21.11.2013 12:20 Uhr

Freud und Leid: Die Bundesliga auf dem Weg nach Brasilien

Jubel in Blau: Vedad Ibišević (l.) und Sejad Salihović feiern Bosniens erste WM-Teilnahme
Jubel in Blau: Vedad Ibišević (l.) und Sejad Salihović feiern Bosniens erste WM-Teilnahme

Seit 2008 spielt die Bundesliga bei großen Turnieren immer ganz vorne mit. Bei der WM 2010 stellte das Oberhaus nach England und Italien das drittgrößte Spieler-Kontingent. Und 2014? Wer aus Deutschlands erster Liga wird neben den bekannten Stars dabei sein? Und in welchen Nationalteams stecken besonders viele Bundesligaspieler?

Wenn der Weltfußball im kommenden Sommer in Brasilien sein nächstes großes Fest feiern wird, ist erneut damit zu rechnen, dass eine stattliche Zahl der Party-Teilnehmer in der Bundesliga ihren Alltagsgeschäften nachgeht. Das wird natürlich besonders auf die Mannschaft von Jogi Löw zutreffen, gilt aber auch für Teams vom anderen Ende der Welt. So wurden während der Qualifikationsphase vor allem in die japanische Auswahl immer wieder eine Vielzahl von Bundesligaprofis berufen.

Gleich neun hierzulande unter Vertrag stehende Profis sind zum Einsatz gekommen. Allen voran absolvierten Shinji Okazaki vom FSV Mainz (14 Einsätze ) und der Nürnberger Makoto Hasebe (13 Einsätze) die meisten Qualifikationsspiele für ''das Land der aufgehenden Sonne''. Okazaki glänzte in dieser Phase zudem mit acht Treffern als bester Torschütze seines Landes. Japan erreichte in der asiatischen Qualifikationsgruppe B den ersten Platz vor Australien und Jordanien und ist damit zum fünften Mal in Serie bei einer WM-Endrunde dabei.

>> Japans Kader in der WM-Qualifikation

Die Newcomer

Eine WM-Premiere wird hingegen die Auswahl aus Bosnien-Herzegowina feiern. Die Mannschaft der noch jungen Nation hatte zuvor zweimal in Folge in Playoff-Duellen gegen Portugal ein großes Turnier verpasst. Diesmal aber schafften Edin Džeko & Co vor allem dank ihres tollen Offensivspiels (30:6-Tore) den Gruppensieg vor den punktgleichen Griechen.

Maßgeblichen Anteil daran hatte auch Vedad Ibišević vom VfB Stuttgart, der wie Leverkusens Emir Spahić in allen Qualifikationsspielen zum Einsatz kam und nach Džeko (zehn Treffer) mit acht Toren der zweitbeste Schütze seines Teams auf dem Weg nach Brasilien war. Neben Ibišević und Spahić waren mit Freiburgs Mensur Mujdža (sechs Spiele), dem Braunschweiger Ermin Bičakčić (vier Spiele) und Hoffenheims Sejad Salihović (neun Spiele) drei weitere Spieler im Einsatz, die ihr Geld in der Bundesliga verdienen. Zuletzt entschied sich zudem Schalkes Sead Kolasinac, künftig für Bosnien aufzulaufen.

>> Statistiken zum bosnischen WM-Qualifikationskader

Der deutsche Dirigent

Der 4:3-Erfolg der USA gegen Deutschland im vergangenen Sommer war nicht nur etwas besonderes, weil Jürgen Klinsmann auf seinen mittlerweile zum Bundestrainer aufgestiegenen einstigen Assistenten Jogi Löw traf. Für Klinsmann stellte diese Partie mehr als einen persönlichen Triumph dar, sie wurde vielmehr zum Wendepunkt für den bis dahin durchaus in der Kritik stehenden US-Coach. Nach dem Spiel gegen die DFB-Elf stellte sein Team einen neuen Rekord auf (zwölf Siege in Serie), gewann den Gold Cup im eigenen Land und beendete schließlich erfolgreich die Qualifikation für die WM 2014.

Dabei griff der mit der Bundesliga bestens vertraute Schwabe immer wieder auch auf seine Deutschland-Legionäre zurück. Mit Jermaine Jones (FC Schalke 04), Fabian Johnson (1899 Hoffenheim), Steven Cherundolo (Hannover 96), Timothy Chandler (1. FC Nürnberg), Anthony Brooks (Hertha BSC) und Michael Parkhurst (FC Augsburg) standen in der WM-Qualifikation gleich sechs Bundesligaprofis im amerikanischen Aufgebot.

>> Die US-amerikanischen Spiele im Jahr 2013

Stuttgarts Hoffnungsträger verpasst die große Bühne

In der Bundesliga hat er sich längst einen Namen gemacht und für den VfB Stuttgart stellt er jetzt schon die große Hoffnung auf einen neuen Mittelfeldstrategen dar: Alexandru Maxim. Allerdings hat der Rumäne am Dienstag mit seiner Mannschaft gegen Griechenland endgültig die Qualifikation für die WM-Endrunde verpasst und muss nun im kommenden Jahr das Turnier am Fernseher verfolgen.

Das ist nicht nur schade für Maxim, sondern wohl auch für die WM. Denn mit erfrischendem Offensivspiel und der Qualität des tödlichen Passes spielte sich der Rumäne in dieser Bundesligasaison in den Vordergrund und konnte dort bereits vier Tore und acht Assists verbuchen.

>> Spielerprofil von Alexandru Maxim

Das tschechische Loch nach der EM

Mit dem Scheitern der tschechischen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation brach der Bundesliga ein großer Pool an potentiellen Brasilien-Fahrern weg. Denn ganze sieben während der Qualifikation berufene Nationalspieler sind derzeit im deutschen Oberhaus tätig.

Hinter Italien und Dänemark ließ Tschechien in der Qualifikationsgruppe B mit dem dritten Rang die Chance auf das WM-Ticket verstreichen. Doch zahlreiche Fachleute überraschte das Ausscheiden der tschechischen Elf nicht wirklich. So konnten zum Beispiel die noch bei der EM 2012 gefeierten Petr Jiráček (HSV) und Theodor Gebre Selassie (Werder Bremen) in der Bundesliga bisher nur selten an die starken Eindrücke aus dem Turnier in Polen und der Ukraine anknüpfen. Und EM-Shootingstar Václav Pilař vom SC Freiburg konnte aufgrund seiner schweren Verletzung (Kreuzbandriss) in der Qualifikation gar nicht erst eingreifen.

>> Tschechiens Kader in der WM-Qualifikation

Hannovers afrikanisches Trio

Auch wenn Didier Ya Konan verletzungsbedingt selbst nicht spielen konnte, dürfte er beim nächsten Aufeinandertreffen auf dem Gelände von Hannover 96 tröstende Worte für seine senegalesischen Teamkollegen Mame Diouf und Salif Sané parat haben. Denn sein Heimatland, die Elfenbeinküste, warf im direkten Playoff-Duell vor wenigen Tagen Senegal aus dem Rennen und verhinderte so die zweite WM-Teilnahme der "Löwen von Teranga" nach 2002.

Aus der Bundesliga darf sich Arthur Boka vom VfB Stuttgart berechtigte Hoffnungen machen, für die Elfenbeinküste bei der WM spielen zu dürfen. Ya Konan hingegen bleibt nur zu wünschen, dass er rechtzeitig genug fit wird, um noch auf den WM-Zug aufzuspringen.

>> 3. Runde der afrikanischen WM-Qualifikation

 

Nils Marlow