Erste Entscheidungen für DFB-Boss Neuendorf stehen an

Präsident Bernd Neuendorf ist erst seit rund zwei Wochen im Amt, steht aber bereits vor wichtigen Entscheidungen - personell und inhaltlich.
Bernd Neuendorf ist ziemlich busy. Außerordentliche Präsidiumssitzung, Besuch am Grab von Sepp Herberger, Länderspiel-Doppelpack, Preis-Verleihung in Berlin - der neue Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kommt gleich zu Beginn seiner Amtszeit viel rum. Doch entscheidend sind Neuendorfs Überlegungen zwischen den Terminen.
Dabei scheinen die Gedanken des 60-Jährigen hinsichtlich einer Neuausrichtung des krisengeplagten Verbandes tatsächlich gereift zu sein. Vor allem mit Blick auf die Affären der Vergangenheit sowie die DFB-Vertretung im Council des Weltverbands FIFA und im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hat sich Neuendorf mittlerweile positioniert.
Für seinen Ex-Gegenkandidaten Peter Peters (FIFA) und Ex-Spitzenfunktionär Rainer Koch (UEFA) sieht es nicht allzu gut aus. Das lassen jedenfalls die ersten konkreten Einlassungen Neuendorfs zu diesem Thema im Spiegel erkennen.
"Rainer Koch und Peter Peters, unsere beiden Vertreter, haben bei den Abstimmungen klar verloren und haben kein Amt im Präsidium mehr", sagte Neuendorf: "Im Hinblick auf die kommende Europameisterschaft in Deutschland 2024 und für die Bewerbung der Frauen-WM 2027 brauchen wir eine starke internationale Vertretung."
Um für personelle Veränderungen zu sorgen, muss das DFB-Präsidium um Neuendorf allerdings zügig handeln. Schon am 11. Mai steht in Wien der nächste UEFA-Kongress auf dem Programm. Dort könnte ein neues deutsches Exko-Mitglied gewählt und ein neuer DFB-Vertreter ins FIFA-Council entsandt werden.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Koch (Amtszeit bis 2025) und Peters (bis 2024) freiwillig ihre lukrativen Posten räumen. Das birgt Zündstoff - was die Vergangenheit bereits bewiesen hat. So gab es mächtig Ärger, als Ex-Präsident Theo Zwanziger 2014 sein FIFA-Amt trotz der Aufforderung des DFB-Präsidiums nicht aufgeben wollte.
Ob die aktuelle Gemengelage besser entschärft werden kann, scheint offen - auch wenn Neuendorf bereits einen Hinweis gegeben hat: "So ein Verband ist ja kein Wünsch-dir-was. Über die neue Führung ist demokratisch abgestimmt worden."
Neuendorf sieht "enormen Imageschaden"
Zudem kommt allerdings noch die ungeklärte Frage möglicher Nachfolger. Obwohl Neuendorf unter anderem von Ex-Präsident Reinhard Grindel zu den Ämtern gedrängt wird, zieht es den neuen Boss offensichtlich nicht in die internationalen Gremien. "Meine erste Priorität ist es, den DFB in ruhiges Fahrwasser zu führen und nicht daran zu denken, welche nächste Position ich einnehmen will", äußerte Neuendorf.
Zu seinen Prioritäten gehört es dagegen, die Aufarbeitung der zurückliegenden Skandale zügig vorantreiben. "Ich habe mir die Unterlagen zusammenstellen lassen und gucke, ob Handlungsbedarf besteht", sagte Neuendorf im "ZDF" mit Blick auf die anhängenden juristischen Verfahren: "Wenn Bedarf besteht, muss gehandelt werden."
Dabei hofft Neuendorf, der dem DFB aufgrund der Affären einen "enormen Imageschaden" bescheinigt, auch auf die Hilfe der Staatsanwaltschaft: "Es wäre schön, wenn die Ermittlungen sich nicht über Jahre hinziehen würden und wir mal einen Abschluss hätten, wie auch immer er aussieht."
Das allerdings hatten sich schon Neuendorfs gescheiterte Vorgänger gewünscht.