25.02.2021 15:17 Uhr

Bitteres BVB-Déjà-vu für Peter Bosz?

Bitteres BVB-Déjà-vu für Peter Bosz bei Bayer Leverkusen?
Bitteres BVB-Déjà-vu für Peter Bosz bei Bayer Leverkusen?

Bei Bayer Leverkusen wächst vor dem Europa-League-Rückspiel gegen den Schweizer Meister Young Boys aus Bern am Donnerstag (ab 21:00 Uhr live bei NITRO) der Druck auf Trainer Peter Bosz. Parallelen zu seinem unglücklichen Engagement beim BVB sind nicht von der Hand zu weisen. Droht dem Niederländer auch in Leverkusen die vorzeitige Entlassung?

Zumindest öffentlich bekommt Peter Bosz noch Rückendeckung seiner Vorgesetzten. "Ein Trainerwechsel ist kein Thema. Wir haben in vielen Bereichen eine gute Entwicklung genommen", sagte Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes im "kicker"-Interview angesprochen auf ein mögliches Bosz-Aus im Falle einer Niederlage in der Europa League gegen die Young Boys. "Die Trainerfrage stellen wir nicht. Es geht darum, zielorientiert zusammenzuarbeiten. Wir tun alles dafür, auch der Trainer mit der Mannschaft."

Ob Rolfes' Bekenntnis zu Bosz auch dann noch uneingeschränkt gilt, wenn die Leverkusener Talfahrt der letzten Wochen anhält, darf allerdings getrost bezweifelt werden.

Nach dem 12. Spieltag führte Bayer dank eines bärenstarken Saisonstarts die Bundesligatabelle mit einem Punkt Vorsprung auf den FC Bayern an. Dann folgte kurz vor Weihnachten die bittere 1:2-Heimpleite gegen die Münchner - und der Absturz, mit zuletzt nur neun Punkten aus zehn Spielen. Inzwischen ist Bayer nur noch auf Rang fünf notiert. Dazu kommt das peinliche Aus im DFB-Pokal gegen Viertligist Rot-Weiss Essen.

"Uns fehlt derzeit die Stabilität und damit auch die Konstanz", sagte Rolfes und betonte: "Vor Weihnachten war auch nicht alles gut, und jetzt ist nicht alles schlecht. Entscheidend ist, dass wir aus dieser Phase rauskommen. Dafür müssen wir, so banal ist es, Spiele gewinnen."

Parallelen zur kurzen Amtszeit beim BVB

Gelingt das unter Bosz nicht, droht dem Coach ein bitteres Déjà-vu. 2017 übernahm der 57 Jahre alte Niederländer mit großen Vorschusslorbeeren das Traineramt von Thomas Tuchel bei Borussia Dortmund. 19 von 21 möglichen Punkten holte der BVB an den ersten sieben Spieltagen. Dann war Bosz-Effekt dahin.

Dortmund stürzte in der Liga auf Rang acht ab und schied aus der Champions League aus. Nach letztlich neun Pflichtspielen in Folge ohne Sieg musste Bosz seinen Hut nehmen. 

Abgesehen davon, dass er in Leverkusen inzwischen schon etwas mehr als ein Jahr und nicht nur einige Monate arbeitet, zeigen sich in der aktuellen Situation einige Parallelen zu Boszs BVB-Zeit.

Sein System, ein offensives 4-3-3 mit hohem Anlaufen und aggressivem Pressing, scheint entschlüsselt. Insbesondere in der Defensive offenbarte Bayer zuletzt arge Probleme. Im Hinspiel gegen Bern fielen die drei Gegentore binnen 44 Minuten in der ersten Halbzeit. "Sehr schlecht, ärgerlich schlecht" sei diese gewesen, sagte Bosz nach der Partie. Offenbar habe er seine Mannschaft "schlecht vorbereitet", bekannte er selbstkritisch.

Auch Aufsteiger VfB Stuttgart sowie Abstiegskandidat Mainz 05 schenkten der Werkself in der Bundesliga zuletzt jeweils zwei Treffer ein.

Verletzungspech plagt Bayer Leverkusen

Zudem plagt ein schier unglaubliches Verletzungspech Bosz und sein Team. "Das sind wirklich viele Verletzte. In 40 Jahren Profifußball habe ich das nie erlebt. So viele Langzeitverletzte, das ist nicht gut", sagte der Trainer auf der Pressekonferenz vor dem Rückspiel gegen Bern.

Kapitän Lars Bender wird Bayer nach einer Meniskus-OP noch länger fehlen, auch Stammtorwart Lukás Hrádecký, Santiago Arias, Julian Baumgartlinger und Paulinho fallen vorerst aus. Sven Bender schont Bosz in der Europa League aus Gründen der Belastungssteuerung, hinter Karim Bellarabi steht noch ein Fragezeichen.

Nichtsdestotrotz habe Bayer "hohe Ziele" und "im Pokal eines davon verpasst", stellte Rolfes im "kicker" klar. "Umso mehr" sei die Werkself in der Europa League gefordert.

Das gilt auch für Bosz. Sonst könnten schon sehr bald die viel zitierten Mechanismen des Geschäfts greifen. Aus seiner Zeit beim BVB kennt er diese nur zu gut.

Tobias Knoop (mit Material von dpa und SID)