27.12.2020 12:10 Uhr

Schalke beginnt "Mission Impossible" ohne neuen Trainer

Beim FC Schalke wird wieder trainiert - noch ohne neuen Cheftrainer
Beim FC Schalke wird wieder trainiert - noch ohne neuen Cheftrainer

Dass der Deutsche Wetterdienst pünktlich zum Trainingsauftakt eine amtliche Warnung vor Sturmböen in der Region Gelsenkirchen herausgegeben hatte, mochte ein Zufall sein. Doch die Szenerie mit starken Windböen und Regen passte perfekt in dieses düstere Bild, das Schalke 04 seit Monaten abgibt. Beim Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga ist es auch nach Weihnachten ungemütlich.

Es war nass und grau, als sich die seit 29 Ligaspielen sieglosen Profis am Sonntagmorgen zum ersten Training nach der kurzen Pause trafen. Zunächst stand der obligatorische Coronatest an, dann folgte eine "interne Einheit". Doch der neue Cheftrainer fehlte am Vormittag noch immer. Dem Vernehmen nach soll der Schweizer Routinier Christian Gross den Posten übernehmen und die schier aussichtslose Mission Klassenerhalt meistern - eine Bestätigung stand zunächst noch aus.

Der 66-Jährige wäre der vierte Schalker Trainer in dieser so verkorksten Saison, und er ist zugleich die letzte Patrone von Sportvorstand Jochen Schneider, der längst selbst im Sturm der Kritik steht. Die schlechte Zusammenstellung der Mannschaft, die kaum Tore schießt, aber viele kassiert, hat der 50-Jährige zu verantworten. Auch bei seinen Entscheidungen auf der Trainerposition lag Schneider daneben.

Kommt jetzt der "harte Hund"?

Nach dem zweiten Spieltag musste David Wagner gehen, der von Schneider präferierte Nachfolger Manuel Baum scheiterte kläglich - und Huub Stevens sprang ohnehin nur interimsmäßig für die letzten beiden Pflichtspiele des Jahres ein und hat ein Weitermachen ausgeschlossen.

Gross gilt als "harter Hund", ein Arbeiter, der dem Team die im Abstiegskampf so dringenden Tugenden wie Kampf, Leidenschaft und Emotionen bringen soll. In Deutschland hat er 2009 und 2010 den VfB Stuttgart trainiert, es folgten Stationen in der Schweiz, Saudi-Arabien und Ägypten.

Eigentlich hätte Gross bereits vor den Feiertagen vorgestellt werden sollen. Schneiders Vorschlag, den Schweizer zu engagieren, sei vom Aufsichtsrat grundsätzlich abgesegnet worden sein, hieß es. Dennoch zog sich die Verkündung der Personalie lange hin. Wohl auch, weil sich die Verantwortlichen bewusst waren, welche Tragweite diese Entscheidung hat. Liegen sie nochmals falsch, wäre der Schaden womöglich nicht mehr zu reparieren - und der Abstieg unausweichlich.

Abstieg würde den FC Schalke schwer treffen

Ein solcher könnte für den finanziell schwer angeschlagenen Klub schlimme Folgen haben, schon jetzt schleppt Schalke etwa 200 Millionen Euro Schulden mit sich. Der Absturz in die 2. Liga würde Schalke schwer treffen - und womöglich in seiner Existenz bedrohen.

Die ersten 13 Saisonspiele, in denen S04 nur vier Punkte geholt und dafür 36 Gegentore kassiert hat, boten allerdings kaum Anlass für Hoffnung. Die nächsten Gegner heißen Hertha BSC (2. Januar) und TSG Hoffenheim (9. Januar). Gelingt auch dort kein Sieg, hätte S04 die historische Marke von Tasmania Berlin erreicht.

Dass Schalke tatsächlich bald in einem Atemzug mit dem schlechtesten Team der Ligageschichte genannt wird, soll Gross unbedingt verhindern. Seine erste Trainingseinheit könnte er am Montag leiten - nur fünf Tage später steht in Berlin des erste Pflichtspiel des neuen Jahres auf dem Programm.