10.11.2015 14:55 Uhr

Der gute Geist von Orihuela

Wer will da schon zu Fuß gehen?
Wer will da schon zu Fuß gehen?

Sollte es den guten Geist von Orihuela geben, dann hat das österreichische Nationalteam bei der Auswahl für das Trainingscamp im November 2015 eine exzellente Wahl getroffen. Seit man vor zwei Jahren in der Vorbereitung auf das USA-Länderspiel in die Provinz Alicante übersiedelte, gab es in 16 Begegnungen nur eine Niederlage.

Lediglich die 1:2-Heimpleite gegen Rekord-Weltmeister Brasilien zum Abschluss der Saison 2014 befleckt die sonst weiße Weste des ÖFB-Teams. Kein Wunder, dass am Dienstag nach Abschluss der ersten Trainingseinheit in Spanien beim Medien-Termin die Devise unter den Spielern klar war: "Wenn es den Geist von Orihuela gibt, dann ist es gut, wenn wir vor der Europameisterschaft noch einmal hier her kommen."

Mit dem Golfmobil zum Trainingsplatz

Am Dienstag um 10:30 Uhr eröffnete Teamchef Marcel Koller das Programm in Real Club de Golf Campoamor. Das erste Training war für Medien und Fans offen, man erlebte ein lockeres Einstiegsprogramm nach dem Anreisetag und dem Eintreffen am Montagabend. Marc Janko wurde noch geschont und erschien nur kurz am Trainingsplatz, sonst waren alle Spieler dabei.

Nach den ersten Aufwärmübungen bildeten sich zwei Gruppen. Dabei wurde berücksichtigt welche Spieler noch am Sonntag ihre Ligaspiele hatten und wer schon zuvor im Einsatz und damit ausgeruhter war. Bei den bereits wieder frischeren Akteuren gab es am Ende noch eine Trainingspartie (Lindner, Garics, Prödl, Wimmer, Alaba, Onisiwo gegen Lukse, Klein, Hinteregger, Suttner, Arnautović, Jantscher).

Das Gazellen-Duo Alaba/Onisiwo war dabei ebenso auffällig wie zuvor das Duell beim Lattenschießen Koller - Alaba. Nach Ende des Vormittags-Trainings ging es mit dem Golfmobil den Berg hoch zum Hotel, Marko Arnautović als Chauffeur mit Überbesetzung.

Über 20 Grad noch im November

Gegen Mittag fiel dann sogar die Marke von 20 Grad, strahlender spanischer Sonnenschein hatte bereits zuvor im November für beste T-Shirt-Bedingungen gesorgt. Englische Touristen rückten auf dem Weg zum Sonnenbad sogar mit Oberkörper frei an. Laut bösen Zungen ein Opfer ihrer schweißtreibenden Frühstücksgewohnheiten.

Die TV-Übertragung des Duells der Eishockey-"Großmächte" Spanien und Serbien lief noch auf Hochtouren, als sich Florian Klein zu den Journalisten gesellte. Auch der Deutschland-Legionär freute sich über die mehr als nur angenehmen Temperaturen: "Besser warm, als kalt."

Zum Geburtstag von Florian Klein gegen die Schweiz

Am 17. November (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) erfolgt gegen die Schweiz im Ernst Happel-Stadion der Abschluss des Länderspieljahres. Also ausgerechnet am 29. Geburtstag des ÖFB-Abwehrspielers. Was wünscht man sich da als Geschenk?

"Natürlich wäre es schön, wenn wir das Jahr ungeschlagen beenden. Das wäre ganz was Großes. Vergangenes Jahr haben wir es gegen Brasilien knapp nicht geschafft, aber wir wollen unsere starke Serie weiter fortsetzen", gab Klein als Devise aus.

Beim VfB Stuttgart läuft es aktuell weit weniger gut, als beim österreichischen Nationalteam. Kein Wunder, dass ihm bereits empfohlen wurde auch mit seinem Verein den Geist von Orihuela zu beschwören. "Vielleicht hilft es ja wirklich, wir haben eine ganz starke Serie hingelegt seit wir mit dem Team das letzte Mal hier waren."

Klein denkt groß

Vorerst gilt seine volle Konzentration wieder dem ÖFB-Team, wo er sich auf der rechten Abwehrseite einen Stammplatz erarbeitet hat. "Es hat sich eine gewisse Mannschaft herauskristallisiert, aber keiner kann sich ausruhen. Bis zur Europameisterschaft ist es schließlich noch eine lange Zeit."

Nach der eindrucksvoll geschafften EM-Qualifikation geht es nun in den kommenden Aufgaben um den Feinschliff. "Ballbesitz und Chancenauswertung", fallen Klein dabei als erste Details ein. "Auch der Teamchef hat ja etwa die Leistung in der ersten Hälfte in Schweden kritisiert. Selbst wenn das Resultat am Ende toll war, gibt es immer noch Möglichkeiten zur Verbesserung."

Gerade Marcel Koller hatte ja zuletzt bei der Ehrung für die Mannschaft des Jahres bereits die erste Marschroute für die EM-Endrunde 2016 ausgegeben. "Wir wollen nicht einfach nur da hinfahren und schönes Baguette essen und ein bisschen Käse und vielleicht mal ein Glas Wein trinken, sondern schon auch ein Ziel haben", so der Teamchef, der klarerweise das Überstehen der Gruppenphase anpeilt.

Bei Klein läuft Koller damit offene Türen ein, wie er gegenüber weltfussball versicherte: "Wir haben jetzt die EM-Qualifikation geschafft und setzen uns neue Ziele. Der olympische Gedanke ist für uns nicht genug. Wir fahren nicht zur Europameisterschaft, um dann nach drei Spielen gleich wieder heim zu reisen."

"Wir haben zu viel aufgebaut und sind viel zu hungrig, um uns mit dem 'dabei sein' zufrieden zu geben. Der tolle Start in die EM-Qualifikation hat eine Erfolgswelle ausgelöst, die wir ideal mitgenommen haben. Das sieht man ja auch am Vorstoß in der Weltrangliste."

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Orihuela