16.07.2025 14:42 Uhr

Schalke-Baustellen: Viel hätte, wenn und aber

Frank Baumann (l.) und Miron Muslic sind die neuen Gesichter des FC Schalke 04
Frank Baumann (l.) und Miron Muslic sind die neuen Gesichter des FC Schalke 04

Nach einer Horror-Saison, die fast mit dem Absturz in die Drittklassigkeit geendet wäre, stand beim FC Schalke 04 zuletzt alles auf dem Prüfstand. Die Knappen vollziehen den nächsten Umbruch. Wie schnell bekommt Neu-Cheftrainer Miron Muslic den noch unfertigen S04-Kader auf Kurs? Welche Personalfragen muss Frank Baumann bis Ende August noch beantworten?

Sieben Abgänge hat der FC Schalke 04 bereits vermeldet. Mit Tobias Mohr, Mehmet-Can Aydin, Marcin Kaminski, Dominick Drexler und Tobias Mohr hat der Traditionsklub vier Spieler ablösefrei von der Gehaltsliste bekommen, die noch über hochdotierte Verträge verfügten und sportlich kaum einen Mehrwert boten.

Durch die Verkäufe von Derry Murkin, Lino Tempelmann, Paul Seguin und Ron-Thorben Hoffmann fand immerhin ein kleines Millionen-Sümmchen den Weg in die klamme S04-Kasse.

Investiert wurde in einen neuen Innenverteidiger. Nikola Katic gilt als absoluter Wunschspieler von Neu-Chefcoach Miron Muslic. Auch Soufiane El-Faouzi, den sich die Knappen ebenfalls eine Ablöse kosten ließen, passt zum Spielsystem des Übungsleiters, der auf aggressives Pressing und wenig Ballbesitz setzt. Mit Timo Becker kehrte zudem ein bundesligaerfahrener Publikumsliebling ans Berger Feld zurück.

Trotz der zahlreichen Kaderbewegungen ist der Umbruch beim FC Schalke 04 noch keinesfalls abgeschlossen - im Gegenteil. Mit über 30 Profis ist das Aufgebot deutlich zu groß, ein Markt für die nicht mehr benötigten Spieler ist allerdings nicht vorhanden.

Selbst die Verkäufe von Moussa Sylla und Taylan Bulut stocken. Viel Arbeit für den neuen Sportvorstand Frank Baumann, der zuletzt betonte, dass es wohl bis in die Saison hinein dauern könnte, bis die nächsten Neuzugänge in Gelsenkirchen aufschlagen.

Bei den Königsblauen ist also Geduld gefragt - die ist spätestens nach der abgelaufenen Horror-Spielzeit aber kaum noch vorhanden. Dennoch wird es das vorhandene Personal zunächst richten müssen. Wie gut ist der FC Schalke 04 jetzt schon aufgestellt?

TOR

Mit Loris Karius hat der FC Schalke 04 seine Nummer eins des Saisonendspurts gebunden. Justin Heekeren steht als Ersatz parat, konnte allerdings in der Saison 2024/25 nur bedingt überzeugen, obwohl er gleich zweimal das interne Torwart-Duell gegen den inzwischen bei Eintracht Braunschweig spielenden Ron-Thorben Hoffmann gewonnen hatte.

Der Vorwurf: Heekeren hält gerade einmal das, was er auch halten muss. Glanzparaden oder die Vereitelung von Top-Chancen lieferte der bekennende S04-Fan quasi nie.

Im Gegenteil zu Karius, der im Winter nach Gelsenkirchen kam und sich nach nur wenigen Wochen den Stammplatz im Tor sicherte. Der einstige Keeper des FC Liverpool überzeugte auf Anhieb, stellte bis zu seiner Verletzung unter Beweis, dass er für die 2. Bundesliga immer noch ein Unterschiedsspieler sein kann.

Die "strukturelle Muskelverletzung", die sich der 32-Jährige im März zuzog, ist auskuriert und dürfte keine langfristigen Folgen haben. Karius wird daher als klare Nummer eins in die Saison starten.

Hinter Heekeren und Karius hoffen die Eigengewächse Luca Podlech und Johannes Siebeking auf ihre Chance. Die Planung dürfte somit abgeschlossen sein.

ABWEHR 

In der vergangenen Saison DIE Baustelle des 14. der Abschlusstabelle. Mit Timo Becker ist den Verantwortlichen ein absoluter Transfer-Coup gelungen, wusste der Absolvent der Knappenschmiede in der vergangenen Saison doch sogar für Holstein Kiel im deutschen Oberhaus zu überzeugen.

Der 28-Jährige dürfte als Anführer und Abwehrchef in der von Muslic präferierten Dreierkette als absolut gesetzt sein. Neben ihm soll Nikola Katic auflaufen.

Ein spielstarker Linksfuß für die Innenverteidigung mit Stammkraft-Ambitionen würde dem FC Schalke 04 noch gut zu Gesicht stehen. Als linker Part der Abwehrreihe versuchten sich bislang Felipe Sanchez und Steve Noode - allerdings mit überschaubarem Erfolg.

In Tomas Kalas, Ibrahima Cisse, Mertcan Ayhan, Martin Wasinski, Henning Matriciani und Tidiane Toure stehen weitere Alternativen parat. Die Zweitliga-Tauglichkeit stellte bislang aber keiner der genannten Kandidaten über einen längeren Zeitraum unter Beweis.

Sportvorstand Frank Baumann würde Kalas, Cisse, Wasinski und Matriciani keine Steine in den Weg legen, um die notwendige Kohle für einen neuen Abwehrmann einzunehmen. Das Problem: Einen Markt gibt es für keinen der genannten Spieler.

Sollte der umworbene Taylan Bulut noch die erhoffte Millionen-Ablöse einbringen, dürfte auch noch ein neuer Rechtsverteidiger am Berger Feld aufschlagen. 

MITTELFELD

Paul Seguin, das umstrittene Herz der Schalke-Zentrale, wechselte zu Hertha BSC nach Berlin. Ein direkter Ersatz lässt noch auf sich warten. 

Mit Max Grüger, Janik Bachmann, Ron Schallenberg und Neuzugang Soufiane El-Faouzi ist die Auswahl für das defensive Mittelfeld zwar groß, ein echter Spielgestalter fehlt allerdings. Das vorhandene Personal besticht eher durch die Arbeit gegen den Ball.

Gerüchte um einen neuen Achter gab es bislang kaum. Da aktuell aber auch kein Geld für Neuverpflichtung da ist, könnten Talente wie Mauro Zalazar und Aris Bayandir zumindest vorerst die Lücke füllen (müssen). Weiter vorne verfügt der FC Schalke 04 über zahlreiche Optionen auf der Zehn und den offensiven Flügeln, die Planungen dürften abgeschlossen sein. Laut "Sky" zählt Amin Younes allerdings zu den Streichkandidaten.

Sollte man einen Abnehmer für den flexiblen Ex-Nationalspieler finden, könnte eine Offensiv-Allrounder auf die Agenda von Sportvorstand Frank Baumann rücken.

ANGRIFF

Im Sturm steht und fällt die Planung mit der Zukunft von Moussa Sylla, den der FC Schalke 04 am liebsten für eine zweistellige Millionen-Ablöse verkaufen will.

Dann müsste unbedingt ein neuer Knipser her. Es deutet sich jedoch an, dass sich der Poker um den Franzosen bis spät in den August hineinzieht. Erst wenn Sylla verkauft ist, kann ein Nachfolger verpflichtet werden.

Diesen hatte man vermeintlich in Pape Meissa Ba schon gefunden. Der Winter-Neuzugang ließ allerdings große Zweifel daran, die Qualität für die 2. Bundesliga zu besitzen. Daher darf er laut dem “kicker” nach nur einem halben Jahr schon wieder gehen, sodass womöglich sogar zwei neue Angreifer benötigt werden.

Mit Emil Höjlund steht ein weiterer Neuner im Kader, der jedoch immer wieder mit Verletzungen zum Zuschauen verdammt ist. Peter Remmert und Ilyes Hamache drängen sich mit guten Testspiel-Leistungen auf. Dass Leih-Rückkehrer Bryan Lasme eine erneute Chance auf Schalke bekommt, ist unwahrscheinlich. Auch bei dem Ex-Arminen ist die Suche nach einem neuen Klub schwierig.