07.12.2016 09:37 Uhr

Monacos Mbappé: Auf den Spuren von Henry

AS Monacos Kylian Mbappé hat den Ball stets im Blick
AS Monacos Kylian Mbappé hat den Ball stets im Blick

Der AS Monaco ist wieder wer! Vor dem letzten Gruppenspiel bei Bayer Leverkusen (20:45 Uhr) ist die Elf von Leonardo Jardim bereits als Gruppenerster für das Achtelfinale der Königsklasse qualifiziert und auch in der heimischen Ligue 1 läuft es derzeit rund. Der Grund? Die Abteilung Attacke, in der neben Star-Sturmer Radamel Falcao ein Super-Talent für Furore sorgt.

Gestatten: Kylian Mbappé. Stürmer, 17 Jahre jung, durch sein Premieren-Tor im Februar jüngster Torschütze des AS Monaco aller Zeiten, seit März stolzer Inhaber des ersten Profivertrages. Nicht verwunderlich, dass der junge Mbappé kurz vor seinem Debüt in der U19 Frankreichs bei der Europameisterschaft im Juli von den ganz großen Zielen sprach: "Ich will immer alles geben und für die A-Nationalmannschaft spielen. Aber ich weiß, dass ich mich entwickeln und viel arbeiten muss."

Und wie er arbeitete. Fünf Tore in fünf Spielen, Halbfinal-Gegner Portugal zerlegte er mit zwei Toren und einer Vorlage im Alleingang. Am Ende reckte er den Pokal in die Höhe und hoffte auf die ganz große Karriere. Doch dann folgte der erste herbe Rückschlag in seiner noch so jungen Karriere. Gleich am ersten Spieltag der aktuellen Saison prasselte er mit Guingamps Innenverteidiger Kerbrat im Luftduell zusammen. Diagnose: Gehirnerschütterung.

Mbappé: Der Unmut eines 17-Jährigen

Der ehrgeizige Mbappé arbeitete und arbeitete, wollte unbedingt so schnell es geht wieder auf dem Rasen im Louis II stehen und das machen, was er liebt: Fußball spielen. Allerdings wartete sein Entdecker und Förderer Leonardo Jardim vorsichtig ab und ließ den Stürmer erst einmal schmoren - ganz zum Unmut des Ungeduldigen.

Beim Kantersieg der Monegassen am achten Spieltag gegen Metz war es dann endlich so weit. Spät ins Spiel eingewechselt, das mit 6:0 schon längst entschieden war, durfte Mbappé wieder auf dem Platz stehen. Prompt lieferte er mit einer Torvorlage einen guten Grund für folgende Nominierungen.

Doch erneut ging es Mbappé nicht schnell genug. Zu wenig Einsatzminuten, zu wenig im Fokus. Sein Vater übernahm das Poltern in der Presse und schoss gegen die Vereinsführung: "Wir verstehen das Verhalten der Vereinsführung in Bezug auf Kylian nicht. Das Trainerteam hat versprochen, dass er spielen wird, da man viel rotieren will. Ansonsten wäre er nicht geblieben", so der Senior noch im Oktober zum Fachblatt "L'Équipe" und drohte sogar mit einem Abschied seines Sohnes aus der Fürstenstadt in der kommenden Winterpause.

Schnell, unberechenbar, geschickt: Mbappé überzeugt

Die Androhung scheint Gehör gefunden zu haben. Gegen Montpellier am zehnten Spieltag glänzte der Youngster mit zwei Vorlagen und einem Kopfballtreffer, sodass auch Trainer Jardim nicht umher kam, seinen Schützling in Watte zu betten: "Mbappé? Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er ist ein junger Spieler, der sich sehr gut entwickelt", so der Portugiese nach dem Sieg.

Vor allem ist Mbappé ein Spieler, der überaus variabel ist. Durch seinen schnellen Antritt, seine unberechenbaren Finten und geschickten Läufe in die Spitze ist der 17-Jährige derjenige, der andere zu Torabschlüssen verhilft. Drei Tore und fünf Vorlagen später zählt Mbappé wohl keinesfalls mehr zu den potenziellen Winter-Abgängen der Südfranzosen.

Dank der starken Auftritte zuletzt zählt Mbappé in seiner Heimat als eines der vielversprechendsten Talente, wie die Wahl des Fernsehsenders "Téléfoot" in die Top-Elf der besten U21-Spieler Frankreichs beweist, zu der unter anderem neben Vereinskollege Thomas Lemar auch die Deutschland-Legionäre Ousmane Dembélé und Kingsley Coman zählen. Außerdem ist er der jüngste Spieler Europas, der in dieser Saison schon drei Tore erzielen konnte.

Wie verwandelt: Die Tormaschinerie des AS Monaco

Dabei ist in der Spielweise des AS Monaco im Vergleich zur Vorsaison ein großer Unterschied zu erkennen, dem auch der junge Stürmer seinen Erfolg verdankt. Anders als noch vor einem Jahr lässt Trainer Jardim seine Mannschaft nun im 4-4-2-System mit einer Doppelsechs auflaufen, wobei sich Mbappé immer wieder auf die Außenbahnen fallen lässt und Sturmtank Radamel Falcao eher im Zentrum bleibt. Die offensiv ausgerichteten Thomas Lamar und Bernardo Silva füttern die Angreifer mit Bällen und sorgen selbst für Torgefahr.

Das Resultat? 49 Tore in 16 Partien im französischen Oberhaus - keine Mannschaft in Europas Top-5 stellt eine bessere Offensive als die Südfranzosen. Zum Vergleich: In der Vorsaison brachten die Rot-weißen nur 57 Mal den Ball im Tor unter - nach 38 Spieltagen.

Zusammen mit einer stabilen Defensive lesen sich einige Ergebnisse des AS Monaco in der Hinrunde wie ein Fußballgedicht: 5:0 gegen Bastia, 4:0 gegen Marseille, 6:0 gegen Nancy, 6:2 gegen Montpellier oder 7:0 gegen Metz. Mit dabei auch der 3:1-Sieg gegen Paris Saint-Germain. Dem so ungeduldigen wie torhungrigen Mbappé und seinen Sturm-Kollegen sei Dank: Der AS Monaco ist wieder wer. Übrigens, der bisherige jüngste Schütze in der Vereinsgeschichte des AS Monaco war ein gewisser Thierry Henry. Wenn das mal kein Zufall ist.

Gerrit Kleiböhmer