02.07.2014 15:00 Uhr

90 Minuten sind nicht genug

Vor der Verlängerung gegen die Schweiz tanken Lionel Messi und Co. noch einmal Kraft
Vor der Verlängerung gegen die Schweiz tanken Lionel Messi und Co. noch einmal Kraft

Weil es so viel Spaß macht, in Brasilien zu kicken, gaben sich nur die wenigsten Teams im WM-Achtelfinale mit 90 Minuten zufrieden. Zeit genug für die Torhüter, um zu glänzen. Les Bleus sind indes in Ballerlaune. Einige Zahlen und Fakten.

1. Bock auf Verlängerung

In der Gruppenphase fielen Tore um Tore, die Spiele waren geprägt von offenen Visieren und offenen Abwehrreihen, Unentschieden waren eine Seltenheit. Kaum geht das Turnier in die K.o.-Runde, wird es taktischer und verhaltener. Bei fünf Achtelfinals stand der Sieger nach 90 Minuten noch nicht fest und musste in einer Verlängerung ausgefochten werden. Das gab es noch nie seit der Einführung dieses Systems. Der bisherige Rekord lag bei vier Verlängerungen in der Runde der letzten 16 (1990).
>> Zum Achtelfinale der WM 1990

2. Torhüter sind Trumpf

Dass in den letzten Spielen verhältnismäßig wenige Tore fielen, lag auch an den herausragenden Leistungen der Torhüter. Der US-Amerikaner Tim Howard stellte sogar einen neuen Rekord auf: In der Partie gegen Belgien wehrte der Oldie 16 Schüsse auf seinen Kasten ab und zeigte, warum ihn sein Trainer Jürgen Klinsmann zu den fünf besten Keepern der Welt zählt.

Zu diesen gehört definitiv auch Manuel Neuer, das bewies er wieder einmal, obwohl nicht ganz so viele Bälle auf sein Tor flogen. Dafür wusste er mit anderen Qualitäten zu überzeugen: Er gab gegen Algerien nämlich den Libero und klärte ein ums andere Mal in brenzligen Situationen. Die deutsche Nummer eins brachte es auf einen Wahnsinnswert von 21 Ballkontakten – alleine außerhalb des Strafraums!

3. Allez Les Bleus

Das Auf und Ab der Franzosen bei Weltmeisterschaften geht weiter: 1998 Weltmeister, 2002 Vorrunden-Aus, 2006 Finale, 2010 Vorrunden-Aus – und 2014 sind Les Bleus auf bestem Wege, wieder eine richtig starke WM zu spielen. Auf jeden Fall ist das Team von Trainer Didier Deschamps so angriffslustig wie schon lange nicht mehr. Bereits jetzt erzielte Frankreich zehn Tore in Brasilien. Das sind so viele wie bei den letzten drei Endturnieren zusammen, wohlgemerkt trotz der Finalteilnahme in Deutschland...

4. Passmaschine in Schwarz-Rot-Gold

Ganz ehrlich, die Leistung der deutschen Nationalmannschaft gegen Algerien kann man nicht schön reden. Das sollte man auch nicht. Dass das DFB-Team gegen die Afrikaner allerdings nicht über die nötige Spielkontrolle und Passsicherheit verfügt habe, ist ein Eindruck, der täuscht. Das Gegenteil ist der Fall: Die Deutschen spielten in dieser Partie 793 Pässe. Ob spanischer Tiki-Taka oder brasilianischer Zauberfußball – seit 1966 hat nie eine Mannschaft bei einer WM so viele Pässe gespielt.

5. Eine WM in Lederhosen

Bei seiner Vorbereitung auf die kommende Bundesligasaison muss Bayern-Trainer Pep Guardiola vorerst auf den ein oder anderen Spieler verzichten. Das war ihm auch schon vorher klar, aber die Anzahl der Münchner WM-Teilnehmer sinkt auch weiter nur langsam. Wenn am Freitag die Viertelfinals starten, ist der Deutsche Meister der Klub, der am meisten Spieler ins Rennen schickt (zehn), dahinter folgt Arsenal (sieben), Chelsea und Paris Saint-Germain haben jeweils sechs noch Eisen im Feuer. 

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Nicht nur bei der Menge an Spielern haben die Bayern die Nase vorn, auch die inoffizielle Klub-Torschützenliste wird von ihnen dominiert. Bereits 14 Treffer gehen auf das Konto ihrer Spieler, damit verweist man den FC Barcelona (zehn) und Manchester United (acht) auf die Plätze.

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Jochen Rabe