07.07.2014 12:15 Uhr

David Luiz: Der 50-Millionen-Lockenkopf

David Luiz (r.) ist für Brasilien wichtiger denn je
David Luiz (r.) ist für Brasilien wichtiger denn je

Kein Neymar, kein Thiago Silva: Gegen Deutschland ist David Luiz mehr denn je als Anführer gefragt. Kein Problem: Der Lockenkopf ist ein geborener Krieger.

Es gibt mehr als einen David Luiz. Einen, der mit seiner wilden Lockenmähne und einem breiten Grinsen im Gesicht aussieht wie ein unschuldiger Engel. Einen, der mit funkelnden Augen und verzerrter Fratze wie ein furchterregender Krieger daherkommt. Dann gibt es noch den Verteidiger David Luiz, den Mittelfeldspieler und den Angreifer. Der 27-Jährige fegt wie aufgezogen durch die WM.

Im Halbfinale gegen Deutschland (Dienstag ab 22:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) ist David Luiz jetzt mehr denn je als Anführer gefragt. Neymar fällt aus. Thiago Silva, sein kongenialer Partner in der brasilianischen Innenverteidigung, ist gesperrt. "Ich bin auf die Aufgabe vorbereitet", sagt David Luiz, der die Selecao als Kapitän auf das Feld führen wird. Der Druck scheint an diesem Energiebündel einfach abzuprallen: "Diese Gruppe ist leicht zu führen. Es sind einfache, bescheidene Menschen. Das ist ein Kinderspiel."

David Luiz wächst am Druck

Während einige seiner Kollegen zuletzt an der riesigen Erwartungshaltung im Land zu zerbrechen schienen, wächst David Luiz noch daran. Dede, der ehemalige Linksverteidiger von Borussia Dortmund, nennt ihn "eine sensationelle Stütze des Teams", einen "Leuchtturm im Abwehrzentrum", der zudem "dynamisch und auch noch torgefährlich" ist.

Im Viertelfinale gegen Kolumbien war der 1,89-m-Hüne der überragende Mann auf dem Feld - trotz eines Neymars. Schon im Achtelfinale gegen Chile hatte David Luiz ein Tor erzwungen, gegen Kolumbien (2:1) machte er den Sieg mit einem sensationellen Freistoß aus 30 Metern perfekt. "Herausragend", nannte ihn Tostao, Weltmeister von 1970.

Wie besessen verfolgt David Luiz nur dieses eine Ziel: das große Finale am Sonntag im Maracana. Seine Entschlossenheit sollen jetzt auch Thomas Müller, Toni Kroos und Co. zu spüren bekommen. "Wir müssen für Neymar spielen, für Thiago Silva und mehr als zuvor Krieger sein", sagt David Luiz, der nach der WM für knapp 50 Millionen Euro vom FC Chelsea zu Paris St. Germain wechseln wird.

Das neue, hässliche Brasilien

Mit seiner humorlosen Zweikampfführung steht David Luiz, der mit seiner Mähne aussieht wie Tingel-Tangel-Bob, der Bösewicht aus der Comicserie "Die Simpsons", für das neue, hässliche Brasilien. Anstatt Zauberfußball zu zelebrieren, ziehen sie vor dem eigenen Tor lieber eine gelbe Wand hoch. Mit "jogo bonito", dem schönen Spiel, ist die Kämpfertruppe von Trainer Luiz Felipe Scolari überfordert. 96 Fouls haben die Statistiker von Brasilien schon gezählt, Deutschland kommt auf 57. Brasilien kassierte zehn Gelbe Karten, die Deutschen vier. Zudem spielen die Brasilianer viel weniger Pässe (1816 zu 2938).

Doch der neue Stil beeindruckt den Gegner. "Die Brasilianer sind hier nicht die Zauberer, die Mannschaft hat sich verändert", sagt Bastian Schweinsteiger: "Die spielen anders als früher. Härte gehört da definitiv dazu. Darauf müssen wir eingestellt sein."

Ganz sicher: Denn auf Nächstenliebe brauchen Schweinsteiger und Co. bei dem frommen Christen David Luiz nicht hoffen. "Es ist mein Glaube, der mich stark macht und der mir den Weg ebnet", sagt er: "Trotzdem bin ich keiner, der die Arme verschränkt und dann hofft, dass Gott schon alles fügen wird." David Luiz haut lieber selber ordentlich dazwischen.

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sid