19.06.2024 09:00 Uhr

Warum das Ungarn-Spiel für den DFB kein Selbstläufer ist

Ungarn ärgerte Deutschland auch schon bei der EM 2021
Ungarn ärgerte Deutschland auch schon bei der EM 2021

1954 gewann Deutschland das WM-Finale gegen hoch favorisierte Ungarn mit 3:2 – abgesehen von jenem legendären Spiel der deutschen Fußballhistorie gelang gegen die Magyaren in Pflichtspielen jedoch kein einziger Erfolg.

Der Sieg des DFB-Teams im Finale der WM 1954 gegen scheinbar unschlagbare Ungarn hat längst Legendenstatus. Lässt man das "Wunder von Bern" allerdings außer acht, gab es für die deutsche Auswahl gegen die Magyaren, nett ausgedrückt, wenig zu holen.

Die letzten drei sieglosen Partien sind noch nicht lange her: 2022 lag das Scheitern in der Nations League auch daran, dass gegen Ungarn nur ein Punkt geholt wurde (1:1 in Budapest und 0:1 in Leipzig).

Bei der EURO 2022 ging es gerade noch mal gut: Im letzten Gruppenspiel benötigte Deutschland einen Punktgewinn, um vor den Magyaren zu bleiben und sicher ins Achtelfinale einzuziehen – bis zur 84. Minute stand es 1:2, ehe Leon Goretzka noch zum Ausgleich traf.

Die Ungarn zählten vor Beginn der laufenden Europameisterschaft zu den Geheimfavoriten, wurden dann aber von den Schweizern in ihrem ersten Gruppenspiel auf den Boden der Tatsachen geholt. Dennoch hat die Elf des italienischen Trainers Marco Rossi Qualitäten, auf die sich die DFB-Elf einstellen muss:

  • Starke Standards: Die Hälfte ihrer 16 Tore in der EM-Qualifikation erzielten die Ungarn nach ruhenden Bällen. In vier Fällen ging dem Treffer ein Freistoß voraus und drei Mal eine Ecke, dazu wurde ein Elfmeter verwandelt. Auffällig war, dass zwei der drei Tore nach Ecken erst im zweiten Anlauf fielen, also die Hereingabe nicht direkt verwandelt wurde, sondern die Ungarn ihre Präsenz im Strafraum nutzten, um ein Tor zu erzwingen.
  • Dominik Szoboszlai und seine herausragende Schusstechnik, die nicht nur Jürgen Klopp zuletzt in Liverpool schätzte, sondern auch Julian Nagelsmann. In Nagelsmanns Zeit bei RB Leipzig wechselte der damals 20-jährige Scharfschütze im Winter 2020/21 aus Salzburg nach Leipzig, kam dann allerdings wegen Adduktorenbeschwerden zu keinem Einsatz unter dem heutigen Bundestrainer. Die Ungarn führt Szoboszlai als Kapitän und Topscorer an: Gegen die Schweiz legte er per Maßflanke das zwischenzeitliche 1:2 auf und in der Quali war der Standardspezialist an acht der 16 Treffer direkt beteiligt (vier Tore, vier Vorlagen).
  • Barnabás Varga – der "Füllkrug der Ungarn". Der Mittelstürmer spielte noch 2021 in der 2. Liga Ungarns und zuvor sogar einige Jahre viertklassig (in Österreichs Burgenlandliga). Erst 2023 kam er bei einem "großen" Klub an (Ferencvaros) und gab sein Europapokaldebüt. Im März des Vorjahres debütierte Varga – mit 28 Jahren – in der Nationalmannschaft und machte sich bald unverzichtbar: In zwölf Länderspielen traf er sieben Mal, darunter zuletzt auch beim 1:3 gegen die Schweiz zum EM-Auftakt. Im letzten EM-Test hatte er Israel mit zwei Toren und einem Assist quasi im Alleingang besiegt (3:0). 

Für die Nagelsmann-Elf gilt es vor allem zu Beginn gut aufzupassen, denn in den oben genannten letzten drei Begegnungen lag Deutschland stets früh zurück. Im EM-Spiel 2021 fiel das 0:1 in der 11. Minute, beim 1:1 in der ersten Nations-League-Begegnung 2022 bereits in der 6. Minute und beim 0:1 in der letzten Begegnung in der 17. Minute.