Eindringliche Warnung an den HSV

Die lang ersehnte Bundesliga-Rückkehr entfachte rund um den Hamburger SV eine Menge Begeisterung. Ex-HSV-Coach und -Profi Thomas Doll tritt aber auf die Euphoriebremse.
Angesprochen darauf, ob der Aufsteiger das Überraschungsteam der kommenden Saison werde könne, warnte der 59-Jährige im Interview mit "Sport Bild": "Mit diesem Gedanken darf sich niemand beim HSV befassen. Das kann nämlich ganz schnell nach hinten losgehen. Es ist ohnehin unglaublich, was in Hamburg los ist."
Die Stimmung in der Hansestadt nach der Rückkehr ins Oberhaus nach sieben Jahren sei so gewesen, "als wenn der HSV gerade Meister oder Champions-League-Sieger geworden wäre", sagte Thomas Doll. "Sieben Jahre zweite Liga – das war einfach langweilig für Hamburg. Aber der HSV hat einige Spieler, die nur die zweite Liga kennen. Von denen kann man nicht erwarten, dass sie jetzt noch einmal einen Riesensprung machen."
"Entscheidend" aus Sicht des HSV werde es sein, "in den ersten Spielen ein paar Punkte zu holen, damit man nicht gleich ängstlich wird. Erfahrung im Kader ist dafür wichtig", sagte Doll, der die Hamburger von Herbst 2004 bis Frühjahr 2007 als Chefcoach betreute.
Positiv sieht der frühere Nationalspieler in diesem Zusammenhang die Verpflichtung von RB Leipzigs Routinier Yussuf Poulsen. Der 31-jährige Däne sei "ein Mentalitätsspieler, der immer vorneweg marschiert", lobte Doll.

HSV-Comeback? Thomas Doll äußert sich
Mit ihm sowie dem von Red Bull Salzburg verpflichteten Mittelfeldspieler Nicolás Capaldo sei der HSV-Kader "qualitativ aufgewertet" worden, urteilte Doll. "Das ist entscheidend, um gegen die anderen Mannschaften zu bestehen. Die Wucht von Fans und Verein ist natürlich riesig, aber sie allein hält dich nicht in der Bundesliga."
Er selbst liebäugelt nicht (mehr) mit einem Trainer-Comeback in Hamburg, gab Doll, der zuletzt in Indonesien arbeitete, zu. "Ich hatte eine fantastische Zeit beim HSV. Vor ein paar Jahren gab es Kontakt, da habe ich gedacht: 'Das könnte noch mal was für dich sein.' Es wurde aber nichts draus. Jetzt bin ich nicht so vermessen zu denken, dass die Bundesliga auf Thomas Doll wartet. Aber wenn mich ein Profi-Klub braucht – ich bin bereit für einen neuen Job."