Sicherheit geben.

Am Sonntag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) benötigt Österreich im Prater einen Hexenkessel. Mehr als 40.000 Karten sind bereits abgesetzt, ein ausverkauftes Ernst Happel-Stadion wäre ganz wichtig, denn ein Faktum spricht in der Gruppe G klar für die rot-weiß-rote Nationalmannschaft: Der größte Rückhalt durch das Publikum. Man kann auch Gegner und Schiedsrichter beeinflussen: Es wird ein Heimspiel. "Die Unterstützung und die Stimmung in Wien ist unglaublich. Dies ist für mich mit die schönste Erfahrung hier", freute sich ÖFB-Teamchef Marcel Koller bereits auf bebende Tribünen.

Während Österreich nach dem 2:1-Sieg in Chișinău am Freitag mit dem ersten vollen Erfolg im Gepäck den Heimflug antreten kann, kommt der nächste Gegner Montenegro angeknackst nach Wien. Beim sensationellen 0:0 in Liechtenstein ließ die Mannschaft der Superstars Stevan Jovetić und Mirko Vučinić (wurde erst zur Pause eingewechselt) völlig überraschend zwei Punkte liegen.

Auch das Momentum ist auf der Seite der Hausherren. Doch die Wahrheit liegt auf dem Platz und dort sind ÖFB-Juwel David Alaba und Co. am Sonntag erneut gefordert.

Drei Punkte gewonnen, Marc Janko verloren

Die Stimmung in Chișinău passte. Fußball ist eben ein Sport der Ergebnisse. Tore von David Alaba (11./Elfmeter) und Marc Janko (51.) brachten bei einem Gegentreffer von Alexandru Dedov (27./Elfmeter) die angestrebten drei Punkte ein. Hätte Eugeniu Sidorenco in der Nachspielzeit den Ball nicht über das Tor geknallt, wären viele Schwächephasen des Nationalteams in den Mittelpunkt der Kritik gerückt.

So aber überwog bei Teamchef Marcel Koller in seiner Analyse bei der Pressekonferenz die "Freude über den Sieg. Es war das erwartet unangenehme Auswärtsspiel." Der Schweizer brachte jedoch im nächsten Satz sofort den Wermutstropfen des späten Abends zur Sprache: "Weit weniger erfreulich ist natürlich die Rote Karte für Marc Janko. Jetzt fehlt er uns wegen seiner Sperre gegen Montenegro."

Der Australien-Legionär ließ sich im Finish zu einer - leichten - Tätlichkeit gegen Ex-Kapfenberg-Tormann Ilie Cebanu hinreißen. Jetzt braucht Österreich im Happel-Stadion einen neuen Mann für die vorderste Front: Logisch wäre dabei Rubin Okotie, der aktuell bei 1860 München als Torjäger glänzt. Weitere Alternativen wären Lukas Hinterseer oder die Variante einer "falschen Neun" mit Marcel Sabitzer.

"Ich habe mir schon kurz nach der Roten Karte überlegt, was es jetzt für Sonntag bedeutet. Die Option mit Okotie ist mir dabei durch den Kopf gegangen, aber dann habe ich mich wieder auf das Spiel hier in Moldau konzentriert", meinte Koller mit einem Schmunzeln.
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Die Bitte um mehr Qualität

Weit weniger schmunzelnd nahm der Teamchef jene Phasen seiner Mannschaft zur Kenntnis, die ihm gar nicht gefallen haben. "Wir hatten zu viele leichte Ballverluste. In der Pause habe ich die Spieler deshalb gebeten, dass sie noch konzentrierter sind. Wir brauchen mehr Qualität. Bei den Pässen, aber auch bei den Abspielmöglichkeiten. Anbieten, damit man den Ball bekommt und den Mitspieler so unterstützt, damit sich der leichter tut."

Anbieten und unterstützen so wie David Alaba. Der Superstar des FC Bayern München hatte es vor dem Spiel gegenüber weltfussball auf den Punkt gebracht: "Ja, ich will in der Nationalmannschaft noch mehr Verantwortung übernehmen. Aber speziell dort wo es zählt: Auf dem Platz!" Er spielte genauso, wie er es sagte. Mit 22 Jahren ist er bereits das Herz und Hirn der Mannschaft. Danke lieber Fußballgott, dass dieser Bub Österreicher ist.

Gemeinsam mit dem ruhenden Abwehrboss Aleksandar Dragović sowie Laufmaschine Julian Baumgartlinger bildet David Alaba das zentrale rot-weiß-rote Grundgerüst. Zlatko Junuzović hingegen fand diesmal nicht ideal ins Spiel, eine Steigerung für Sonntag ist erwünscht. Wie auf der rechten Offensivposition, wo Marcel Sabitzer vor und Martin Harnik nach der Pause einander mit ihren schwachen Leistungen Konkurrenz machten.

Auch bei Marko Arnautović, der jedoch über links weit mehr Aktionen zeigte als seine Gegenüber auf der anderen Seite, muss endlich in den Kopf: Aus seinen Möglichkeiten muss man mehr machen! Diese technischen Fähigkeiten verpflichten. Doch es soll auch nicht unerwähnt bleiben: Er rackerte nach hinten, setzte seinen Körper ein und war so sehr wichtig. Einige "VIP-Fans" wollten ihn zum "bad boy" und "Versager" stempeln, andere verteidigten den England-Legionär: Wortgefechte auf der Haupttribüne.

Die mitgereisten "normalen" Österreich-Fans hingegen feierten ihr Nationalteam mit Auswärtssieg-Chorälen. Am Sonntag erhalten sie Unterstützung von mehr als 40.000 Stimmbändern.    

Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle der ÖFB-Gruppe
>> 2:1! Österreich erkämpft sich Sieg in Moldau

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Chișinău