04.06.2014 13:48 Uhr

Trotz schlechter Leistung Glaube an EM

"Es war sicher eines der schlechteren Spiele unter mir", redete ÖFB-Teamchef Marcel Koller nach dem glücklichen 2:1-Sieg in Tschechien gar nicht erst um den heißen Brei herum. Dennoch glaubt der Schweizer an die Teilnahme an der Europameisterschaft 2016 in Frankreich.

Bei der Nachbetrachtung des letzten Länderspiels vor der am 8. September mit dem Heimpartie gegen Schweden in Wien beginnenden EM-Qualifikation sparte der Schweizer am Mittwoch nicht mit kritischen Worten für die Leistung seiner Schützlinge in Olmütz.

"Es war klar ersichtlich, dass unser diesmal etwas geändertes System nicht funktioniert hat. Wir sind nicht mehr zurückgelaufen, die Räume waren zu groß. Es gab keine Konsequenz, die Müdigkeit war zu groß", so Koller in der Analyse seines vor der Pause völlig gescheiterten 4-1-4-1-Experiments.

"Meine grauen Haare zähle ich nicht"

Nach zwölf Tagen, 14 Trainingseinheiten und zwei Spielen (1:1 gegen Island in Innsbruck und dem 2:1-Erfolg gegen Tschechien in Olomouc) zog der 53-Jährige dennoch ein positives Fazit des Camps in den Tiroler Bergen von Seefeld und dem Abschluss in Mähren. "Es war ein sehr gutes Trainingslager. Die Spieler waren mit 100 Prozent dabei und wir konnten umsetzen, was wir wollten."

"Beim Spiel in Innsbruck konnten wir als besseres Team nicht gewinnen. Das Spiel gestern war nicht das Gelbe vom Ei, aber wir wollten etwas ausprobieren und neue Erkenntnisse bekommen. Es gibt sicher Spieler, die sich aus meiner Sicht aufgedrängt haben", meinte Koller und nannte später namentlich Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker sowie Martin Hinteregger (der gemeinsam mit Aleksandar Dragović als Abwehrduo der Gegenwart und auch der Zukunft gilt).

"Es gibt aber leider auch Spieler, die noch keinen Verein haben oder bei denen es wichtig wäre, wenn sie ein bisschen mehr an Spielpraxis hätten", verwies der Teamchef einmal mehr auf seine "Problemfälle" wie Robert Almer oder Marc Janko. "Meine grauen Haare zähle ich nicht, es könnten auch welche ausgefallen sein", nahm der oberste ÖFB-Coach die Situation mit Humor.

Alaba und Ibrahimović rücken wieder in den Blickpunkt

In 83 Tagen wird die Kaderbekanntgabe für den Auftakt zur EM-Qualifikation erfolgen. Am 26. August gibt es jene Spielerliste, mit der Österreich die erste Partie im ausverkauften Ernst Happel-Stadion bestreitet. "Dann rücken wieder Ibrahimović und Alaba in den Fokus", warf Koller bereits einen Blick auf die nächste Auflage des Duells der Superstars beider Teams.

Die Kritik an der Leistung speziell der älteren Spieler wie Emanuel Pogatetz, Andreas Ivanschitz, György Garics oder eben Almer und Janko konnte der Cheftrainer nur teilweise nachvollziehen. "Es wird bei uns demnächst sicher keinen Generationswechsel geben. Wir brauchen Spieler mit Erfahrung, nicht nur 'junge Wilde'. In der EM-Qualifikation sind vor 60.000 oder 70.000 Zuschauern in Moskau Spieler gefragt, welche die Ruhe behalten können."

"Von der Leistung abhängig"

Gegenüber weltfussball machte der Teamchef aber auch eines unmissverständlich klar: "Wir haben jetzt Alternativen dazu bekommen. Wir werden am Erfolg gemessen und auch die Spieler, sind von ihrer Leistung abhängig. Wenn ein jüngerer Spieler besser ist, dann wird derjenige auch spielen."

"Aber diese älteren Spieler haben eben viel Erfahrung in ausländischen Ligen gesammelt und mehrmals erlebt, wie man mit solchen Situationen umgeht. Da sind sie den Spielern aus der österreichischen Liga eben voraus. Wir brauchen auch Ruhe und eine gute Mischung in unserer Mannschaft", so Koller.

Robert Almer, der in Olmütz zu Beginn mit einer Unsicherheit erneut die mangelnde Spielpraxis nicht kaschieren konnte, nahm sein "Betreuer des Vertrauens" zum wiederholten Male als verbale Feuerwehr in Schutz: "Robert hat bei uns immer seine Leistung gebracht. Ich hoffe, dass er einen Verein findet. Er war gestern nicht der einzige Spieler, der nicht seinen besten Tag hatte. Da kann man fast das ganze Team nehmen."

"Wir wissen, dass wir erfolgreich sein müssen"

"Wenn ein Spieler zu viele Fehler macht, dann kommt ein anderer zum Einsatz, der besser und ruhiger ist sowie mehr Qualität hat. So einfach ist das. Wir wissen, dass wir erfolgreich sein müssen! Aber bei manchen Spielern haben wir eben die Treue, die auch bereits belohnt wurde."

"Marc Janko zum Beispiel spricht mit mir natürlich seine Zukunft ab. Es ist ganz wichtig, dass er wieder bei einem Verein spielt und gefordert ist. Er braucht den Rhythmus. Wenn er nur alleine, individuell trainiert, dann ist es fast so, wie wenn er verletzt ist", so der Teamchef.

Die Pressekonferenz war bereits fast zu Ende. Es ging um die WM in Brasilien, den Urlaub oder halb volle bzw. halb leere Gläser, da wurde doch noch einmal die EM-Qualifikation zum Thema. weltfussball wollte wissen: "Herr Koller, wird sich Österreich für die Europameisterschaft qualifizieren?" Die Antwort war zunächst die übliche frei nach der Devise: Runter vom Gas und immer schön demütig bleiben.

Nicht ausreichend für die journalistische Neugier. "Herr Koller, was glauben sie, wird sich Österreich qualifizieren oder nicht?" Die Antwort des Schweizers im Wortlaut: "Ich glaube, dass wir das schaffen können!" Sein Satz in das Ohr des Fußballgotts.  

>> Plan B des ÖFB-Teams ging nicht auf
>> 2:1! ÖFB-Glückssieg in Tschechien

Christian Tragschitz