Yoshida als Sinnbild der verfehlten S04-Planung

Auch nach dem Wechsel von Frank Kramer zu Thomas Reis läuft es beim FC Schalke 04 nicht rund. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass der Trainerposten bei den Königsblauen noch eher das kleinste Problem ist. Viel stärker wiegt, dass die Neuzugänge nicht so einschlagen wie erhofft. Als Sinnbild der verfehlten S04-Planung entpuppt sich immer mehr Maya Yoshida.
"Maya bringt fußballerisch, körperlich und charakterlich alles mit, um eine wichtige Rolle in unserer Mannschaft einzunehmen", kündigte der damalige Sportdirektor Rouven Schröder bei der Verpflichtung Yoshidas an.
Seine Qualitäten als "absoluter Führungsspieler" habe der Japaner bereits bei seinen Stationen in Italien, England, Japan und den Niederlanden unter Beweis gestellt.
"Wir sind davon überzeugt, dass er uns dabei helfen wird, in der Bundesliga erfolgreich zu bestehen", so Schröder.
Doch den hohen Erwartungen konnte Yoshida bislang keinesfalls gerecht werden. Der Routinier geht weder als Führungsspieler, noch als Abwehrchef voran. Auch sportlich kann der Neuzugang, der ablösefrei vom Serie-A-Klub Sampdoria kam, nicht überzeugen.
Größten Manko ist Yoshidas eklatantes Geschwindigkeitsdefizit. Mit einem Topspeed von 32,14 km/h liegt der 34-Jährige nur auf Platz 237 aller Bundesliga-Spieler.
Seine fehlende Schnelligkeit konnte der Japaner nicht mit besonders starken Zweikampfwerten oder seinem Stellungsspiel ausgleichen. Schon mehrfach blieben Yoshidas Defizite nicht folgenlos für Schalke.
Noch schwerer wiegt aber fast die Tatsache, dass Yoshida seine angedachte Rolle als neuer Abwehrboss und Nachfolger von Aufstiegsheld Ko Itakura keinesfalls einnimmt.
Yoshida sorgt mit Aussagen für Verwunderung
Für Verwunderung sorgte der Routinier mit seinen Aussagen nach dem 0:4-Debakel gegen Bayer Leverkusen am 9. Bundesliga-Spieltag.
"Ich hatte schon so viele Partner im Abwehrzentrum", merkte er an: "Auch viele junge Spieler. Das ist nicht leicht. Normalerweise muss die Abwehrkette gut eingespielt sein."
Mit Marcin Kaminski, Malick Thiaw, Sepp van den Berg, Leo Greiml und zuletzt Henning Matriciani hatte Yoshida in der Tat viele verschiedene Innenverteidiger an seiner Seite. Doch eigentlich sollte es genau die Aufgabe des 121-fachen Nationalspielers sein, die jungen Mitspieler anzuleiten und ihnen Stabilität zu geben.
Dass dieses Unterfangen bislang überhaupt nicht gelingt, zeigt ein Blick in die Abwehrstatistik der Bundesliga. Mit 30 Gegentoren stellt Schalke hinter dem VfL Bochum (35) die zweitschlechteste Defensive der Liga.
Zuletzt wurden im Schalker Fanlager sogar Rufe nach einer Wachablösung laut. Doch auch der neue Trainer Thomas Reis setzt (zunächst) auf Yoshida, der bislang in allen Pflichtspielen in der Startelf stand.
Neuzugänge (noch) nicht beim FC Schalke 04 angekommen
Zur ernüchternden Wahrheit gehört auch, das Yoshida nur einer von zahlreichen Neuzugängen ist, die (noch) nicht beim FC Schalke 04 angekommen sind.
Im Sommer gab es auf Schalke einen großen Umbruch. Neben Yoshida wurden Torwart Alexander Schwolow (Leihe von Hertha BSC), Sebastian Polter (VfL Bochum), Florent Mollet (Montpellier HSC), Tobias Mohr (1. FC Heidenheim), Leo Greiml (Rapid Wien), Justin Heekeren (RW Oberhausen) und Ibrahima Cissé (KAA Gent) unter Vertrag genommen.
Von RB Leipzig wurde außerdem Nachwuchstalent Tom Krauß ausgeliehen. Nicht zuletzt wurden die zuvor ausgeliehenen Thomas Ouwejan, Rodrigo Zalazar und Marvin Pieringer fest verpflichtet.
Braucht Yoshida noch Zeit beim FC Schalke 04?
Zumindest sportlich sieht Yoshida bei sich noch Luft nach oben. "Es war nicht genug", bilanzierte er selbstkritisch nach der Pleite bei Bayer. Zudem gab der Japaner, der für die anstehende WM nominiert wurde, die Marschroute für die kommenden Wochen vor: "Wir müssen uns kleine Erfolgserlebnisse holen. Während der Spiele und in den Trainingseinheiten."
Ex-Schalke-Profi und Landsmann Atsuto Uchida ist davon überzeugt, dass Yoshida Schalke im Laufe der Saison noch weiterhelfen wird: "Maya ist ein sehr routinierter Spieler, muss sich aber in der Bundesliga noch anpassen, auch im Hinblick auf seine Geschwindigkeit. Das Spiel in der Serie A und in der Premier League ist anders. Er braucht noch ein bisschen Zeit."
Zeit, die man beim FC Schalke 04 weder eingeplant hat, noch die man in der aktuellen Lage in Gelsenkirchen hat.
Lissy Beckonert