20.04.2022 07:11 Uhr

So tricksten 30.000 SGE-Fans Barcas Ticket-Abteilung aus

Die Fans von Eintracht Frankfurt feierten im Camp Nou eine Riesenparty
Die Fans von Eintracht Frankfurt feierten im Camp Nou eine Riesenparty

Der FC Barcelona hat am Dienstag das Ergebnis seiner Untersuchung zum Ticket-Debakel in der Europa League gegen Eintracht Frankfurt präsentiert. Ursächlich war demnach sowohl menschliches als auch technisches Versagen.

Wie konnten sich rund 30.000 Fans von Eintracht Frankfurt Zugang zum Europa-League-Spiel beim FC Barcelona verschaffen? Diese Frage beschäftigte die Barca-Verantwortlichen in den letzten Tagen intensiv. Am Dienstag präsentierten sie nun das Ergebnis ihrer internen Untersuchung.

"Mehr als 27.201 Ticketanfragen wurden aus Deutschland registriert", rechnete Barca-Boss Joan Laporta vor. Unter dieser Last sei das Ticket-System zusammengebrochen. Das wiederum öffnete Schlupflöcher. "Inoffizielle und externe Mitarbeiter des Klubs, organisierte und auf Weiterverkauf spezialisierte Gruppe haben dafür gesorgt, dass der Kontrollmechanismus ausgetrickst wurde."

Statt über legalen Wegen wurden somit Tickets über "inoffizielle Händler, Werbeanzeigen auf Webseiten und organisierte Wiederverkaufsgruppen" gekauft. "Es ist unbestreitbar, dass viele deutsche Fans ihre Karte erst am Spieltag bekommen haben", erklärte der Präsident. 

Barcas Vize-Marketing-Chef Juli Guiu schlüsselte die Zahlen wie folgt auf: 79.468 Fans waren am vergangenen Donnerstag insgesamt im Camp Nou anwesend. 37.746 Eintrittskarten entfielen auf Dauerkartenbesitzer, 1290 weitere auf VIP-Gäste, 2425 auf weitere eingeladene Zuschauer, 3572 Tickets verbuchte Barca in der Kategorie "operatives Geschäft". Macht in der Summe 45.033 Eintrittskarten. 

Von den dann noch verbliebenen 34.435 Eintrittskarten entfielen 5.000 auf das offizielle Eintracht-Kontingent, 3670 auf organisierte Touren, 1500 auf die Tageskassen und 23.247 auf den Online-Verkauf - und genau hier schlugen die Eintracht-Fans dank tätiger Mithilfe besonders zu.

"Unser System hat funktioniert, bis es überflutet wurde. Die Kontrollmechanismen waren in Ordnung, bis externe Gruppe intervenierten. Wir haben einen Veranstalter gefunden, der illegale Praktiken angewandt hat. Diese Zusammenarbeit werden wir beenden", erklärte Guiu. 

So halfen die Barca-Mitglieder den Eintracht-Fans

In der Analyse kam Barca auch zu dem Schluss, dass einige Dauerkartenbesitzer ihr Ticket an Frankfurter verkauft haben. "Das ist traurig, weil wir Barca lieben, aber es gibt Dauerkartenbesitzer, die ihre Karte Fans der gegnerischen Mannschaft gegeben haben. Das ist passiert und wird untersucht. Wir haben eine grobe Zahl vorliegen", sagte Laporta, ohne die Zahl zu nennen.

Konkret benannte der Klub dagegen die Zahl der Tickets, die von Vereinsmitgliedern erworben und dann an die SGE-Fans weiterverkauft wurden. "Es waren ungefähr 7800. Sie haben ihre Karten mit einem Rabatt von 50 Prozent für 22 Euro gekauft und diese dann weiterverkauft."

Der Klub wollte seinen Mitgliedern durch den Rabatt einen günstigen Besuch im Stadion ermöglichen. Aber, stellte Laporta fest, "wenn man die Karten günstiger macht, steigt die Gewinnmarge der Menschen, die sie weiterverkaufen". Gegen diese Mitglieder will der Klub nun Untersuchungen einleiten.

Barcelona zieht erste Konsequenzen

Die Masse der Frankfurt-Fans habe den Barca-Verantwortlichen große Sorgen bereitet, gab Sicherheitschef Lluís Miquel Venteo zu: "Wir haben sofort gesehen, dass die Situation nicht so war, wie wir erwartet hatten. Die Eingänge waren voll mit Deutschen." Im Stadion habe es dann weiteres Sicherheitsbedenken gegeben: "Weil die Deutschen gerne das ganze Spiel über stehen und trinken, während unsere Fans sitzen. Das ist ein kulturelles Problem."

Laut Laporta fürchtete der Klub gar, die SGE-Fans könnten die Anreise des Barca-Busses zum Stadion verhindern. So weit kam es zwar nicht, mit vielen Beschimpfungen der Frankfurter Anhänger mussten die Stars aber leben: "Aber wir konnten sie [die SGE-Fans] nicht daran hindern, ins Stadion zu kommen. Am Ende hätte es auch viel schlimmer kommen können, und dann würden wir jetzt über ganz andere Dinge sprechen."

Eine erste Konsequenz aus dem Debakel kündigte der Vereinspräsident bereits an. "Der Klub ist nicht schuld an dem, was passiert ist, aber wir übernehmen die Verantwortung." Ab sofort, so Laporta, werde es zu Hochrisiko-Spielen nur noch digitale und personalisierte Tickets geben.