Droht Mats Hummels das Aus im DFB-Team?

Er träumte davon, noch einmal eine feste Größe in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu werden. Doch auch die letzten beiden WM-Qualifikationsspiele gegen Liechtenstein und Armenien finden in dieser Woche ohne Mats Hummels statt. Nach Rücksprache mit dem BVB-Star setzt Bundestrainer Hansi Flick wieder auf die jüngere Konkurrenz. Fährt auch der WM-Zug im kommenden Jahr ohne den Routinier ab?
Seit Hansi Flick den Job des deutschen Nationaltrainers von Joachim Löw im Juli dieses Jahres übernommen hat, absolvierte Mats Hummels noch kein einziges Länderspiel. Zunächst fiel der Abwehrchef von Borussia Dortmund mit seinen anhaltenden Patellasehnenschmerzen, die ihn schon während der Europameisterschaft handicapten, in Gänze aus.
Auch jetzt wird der Gesundheitszustand des Weltmeisters von 2014 immer wieder von Flick angeführt, um die Nicht-Berücksichtigungen zu rechtfertigen. Hummels hat zwar seit Mitte September jedes einzelne Liga-Spiel seines BVB absolviert, für die Rückkehr in die Nationalmannschaft reicht es bislang in der laufenden Saison aber noch nicht.
"Ich habe mit Mats wirklich immer einen engen Austausch, auch mit seinem Trainer Marco Rose", beteuerte der neue Bundestrainer nach der Kadernominierung für die letzten beiden Länderspiele in diesem Jahr.
Flick fügte hinzu: "So wie Mats jetzt gesagt hat, dass er auf dem Weg zu hundert Prozent ist - das sehen wir als Trainerteam genauso. Das ist wirklich eine gute Entwicklung. [...] In den zwei Wochen, die er dann Pause hat, kann er sich auf sein Training fokussieren, das ist wichtig."
BVB-Star Mats Hummels nie wieder im DFB-Dress?
Die Konkurrenz des einstigen deutschen Abwehrchefs in der Innenverteidigung hat ihre Chancen in der Zwischenzeit längst ergriffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hummels überhaupt noch einmal eine tragende Rolle im DFB-Team übernehmen wird, ist in den letzten Monaten deutlich gesunken.
Klar ist, unabhängig von seiner derzeitigen Corona-Erkrankung, dass Bayern-Star Niklas Süle als feste Größe im Abwehrzentrum des DFB-Teams gilt. Neben ihm lief in der von Flick favorisierten Viererkette bisher zumeist Antonio Rüdiger als zweiter Innenverteidiger auf.
Der 26-jährige Münchner Süle und der 28-jährige Londoner Rüdiger gelten als Duo für die kommenden Jahre auf den sensiblen Positionen vor Torhüter und Mannschaftskapitän Manuel Neuer.
Antonio Rüdiger hat Weltklasse-Niveau erreicht
Im Gegensatz zu Hummels waren die beiden zuletzt selten verletzt und brachten beständig ihre Leistungen. Sie gelten als temporeicher und wendiger als der bisweilen behäbige Hummels, der sich in seinem Abwehrspiel bei Borussia Dortmund auf seine zweifelsohne herausragenden antizipatorischen Fähigkeiten und seine Zweikampfstärke verlässt.
Rüdiger hat sich unter Teammanager Thomas Tuchel beim Champions-League-Sieger FC Chelsea zu einem Innenverteidiger auf Weltklasse-Niveau entwickelt, machte seine gestiegenen Ansprüche zuletzt auch im Kreise der Nationalmannschaft geltend.
Die Leistungen im weiß-schwarzen Dress passten. Auch dank Rüdiger kassierte Deutschland in den fünf bisherigen Pflichtspielen unter Hansi Flick nur ein einziges Gegentor.
Doch auch hinter den beiden Platzhirschen, die bisher in drei der fünf Flick-Spiele das Duo im Abwehrzentrum bildeten, scheint die Luft für Hummels immer dünner zu werden.
Jonathan Tah fand nach starken Leistungen bei Bayer Leverkusen jüngst wieder den Weg zurück zur Nationalelf, wenn auch erst durch eine Nachnominierung. Gleiches gilt für Paris-Legionär Thilo Kehrer, der sich selbst am liebsten auf der Innenverteidiger-Position sieht.
Gladbachs Matthias Ginter ist beim DFB ohnehin eine feste Größe. Und mit Freiburgs Nico Schlotterbeck steht ein U21-Europameister dieses Jahres ebenfalls auf der Schwelle zum Team. Er durfte im Herbst bereits erste A-Nationalmannschaftsluft unter Hansi Flick schnuppern, musste in dieser Woche mit muskulären Beschwerden allerdings abreisen.
Mats Hummels: "Mit 90 Prozent braucht mich die Mannschaft nicht"
Der betroffene Altmeister selbst, der bislang bei 76 A-Länderspielen für Deutschland steht, weiß um seine knifflige Situation bestens Bescheid.
Schon vor Wochen zeigte sich Hummels gegenüber der "Sport Bild" wenig zuversichtlich, dass er noch einmal eine große Rolle im DFB-Team einnehmen wird: "Die Nationalmannschaft braucht mich ganz klar nur, wenn ich bei 100 Prozent bin. Mit 80 oder 90 Prozent braucht mich die Mannschaft nicht", so der BVB-Star, der in Dortmund auch mit lädierter Patellasehne unverzichtbar ist und schon 14 Pflichtspiele in dieser Saison bestritten hat.
"Wir haben da hinten drin beim DFB wirklich gute Jungs. Daher weiß ich, dass ich nur eine wichtige Rolle einnehmen kann, wenn ich komplett auf dem besten Level performe."
Selbst das könnte für den fünfmaligen deutschen Meister mittlerweile nicht mehr reichen.
Mats-Yannick Roth