30.11.2023 11:51 Uhr

U17-Helden eine Bande "Gangster" und "Schwiegersöhne"

Die deutsche U17 feiert den Finaleinzug
Die deutsche U17 feiert den Finaleinzug

Die deutschen U17-Junioren stehen im WM-Finale und entfachen wieder so etwas wie Fußball-Euphorie hierzulande. Im exklusiven Interview erklärt Bundestrainer Christian Wück das Erfolgsgeheimnis seines Teams.

Es gibt sie doch noch: Eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft, die erfolgreich ein großes Turnier bestreitet. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr.

Die deutschen U17-Junioren, amtierende Europameister, stürmen im fernen Indonesien auch bei der WM ins Finale. Nach einem dramatischen Halbfinale samt Elfmeterschießen gegen Argentinien wartet am Samstag Frankreich im Endspiel der Weltmeisterschaft.

Im exklusiven Interview mit sport.de und RTL/ntv erklärt Bundestrainer Christian Wück, wieso sein Team so gut harmoniert.

"Wir haben ganz unterschiedliche Charaktere im Team und wir haben ganz unterschiedliche Fähigkeiten der einzelnen Spieler", erzählt Wück im Gespräch mit Reporter Felix Görner.

Man habe es so hinbekommen, "dass wir innerhalb dieser drei Jahre das Team so gebildet haben, dass sie sich auch als homogene Mannschaft präsentieren."

Mentalität und Wille begeistern

"Wir spielen in einem Mannschaftssport und wir wissen, dass wir nur als Mannschaft erfolgreich sein können. Wenn diese Mannschaft, die funktioniert, auch noch individuelle Fähigkeiten hat - und das haben wir definitiv in diesem Jahrgang - dann können wir uns eigentlich nur selbst schlagen", so der 50-Jährige.

Ein Beispiel hierfür sei das Halbfinale gegen Argentinien gewesen. "Wir haben die individuelle Qualität, um vorne Tore zu machen. Die drei Tore, die wir erzielt haben, waren individuell hervorragend. Wir haben allerdings auch drei Gegentore bekommen, die durch individuelle Fehler von uns passiert sind", sagte Wück.

Der Grundstein für den Erfolg sei "unsere mannschaftliche Geschlossenheit, unsere Mentalität, unser Teamgeist. Und da setzen wir Gott sei Dank mit gut ausgebildeten, talentierten Spielern individuell immer wieder Glanzpunkte."

Wück: U17 ist ein "eingeschworener Haufen"

Der Siegeswille entstehe, weil das Team ein "eingeschworener Haufen" sei. "Die Jungs geben nie auf. Die müssen immer Widerstände überbrücken. Auch jetzt mit dem Verlauf dieses Halbfinals: zu führen, dann hinten zu liegen, dann wieder zu führen, in der letzten Minute der Nachspielzeit ein Gegentor zu bekommen. Es ist für mich auch unheimlich zu sehen, wie sich die Mannschaft entwickelt hat."

Das hänge er gar nicht dem Trainerteam an, sondern den Charakteren in der Mannschaft. "Wir haben Gangster, wir haben Schwiegersöhne, wir haben ganz unterschiedliche Mannschaftsteile, und die ergänzen sich sehr, sehr gut. Und ich glaube, das ist so ein bisschen dieser Teamspirit, nach dem sich in Deutschland ganz, ganz viele einfach sehnen", erklärt Wück das Erfolgsrezept.

Der Umgang mit den "Gangstern", wer zu welcher Fraktion gehört, ließ er übrigens offen, beschreibt er pragmatisch: "Man muss sie laufen lassen. Das sind die Spieler, die auf dem Platz verrückte Sachen machen. Und wir wollen Straßenfußballer", sagte Wück. "Wir wollen Spieler, die sich in gewissen Grenzen, aber frei bewegen können. Und das machen sie. Und die Schwiegersöhne sind die, auf die man sich verlassen kann. Die, die genau das umsetzen, was ein Trainer oder was eine Mannschaft braucht. Und wie gesagt, die Mischung im Team ist, glaube ich, das Geheimnis und verkörpert eben auch die Mentalität, die diese Mannschaft ausmacht."

Krönen kann sich die Mannschaft der "Schwiegersöhne" und "Gangster" am Samstag mit dem WM-Titel. Das Finale ist eine Widerauflage des EM-Finales (5:4 i.E.) in diesem Frühsommer.

Bundestrainer erwartet enges Finale gegen Frankreich

Wück erwartet ein "sehr enges" Spiel, "genauso wie das EM-Finale ein sehr enges Spiel war", so der U17-Trainer. "Da war es schon so, dass die Franzosen mit ein bisschen mehr Glück das Spiel hätten gewinnen können. Wir haben gut dagegengehalten. Wir hätten in der letzten Minute in Budapest noch das Siegtor erzielen können. Und genauso wird es hier auch sein. Ich glaube, die Tagesform wird entscheiden."

Die Franzosen überzeugen als "körperlich sehr starke" Mannschaft mit "individuellen Glanzlichtern". "Aber das sind wir natürlich auch", betont Wück. "Wir haben vielleicht ein bisschen den psychologischen Faktor auf unserer Seite, weil wir sie bei der EM zweimal geschlagen haben. Von daher glaube ich schon, dass wir das wir gut vorbereitet und mit dem nötigen Selbstvertrauen und auch Enthusiasmus in dieses Spiel reingehen werden. Und das Ziel ist ganz klar. Das haben die Jungs selber ausgegeben. Wir wollen nicht die Silbermedaille, wir wollen die Goldmedaille haben."