04.10.2019 10:07 Uhr

Perisic beim FC Bayern: Mehr als nur ein Not-Neuzugang?

Ivan Perisic ist für ein Jahr von Inter Mailand an den FC Bayern ausgeliehen
Ivan Perisic ist für ein Jahr von Inter Mailand an den FC Bayern ausgeliehen

Gleich nach seinem Wechsel von Inter Mailand zum FC Bayern wurde Ivan Perisic als "Not-Neuzugang" abgestempelt. Schließlich wirkte der Transfer für Außenstehende wie ein verzweifelter Schuss ins Blaue. Doch der Kroate könnte in München durchaus eine wichtige Rolle übernehmen - auch über die aktuelle Spielzeit hinaus.

Nicht wenige Fans des deutschen Rekordmeisters dürften sich Mitte August verwundert die Augen gerieben haben, als aus heiterem Himmel der ehemalige Dortmunder und Wolfsburger Ivan Perisic als Neuzugang präsentiert wurde. Schließlich verkörpert der 30-Jährige das genaue Gegenteil von Leroy Sané, den der FC Bayern viel lieber in die Landeshauptstadt gelotst hätte.

Fünf Millionen Euro zahlten die Bayern, um den Außenstürmer für ein Jahr auszuleihen. Das Format eines Weltklasse-Spielers, nach dem man an der Säbener Straße geradezu lechzte, erfüllt der Name Ivan Persic keineswegs. Auch besticht der 84-fache kroatische Nationalspieler nicht unbedingt durch die Technik oder die Torgefahr eines Leroy Sané. 

Nach ersten Wochen im Bayern-Dress lässt sich allerdings bilanzieren: Die Verantwortlichen bewiesen ein gutes Händchen.

Denn Ivan Perisic schaffte es, seine Stärken in das Spiel der Münchner einzubringen: Kampf, Robustheit und - seit neuestem - Effektivität.

Vielseitigkeit ist Perisics Trumpf

Bei drei Einsätzen in der Bundesliga erzielte Perisic zwei Treffer selbst und bereitete zudem einen vor. Im deutschen Oberhaus ist er damit alle 63 Minuten an einem Tor direkt beteiligt und netzt alle 95 Minuten selbst. In letzterem Ranking ist nur der zur Zeit überragende Top-Torjäger Robert Lewandowski besser (ein Tor je 51 Minuten).

Gerade in dieser Disziplin hat sich der Vize-Weltmeister deutlich gesteigert. Vergangene Saison traf er für Inter nur alle 338 Minuten ins gegnerische Tor. Dieser Trend freut auch Karl-Heinz Rummenigge. "Perisic hat die Erwartungen absolut erfüllt", sagte der Vorstandsvorsitzende zuletzt in einem Interview auf der vereinseigenen Homepage.

Nicht nur wegen seiner Torgefährlichkeit dürfte Perisic bislang positiv aufgefallen sein. Auch in der Rückwärtsbewegung sammelte der Oldie Pluspunkte. Nach seinem ersten Startelf-Einsatz gegen Mainz lobte Linksverteidiger David Alaba das Defensivverhalten seines Vordermannes. Auch im Gegenpressing überzeugte der kampfstarke Kroate.

Gekommen, um zu bleiben? Perisic: "Das ist mein Wunsch"

Vorteile in der Spielanlage, die seine Konkurrenten auf dem Flügel - Kingsley Coman und Serge Gnabry - nicht von Haus aus mitbringen. Für Perisic läuft nun die Zeit, sich bis zum Saisonende für einen dauerhaften Vertrag zu empfehlen.

"Ich glaube an mich. Ich kann den Klub davon überzeugen, mich zu halten. Das ist mein Wunsch. Dafür werde ich alles tun, was in meiner Macht steht", erklärte der 30-Jährige gegenüber "The Athletic".

Beim aktuellen Kader stehen die Chancen auf eine Verlängerung durchaus gut - zumal sich vor allem Coman immer wieder mit kleineren und größeren Verletzungen herumplagt. Planen die Bayern allerdings im Sommer einen erneuten Angriff auf Leroy Sané, dürften sich Perisics Perspektiven verdüstern.

Bei Ausgaben im neunstelligen Bereich für den Flügelflitzer von Manchester City sind zusätzliche 20 Millionen Euro für den Ü30-Kroaten wohl nicht drin, Perisic müsste dann zu Inter zurückkehren. Obendrein würden seine Einsatzchancen noch einmal deutlich schrumpfen.

Perisic-Zukunft auch an die von Kovac geknüpft?

Fraglich ist ebenso, was passiert, sollte Niko Kovac in nicht allzu ferner Zukunft seinen Trainerstuhl beim FC Bayern räumen müssen. Trotz des Gewinn des Doubles und dem guten Start in die neue Saison, vor allem in der Champions League, ist der Coach keineswegs unantastbar. Perisic war im Sommer Kovacs Wunschspieler, die beiden kennen sich aus Zeiten, als der heutige Bayern-Coach noch kroatischer Nationaltrainer war.

Im Falle eines Tausches auf dem Trainerposten würde für Perisic der größte Fürsprecher in München wegfallen. Ohnehin würden die Karten auf den Außenbahnen aber dann neu gemischt werden.

Zuletzt wechselten sich die drei Flügelspieler Perisic, Gnabry und Coman aus Gründen der Belastungssteuerung auf der Bank ab. Gut möglich, dass Perisic - unabhängig von seiner Zukunft beim FC Bayern - am Wochenende gegen die TSG Hoffenheim wieder in die Münchner Startformation rotiert.

Sollte dem so sein, spricht seine Statistik für eine weitere Torbeteiligung.

Tom Kühner