04.09.2019 10:50 Uhr

Bizarr! Inter-Ultras rechtfertigen Affenlaute gegen Lukaku

Romelu Lukaku wurde in Cagliari rassistisch beleidigt
Romelu Lukaku wurde in Cagliari rassistisch beleidigt

Der neuerliche Rassismus-Skandal in der Serie A nimmt eine bizarre Wendung. Nachdem Inter-Neuzugang Romelu Lukaku beim jüngsten Gastspiel in Cagliari von Heimfans mit Affenlauten provoziert worden war, erfuhr der Belgier zunächst viel Unterstützung und Solidarität. Ausgerechnet die Ultras des eigenen Vereins sorgen mit einer bizarren Rechtfertigung nun aber für noch mehr Kopfschütteln.

In einem Statement der Mailänder "Curva Nord", das sich direkt an Lukaku richtet, beziehen die Inter-Anhänger Stellung zu den Vorfällen vom vergangenen Sonntag. Doch statt ihrem neuen Starstürmer zur Seite zu springen, äußerten sie vielmehr Verständnis für die peinlichen Rufe der Cagliari-Fans.

"Wir schreiben Dir im Namen der Curva Nord, ja, der Leute, die Dich bei Deiner Ankunft in Mailand begeistert begrüßt haben. Es tut uns wirklich leid, dass Du dachtest, was in Cagliari passiert ist, sei rassistisch. Du musst verstehen, dass Italien nicht wie viele andere nordeuropäische Länder ist, in denen Rassismus tatsächlich ein Problem ist", heißt es in dem via Facebook veröffentlichten Pamphlet.

Lukaku hatte nach seinem Elfmetertor in der 72. Minute auf Jubel verzichtet und stattdessen wütend Richtung Cagliari-Kurve gestarrt.

"Wir verstehen, dass es Dir rassistisch vorgekommen sein könnte, aber so ist es nicht. In Italien nutzen wir bestimmte Wege, um unseren Teams zu helfen und unsere Gegner gleichzeitig nervös zu machen. [...] Wir sind eine multiethnische Fanorganisation und haben Spieler von überall her stets freundlich aufgenommen. Gleichwohl haben auch wir in der Vergangenheit diesen harten Umgang mit gegnerischen Spielern gepflegt und werden es wahrscheinlich auch in Zukunft tun. Wir sind nicht rassistisch und die Cagliari-Fans ebenfalls nicht", behauptet die "Curva Nord".

Dann wird's besonders grotesk: "Betrachte die Haltung der italienischen Fans als eine Form des Respekts für die Tatsache, dass sie Angst vor Dir und Deinen Toren haben, die Du möglicherweise gegen ihre Mannschaften erzielen wirst, und nicht, weil sie Dich hassen oder rassistisch sind. [...] Bitte hilf uns, der Welt zu erklären, was Rassismus wirklich ist und dass italienische Fans nicht rassistisch sind."

Cagliari-Fans sind Wiederholungstäter

Lukaku hatte seinem Ärger nach dem Spiel via Instagram Luft gemacht. "Meine Damen und Herren, es ist 2019. Anstatt vorwärts zu gehen, gehen wir rückwärts. Viele Spieler haben zuletzt unter rassistischen Verunglimpfungen gelitten - ich gestern auch. Fußball ist ein Spiel, das jedem Spaß macht, und wir sollten keine Form von Diskriminierung akzeptieren, die unser Spiel in Verruf bringt", schrieb der 26-Jährige, der Konsequenzen forderte: "Ich hoffe, die Fußballverbände auf der ganzen Welt reagieren mit größtmöglicher Härte auf alle Fälle von Diskriminierung."


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Cagliari Calcio blieb von einer Bestrafung durch die Serie A bislang verschont. Dabei sind die Fans des sardinischen Klubs Wiederholungstäter: In den vergangenen zehn Jahren wurden auch Samuel Eto'o, Sulley Muntari, Blaise Matuidi und Moise Kean von den Anhängern der Rossoblu mit Affenlauten verhöhnt.