10.01.2015 12:40 Uhr

Die Transfer-Tricks der City Football Group

Manchester Citys Eigner Mansour bin Zayed Al Nahyan
Manchester Citys Eigner Mansour bin Zayed Al Nahyan

Vor einer Woche gab Manchester City die Verlängerung des Leihvertrags von Frank Lampard bekannt. Der Engländer wechselt somit erst im Sommer zu seinem eigentlichen Verein, dem New York City FC. Die Entscheidung stellt einmal mehr die Glaubwürdigkeit der Vereine und Besitzer in Frage und zeigt, welchen Einfluss die neuen Investoren-Netzwerke des internationalen Fußballs nehmen.

Frank Lampard saß zwischen den Verantwortlichen auf dem Podium der Pressekonferenz und wurde als neuer Spieler des New York City FC vorgestellt. "Ich freue mich auf eine aufregende Herausforderung. Ich habe mir den Langzeitplan angesehen und ich will ein Teil davon sein, ich möchte der Anführer sein", sagte der Engländer vor laufenden Kameras. Doch bis zum Saisonstart im März 2015 sollte der ehemalige Nationalspieler an einen anderen Verein verliehen werden. Favorit auf den Zuschlag war eigentlich der Melbourne City FC, doch das war im Juli 2014.

Wenige Tage später argumentierte auch Lampard: "Ich wollte nicht bei einem anderen Klub in England spielen, weil ich mit einem Klub so eng verbunden bin." Er meinte Chelsea. Drei Tage später dann der Wechsel zu Manchester. Mit der Verlängerung des Leihvertrages stößt der 36-Jährige nun die Anhänger des New Yorker Klubs vor den Kopf. Mehr als 11000 Dauerkartenbesitzer, die sich ihre Karten nicht zuletzt wegen Lampards Verpflichtung zulegten, waren erbost, sollte der Altstar doch zum Saisonstart im März für die US-Amerikaner auflaufen.

Wie kam der Transfer zustande?

Dafür muss man sich die Eigentumsverhältnisse der Vereine ansehen. Manchester City wurde 2008 von der Abu Dhabi United Group übernommen, welche später die City Football Group als Holding-Gesellschaft aufbaute. Zu dieser gehören mittlerweile auch die Yokohama Marinos, der Melbourne City FC und eben auch das neue Franchise der MLS, der New York City FC.

Der Commissioner der Major League Soccer Don Garber machte nun klar, dass Lampard keinen Vertrag bei New York sondern bei der CFG unterschrieben hätte. So konnten die Verantwortlichen den Spieler zu ManCity bringen. Doch warum ausgerechnet zu den Skyblues und nicht nach Melbourne? Auch das lässt sich leicht aus dem Kontext erklären.

Im Zuge des Financial Fair Play bestrafte die UEFA den Premier-League-Verein im Mai 2014 für Verstöße gegen die Regularien. Die Citizens dürfen in der Champions League nur einen 21-Mann-Kader aufstellen, in dem mindestens fünf Engländer stehen. Seit der Ankunft von Frank Lampard hat City sechs Engländer, von denen allerdings kaum einer Champions-League-tauglich ist, in seinem eigentlich 33 Spieler zählenden Profiaufgebot. Da kam den Verantwortlichen die Verpflichtung des 102-fachen Nationalspielers gerade recht.

Scharfe Kritik

Wegen der UEFA-Strafe und seinen guten Leistungen bleibt er nun also auch noch bis zum Ende der Saison in Manchester. Nicht überraschend gab es Kritik für diese Umgehung des Financial Fair Play. "Kommen wir so wieder zum Fair-Play? Ich weiß nicht. Es sieht ganz danach aus, als ob die City-Klubs rund um die Welt ihren Hauptverein Manchester City füttern", kommentierte Arsenal-Coach Arsène Wenger die Farce. Der Vorwurf der Farmteam-Netzwerke machte sich auch in den Staaten breit.

Alexis Lalas, ehemaliger Spieler von Los Angeles Galaxy, zeigte die deutlich werdenden Prioritäten der CFG auf und meinte zur aktuellen Situation: "Das Mutterschiff hat gesprochen." Die anderen Vereine der CFG gelten nur als Helfer oder sogenannte Farmteams für den Erfolg Manchester Citys, das Youngster an diese ausleihen, teure Spieler dort "parken" oder über jene einen zweckmäßigen Transfer wie den von Frank Lampard tätigen kann.

Folgen für den US-Fußball

Ein Sachverhalt der vor allem der MLS schadet. Transfers wie der von Lampard oder neuerdings Los Angeles Verpflichtung von Steven Gerrard sollen der MLS mal wieder mit verdienten Altstars, die die Zuschauer anlocken sollen, neuen Glanz verleihen und den alten Traum der Verantwortlichen, sie zu einer Top-Liga der Welt zu formen, verwirklichen. Langfristig waren diese Strategien bislang nicht erfolgreich, weswegen unter anderem Jürgen Klinsmann die Liga kritisiert und jungen Spielern rät, nach Europa zu wechseln, um sich zu verbessern.

Wie geht es also weiter? Lampard ist immer noch ein guter Spieler, der im Sommer in die MLS wechselt, um seine Karriere ausklingen zu lassen. Für beide Seiten steht das Ganze aber unter keinem guten Stern. Die Vorgeschichte ist eine Farce, die vielleicht nur die Spitze des Netzwerk-Eisbergs der CFG ist. Ein Modell das übrigens auch Red Bull aufgreift.

Weitere Infos:
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Florian Pütz