11.04.2018 13:20 Uhr

Bayern-Herzstück James: Ancelotti sei Dank!

James Rodríguez ist beim FC Bayern München längst angekommen
James Rodríguez ist beim FC Bayern München längst angekommen

Vielseitig, torgefährlich und technisch nahe an der Perfektion: James Rodríguez hat sich beim FC Bayern München nach zähem Saisonbeginn zum Schlüsselspieler und Herzstück im Mittelfeld entwickelt. Ein wahrer Glücksgriff für den neuen Deutschen Fußball-Meister, der sich dafür nicht zuletzt auch bei Ex-Trainer Carlo Ancelotti bedanken darf.

"Das war ein sehr, sehr guter Transfer", klopfte sich Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Abflug nach Sevilla auch ein wenig selbst auf die Schulter.

Die Münchner reisten nach der 6:0-Machtdemonstration gegen den alten Rivalen Borussia Dortmund gerade zum Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals. James Rodríguez war gegen den BVB einmal mehr stärkster Akteur auf dem Rasen, zog die Fäden im Mittelfeld nach Belieben.

In den letzten sieben Bundesliga-Spielen war der 26-Jährige zudem an gleich zehn Toren direkt beteiligt. Sein Einfluss auf das Spiel der Bayern könnte in dieser heißen Phase der Saison größer nicht sein.

Nach dem 2:1-Auswärtssieg in Sevilla tütete James mit seinem Team am 29. Bundesliga-Spieltag dank des 4:1 in Augsburg auch noch die 28. Meisterschaft der Vereinsgeschichte ein. Der Kolumbianer avancierte mit einem Treffer und einem Assist übrigens zum Matchwinner, wie sollte es anders sein.

Vielseitig, torgefährlich und ballsicher: James überzeugt

James Rodríguez brilliert unter Trainer Jupp Heynckes gleich auf mehreren Positionen im Kader. Gegen Dortmund agierte er auf der Doppel-Sechs mit Javi Martínez und zog dem BVB-Mittelfeld dort nach allen Regeln der Kunst den Zahn. Eine taktische Glanzleistung, die manch einer dem Kolumbianer so zuvor nicht zugetraut hatte.

In offensiver Rolle wirbelt der 62-fache Nationalspieler gerne über die linke Seite, um dann immer wieder die Bälle in der Zentrale anzufordern. Nach den Abwehrspielern Hummels (87 Kontakte), Boateng (84) und Kimmich (81) hat kein anderer Bayern-Profi mehr Ballkontakte pro Spiel in der Liga als James (72). Eine 90-prozentige Passquote gibt es bei ihm inklusive.

Mit seinem Drang in die Spitze taucht die Leihgabe von Real Madrid auch vor dem gegnerischen Tor auf. Entweder, um selbst abzuschließen oder um den entscheidenden Pass zum Erfolg zu liefern. 16 Scorerpunkte (sechs Tore, zehn Assists) in 19 Liga-Partien zeugen von dieser Qualität.

Rummenigge bedankt sich bei Ancelotti

Der kolumbianische Superstar kam im vergangenen Sommer zum FC Bayern München, auf Anraten von Carlo Ancelotti. Der Italiener hatte mit dem Offensivkünstler schon zu Zeiten bei Real Madrid zusammengearbeitet und bekam seinen Wunsch-Transfer.

James wechselte für zwei Jahre an die Säbener Straße, 13 Millionen Euro Leihgebühr berappten die Münchner für ihn. "Dazu muss ich Carlo Ancelotti noch einmal beglückwünschen", grüßte Rummenigge den längst gefeuerten Trainer erfreut.

Ancelotti hatte James' Potenzial von Anfang an erkannt, vermochte es allerdings nicht, die Qualitäten seines Wunschspielers zu Saisonbeginn gänzlich zur Geltung zu bringen. Auch aufgrund des verletzungsbedingt verpassten Saisonstarts zeigte der Neuzugang erst unter Heynckes nach und nach seine Stärken. Der Startschuss: das 2:0 der Bayern im richtungsweisenden Hinrunden-Duell gegen RB Leipzig.

Denn James wirbelte auf der linken Außenbahn, eröffnete Chance um Chance und zeigte eine Reihe torgefährlicher Abschlüsse. Sein Treffer zum 1:0 ebnete den Weg zum Sieg - und nicht zuletzt zur Meisterschaft.

Nach der Übernahme der Tabellenführung an jenem zehnten Spieltag sollte der Branchenprimus aus München diese für den Rest der Saison nicht mehr hergeben.

Heynckes schwärmt: "James ist ein fantasievoller Fußballer"

"Ich glaube, ich kann dieser Mannschaft helfen", orakelte der Matchwinner damals. James, nach dem Ancelotti-Aus von einigen bereits abgeschrieben, sollte Recht behalten.

"Er hat ein prima Spiel gemacht, sehr mannschaftsdienlich gespielt und nach hinten gearbeitet", lobte Heynckes nach dem Leipzig-Spiel: "James ist ein fantasievoller Fußballer."

Die Qualitäten des variablen Linksfußes wird sich der FC Bayern aller Voraussicht nach auf lange Sicht sichern. Jüngste Medienberichte aus Spanien, die Münchner hätten die feste Verpflichtung des Kolumbianers bereits unter Dach und Fach gebracht, unterstützen diese Tendenz.

Eine Kaufoption in Höhe von 42 Millionen Euro müsste gezogen werden, um James auch nach der kommenden Saison im Münchner Trikot zu halten. Er wäre damit automatisch Bayerns neuer Rekordtransfer.

In den entscheidenden letzten Wochen der Saison geht es für Heynckes, James Rodríguez und die Bayern um nichts weniger als das Triple. Zunächst soll im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Sevilla am Mittwoch der nächste Schritt zum Henkelpott gemacht werden.  Knapp eine Woche später wartet Bayer 04 Leverkusen im Halbfinale des DFB-Pokals.

Mit einem James Rodríguez in Topform scheinen drei Titel für den FC Bayern zumindest möglich.

Gerrit Kleiböhmer