26.03.2023 11:57 Uhr

Flick mit Neustart zufrieden - aber ein Problem bleibt

Hansi Flick will mit der Nationalmannschaft die Wende schaffen
Hansi Flick will mit der Nationalmannschaft die Wende schaffen

Der Neustart ist geglückt. Auf dem Weg Richtung Heim-EM hat die deutsche Nationalmannschaft aber noch einige Schritte vor sich.

Kapitän Joshua Kimmich schwang den Löffel beim Kochen mit Kindern, Nico Schlotterbeck antwortete entspannt in einem Kabinengespräch auf die Fragen der Fans. Nach dem geglückten Neustart verbreiteten die Nationalspieler am Sonntag trotz des miesen Wetters gute Laune - und auch Hansi Flick gab sich großzügig.

Das Programm für Matchwinner Niclas Füllkrug und den starken Debütanten Marius Wolf lautete nach dem 2:0 (2:0) gegen Peru: Ausschlafen, Regeneration, freier Nachmittag.

In einer gemeinsamen Sitzung und ein paar Einzelgesprächen stimmte Flick die Mannschaft zwar noch auf das "andere Kaliber" Belgien am Dienstag (20:45 Uhr/RTL) in Köln ein. Doch nach dem Sieg für die geschundene WM-Seele herrschten auch beim Bundestrainer Freude und Erleichterung vor.

"Jeder Einzelne", stellte Flick 114 Tage nach dem Fiasko in Katar zufrieden fest, "ist bereit, diesen Extrameter zu gehen." Daher sei die Begegnung mit einem allerdings limitierten Gegner "sehr erkenntnisreich" gewesen: "Ich glaube schon, dass die Fans zufrieden waren."

Sonderlob für Doppelpacker Füllkrug

Angeführt von Doppelpacker Füllkrug (12./33.) bedankte sich die runderneuerte DFB-Auswahl auf einer kleinen Ehrenrunde in der Mainzer Arena bei den Fahnen schwenkenden Anhängern für die Unterstützung. Auch wenn in der zweiten Halbzeit viel Leerlauf herrschte, zog Flick ein positives Fazit: "Die Mannschaft war über 90 Minuten griffig und hat viel Leidenschaft und Dynamik gezeigt."

Dem 58-Jährigen haben in erster Linie die defensive Stabilität und das geglückte Experiment mit der Doppelspitze gefallen. Durch das Sturm-Duo Füllkrug und Timo Werner sowie die immer wieder nachrückenden Kai Havertz und Florian Wirtz habe man "im Zentrum viel Personal" gehabt.

"Ich bekomme hier meine Situationen im Strafraum", sagte Füllkrug, der ein Sonderlob erhielt, auch wenn der Bremer bei einer besseren Chancenverwertung mehr als fünf Tore nach fünf Länderspielen auf seinem Konto hätte. "Niclas ist besonders", schwärmte Flick: "Er hat die Treffer im Stile eines Torjägers, einer Neun gemacht."

BVB-Profi rechts hinten als Dauerlösung?

Das zweite Tor bereitete Neuling Wolf mustergültig vor. Aber nicht nur aufgrund dieser starken Aktion empfahl sich der Dortmunder auf der Problemposition rechts hinten als Dauerlösung.

"Jeder hat gesehen, dass er sehr viel Dynamik auf seiner Seite entfacht hat", sagte Flick. Das zweite Tor sei "hervorragend herausgespielt" gewesen. Wolf hatte bei seinem Debüt "Riesenspaß" und "das Erlebnis genossen". Auf der Tribüne klatschte der neue Direktor Rudi Völler begeistert Beifall.

Auf dem langen Weg in Richtung Heim-EM 2024 muss der viermalige Weltmeister aber noch einige Schritte gehen. "Wir wissen auch, dass Luft nach oben ist", stellte Flick fest.

Chancenverwertung begleitet Nationalmannschaft weiter

Besonders das leidige Thema Chancenverwertung wird das DFB-Team weiter begleiten, gerade in der ersten Halbzeit blieben einige Hochkaräter liegen. Nach dem Wechsel hatte Serge Gnabry mit einem artistischen Seitfallzieher an die Latte Pech, Havertz setzte einen an Schlotterbeck verursachten Foulelfmeter an den Pfosten (68.).

Spielerisch "geht es noch besser" als in Hälfte zwei, räumte Kimmich ein, der mit DFB-Koch Anton Schmaus, Christian Günter und Kindern auf dem DFB-Campus an den Herd trat. Man müsse "weniger Fehler" machen und "mehr Kontrolle" bekommen, forderte der Kapitän. Daher sei "nichts perfekt", urteilte Leon Goretzka: "Aber wir wollten hier Schwung aufnehmen, das haben wir getan."

Das galt auch für die weiteren Debütanten Mergim Berisha und Kevin Schade. "Die Jungen bringen frischen Wind rein", lobte Havertz. Dieser soll die DFB-Auswahl auch im Härtetest gegen die von Domenico Tedesco trainierten Belgier tragen.

"Wir sind froh, dass wir gegen so einen Gegner spielen. Man kann an seinen Aufgaben auch wachsen", sagte Flick, der auf größere Rotation verzichten wird: "Wir wollen das Grundgerüst beibehalten."