Nizza weist Schuld von sich - Keller wählt extreme Worte

Brutale Krawalle, fliegende Bengalos, zahlreiche Verletzte: Das 1:1 des 1. FC Köln bei OGC Nizza verkam am Donnerstagabend zur Nebensache. Auch in den Statements der Verantwortlichen wurde schnell deutlich, welch tiefe Spuren die skandalösen Geschehnisse hinterlassen haben. Die Wahrnehmung der Geschehnisse könnte unterschiedlicher allerdings kaum sein.
"Unsere Fans sind nicht für die Vorfälle verantwortlich. Sie haben sich einwandfrei verhalten", stellte Nizza-Coach Lucien Favre im Anschluss an die Partie unmissverständlich klar. Einen Ausschluss seines Teams fürchte er nicht: "Das wäre unfair. Das wäre sehr unfair", wird der ehemalige BVB-Coach von Vereinsmedien zitiert.
In einer offiziellen Mitteilung von Seiten Nizzas ist ebenfalls ausschließlich von Kölner Aggressoren die Rede. Man sei fassungslos "über diesen Gewaltausbruch, obwohl man alles getan hat, um die Fans des FC Köln unter den bestmöglichen Bedingungen zu empfangen", heißt es weiter.
Köln-Coach André Pawlak, der den gesperrten Steffen Baumgart in Nizza auf der Effzeh-Bank vertrat, verzichtete hingegen auf eine Einschätzung der Schuldfrage. "Es fehlen einem die Worte. Wie soll man da reagieren? Wir haben es vor dem Spiel nicht gesehen und bisher auch noch keine Bilder. Das ist skandalös und gehört nicht in den Fußball. Es macht uns traurig", kommentierte Pawlak nach dem Spiel.
Christian Keller, Geschäftsführer der Domstädter, erklärte gegenüber RTL+ bereits unmittelbar nach den Vorfällen, er sei "fassungslos", das Geschehen "pervers". Seinen Informationen zufolge sei die Gewalt zuerst von Nizza-Hooligans ausgegangen, bei den Köln-Ultras habe es sich zudem größtenteils um Paris-Fans gehandelt, die als Kölner verkleidet waren. Zwischen den Fangruppierungen des 1. FC Köln und des Pariser Top-Klubs PSG besteht eine Freundschaft.
1. FC Köln verspricht konsequentes Vorgehen
Tatsächlich soll es sich bei einem Beteiligten, der bei den Auseinandersetzungen fünf Meter in die Tiefe gestoßen wurde und sich anschließend in einem kritischen Zustand befand, um einen französischen PSG-Anhänger handeln. Videos auf Twitter, die die fürchterliche Tat zeigen, zeigen zudem, dass der Fan sein Gesicht mit einer Mütze in den Vereinsfarben der Pariser verdeckt.
Unabhängig von der Vereinszugehörigkeit werde man aber versuchen, "jeden einzelnen auszumachen und dafür sorgen, dass diese Leute nie, nie wieder in ein Fußballstadion kommen". "Diese paar Leute, die das gemacht haben, das sind auf beiden Seiten keine Hundert, die hier ein friedliches Fußballfest fast kaputtgemacht haben, die muss man ausfindig machen und dann muss man sie entsorgen - ohne jeden Kompromiss und mit voller Härte", schloss der sichtlich mitgenommene Keller mit extremen Worten.
Auch Effzeh-Präsident Werner Wolf versprach ebenfalls man werde, "mit aller Konsequenz gegen die Gewalttäter" vorgehen. Verantwortlich macht Wolf ausdrücklich Teile der Fanlager beider Seiten.