25.06.2025 17:09 Uhr

Nichts mehr übrig von der Transfer-Offensive des FC Bayern

Mané, Mazraoui und Tel spielen nicht mehr beim FC Bayern
Mané, Mazraoui und Tel spielen nicht mehr beim FC Bayern

Im Sommer 2022 gab der FC Bayern seinen Superstar Robert Lewandowski nach langem Hin und Her an den FC Barcelona ab und nutzte die Gunst der Stunde für eine wahre Transfer-Offensive unter dem damaligen Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Gerade einmal drei Jahre später ist nichts mehr davon übrig.

Nach dem endgültigen Abgang von Mathys Tel zu Tottenham Hotspur steht fest: Auch der letzte Neuzugang des FC Bayern aus der Saison 2022/23 hat seine Zelte an der Säbener Straße wieder abgebrochen.

Zwei Transferphasen wurden in drei Jahren komplett ausradiert, könnte man sagen. Von der einst gefeierten Kaderpolitik des damaligen Sportvorstands Hasan Salihamidzic ist nichts mehr geblieben.

Immerhin: Einige der Transfer-Missverständnisse konnten zu Geld gemacht werden, am Ende steht ein Transferplus. 

Für satte 146 Millionen Euro hatte Salihamidzic, der am Ende der Saison seinen Hut nehmen musste, insgesamt acht Neuzugänge nach München gelotst - fünf davon im Sommer, allesamt vermeintliche Top-Spieler. CEO Oliver Kahn lobte das "Ausrufezeichen" auf dem Transfermarkt.

Doch langfristig glücklich wurde keiner der damaligen Neulinge beim FC Bayern. Was ist aus ihnen geworden?

  • Sadio Mané (kostete 32 Mio. Euro / verkauft an Al-Nassr)

Der Königstransfer des FC Bayern zu jener Zeit. Er wurde vom FC Liverpool für schmale 32 Millionen Euro verpflichtet. Der Marktwert des zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählten Angreifers lag damals noch weit darüber. Mané sollte den Abgang von Robert Lewandowski vergessen machen.

Die Euphorie war groß, München hatte seinen neuen Superstar.

Doch der Senegalese fremdelte beim FC Bayern. Nach ordentlichem Start samt Treffer im ersten Pflichtspiel zog sich Mané im Spätherbst eine Verletzung zu, die ihn bis Ende Februar außer Gefecht setzte. Danach lief gar nichts mehr, im Gegenteil: Es folgte der große Knall.

Mané und Sané kamen beim FC Bayern nicht miteinander aus
Mané und Sané kamen beim FC Bayern nicht miteinander aus

Nach einem Streit mit Mitspieler Leroy Sané wurde der Stürmer suspendiert, im Sommer 2023 kam es zum Blitzabschied nach Saudi-Arabien. Was ebenfalls offensichtlich wurde: Trotz guter Ausbeute von 18 direkten Torbeteiligungen war Mané eben nicht der Lewandowski-Ersatz, den es gebraucht hätte. Immerhin spülte er 30 Millionen Euro Ablöse in die Kassen.

Neben Sadio Mané war Matthijs de Ligt laut Oliver Kahn der zweite "absolute Top-Star", der in jenem Sommer nach München kam. Doch auch am Niederländer schieden sich die Geister. 

Sowohl unter dem damaligen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann als auch unter Nachfolger Thomas Tuchel war er in der Regel gesetzt - selbst, als die Münchner im Sommer 2023 nachlegten und Min-jae Kim teuer einkauften. Dennoch schien der heute 25-Jährige in München nie in die Leader-Rolle schlüpfen zu können, in der man ihn gerne gesehen hatte. Obwohl unter vielen Bayern-Fans beliebt und geschätzt, gab man de Ligt nach nur zwei gemeinsamen Jahren wieder ab - für bis zu 50 Millionen Euro.

Bei Manchester United erlebt Matthijs de Ligt seither eine noch turbulentere Zeit, die keineswegs von Erfolg gekrönt ist. Der englische Rekordmeister taumelte in der Liga gar in Richtung Abstiegsränge, das Happy End mit dem Gewinn der Europa League blieb ebenfalls verwehrt. De Ligt fehlte im Saisonendspurt ohnehin aufgrund einer Fuß- und anschließend einer Knieverletzung - die persönliche Kirsche auf einer Katastrophensaison.

So manch ein Fan des FC Bayern wird Ryan Gravenberch eine Träne nachweinen. Denn: Der Niederländer blühte erst so richtig auf, nachdem er ins Trikot des FC Liverpool geschlüpft ist. Weder Julian Nagelsmann noch Thomas Tuchel fanden in München Verwendung für den Youngster, ohnehin war das Mittelfeld mit zahlreichen Top-Spielern namhaft besetzt. 

Gravenberch äußerte nach nur einer Saison seinen Wechselwunsch, auch öffentlich, und bekam seinen Willen. In Liverpool ist er seither gesetzt, wenngleich in etwas defensiverer Rolle als noch in München. Immerhin: Die Bayern kassierten 40 Millionen Euro Ablöse. Allerdings: Spätestens nach der Top-Saison 2024/25, die im Meistertitel der Reds mündete, soll Gravenberchs Marktwert weitaus größer sein.

Kam wie Ryan Gravenberch von Ajax Amsterdam und sollte die Baustelle auf der rechten Abwehrseite ein für alle Mal schließen. Immerhin hielt es der Marokkaner ein Jahr länger als der Mittelfeldspieler in München aus, dann schloss aber auch er sich Manchester United an. Kostenpunkt: 15 Millionen Euro.

Für den FC Bayern absolvierte Mazraoui 55 Pflichtspiele, die er solide hinter sich brachte. Bitter war vor allem sein monatelanger Ausfall aufgrund von Herzproblemen im Frühjahr 2023, ein Jahr später fehlte er obendrein mehrere Monate aufgrund einer Muskelverletzung. Auch dadurch hatte der Rechtsfuß keinerlei Argumente für einen Stammplatz in München, eine Trennung erschien folgerichtig. 

  • Mathys Tel (kostete 20 Mio. Euro / verkauft an Tottenham Hotspur)

Mathys Tel galt beim FC Bayern als eines der größten Versprechen, am Ende zerplatzte sein Traum von einer langen Karriere beim Rekordmeister aber nach drei Jahren. Für viel Geld als 17-Jähriger verpflichtet, zeigte der Franzose früh gute Ansätze, wenngleich er in seiner Debütsaison ausschließlich als Ergänzungsspieler eingesetzt wurde.

Dass der Stürmer einen Torriecher besitzt, stellte er nach und nach unter Beweis. 16 Treffer und sieben Vorlagen stehen am Ende seiner Bayern-Zeit zu Buche, vor allem in seiner zweiten Saison stach er mit 13 direkten Torbeteiligungen in der Bundesliga heraus - obwohl inzwischen Superstar Harry Kane unangefochten den Platz im Mittelsturm besetzte.

Unter Vincent Kompany rückte der Juniorennationalspieler immer weiter ins Abseits. Zwar beteuerte Tel lange, er wolle sich in München durchsetzen, im Winter wurde dennoch eine Ausleihe mit Tottenham Hotspur vereinbart. In England reichte es zu 20 Einsätzen in sechs Monaten, am Ende wurde Tel fest verpflichtet. Die Transfer-Einnahmen von rund 35 Millionen Euro können die Münchner nun gut in neue Spieler investieren.

  • Die Winter-Deals des FC Bayern: Sommer, Blind und Cancelo

Nicht nur im Sommer 2022, sondern auch im darauf folgenden Winter war der FC Bayern aktiv auf dem Transfermarkt. Zum einen musste Kapitän Manuel Neuer wegen seiner schweren Beinverletzung ersetzt werden, zum anderen brauchte es Verstärkung für die Abwehr.

Kurzerhand wurde Schlussmann Yann Sommer von Liga-Konkurrent Gladbach für neun Millionen Euro verpflichtet. Zudem kamen ManCity-Star Joao Cancelo per Leihe und Abwehr-Routinier Daley Blind ablösefrei von Ajax Amsterdam.

Vor allem der Sommer-Deal entpuppte sich rückblickend als großes Missverständnis. Der so erfahrene und routinierte Schweizer musste arg um sein Standing kämpfen, zeitweise wurde ihm gar das nötige Niveau abgesprochen. "Ich habe gelernt, wie es bei Bayern läuft. Man sucht sich ein, zwei Spieler aus, dann wird medial geschossen. Und dann sucht man sich zwei Neue aus", sagte Sommer hinterher, als er längst wieder das Weite gesucht und bei Inter Mailand angeheuert hatte: "Und da war halt ich auch an der Reihe."

Dass Sommer durchaus das Niveau für einen Spitzenklub besitzt, beweist er seither in Mailand. In der Saison 2023/24 wurde er Meister mit den Nerazzurri, ein Jahr später stand er im Champions-League-Finale. Den Einzug ins Endspiel sicherte er seinem Team im Halbfinale gegen Barca mit einer Weltklasse-Leistung.

Für die Abwehrspieler Joao Cancelo und Daley Blind endete die Zeit in München ebenfalls nach einem halben Jahr. Nachdem der FC Bayern gegen eine Festverpflichtung entschied, zog der Portugiese auf Leihbasis zum FC Barcelona weiter. Inzwischen spielt er für Al-Hilal. Daley Blind zog es zum FC Girona, mit dem er 2023/24 die große Überraschung landete und sich für die Champions League qualifizierte.