15.09.2019 06:42 Uhr

Salzburg ist bereit für die Champions League

Salzburger sind nicht zu stoppen
Salzburger sind nicht zu stoppen

Viel besser könnte die Ausgangslage für Serienmeister RB Salzburg nicht sein: Drei Tage vor der Champions-League-Premiere gegen Genk schossen die "Bullen" am Samstag in der Bundesliga Hartberg mit 7:2 aus dem Stadion, die Saisonbilanz des Tabellenführers ist mit dem Maximum von 21 Punkten und 34:6 Toren beeindruckend. "Wir sind bereit für Dienstag", stellte Coach Jesse Marsch fest.

Bereits zum sechsten Mal in Folge erzielten die "Bullen" zumindest vier Treffer, zum fünften Mal en suite zumindest fünf bzw. zum ersten Mal sieben - es hätten gegen Hartberg gut und gerne fünf mehr sein können. Die Stärke seiner Truppe darf Marsch für die kommenden CL- Aufgaben gegen Belgiens Meister, in Liverpool (2. Oktober) und gegen Napoli (23. Oktober) zuversichtlich stimmen. Just nach sieben Runden einer Saison, vor deren Beginn die Leistungsfähigkeit seiner Truppe zumindest ganz leise angezweifelt worden war, steht man glänzend da. Weder der personelle Umbruch noch der Trainerwechsel brachten den Serienmeister aus dem Tritt, inzwischen ist Salzburg auch auf Europas Vorzeigebühne einiges zuzutrauen.

"Die Mannschaft ist sehr hungrig, sie brennt und agiert mit einer Leichtigkeit. Und wenn eine Mannschaft brennt, ist alles möglich", urteilte etwa Hartberg-Coach Markus Schopp, im Herbst seiner aktiven Karriere selbst ein "Bulle". Der erste verpasste CL-Anlauf 2006 gegen Valencia blieb dem im Sommer davor nach New York gewechselten Schopp erspart, es sollten weitere zehn misslungene Versuche folgen. Düdelingen 2012 markierte zugleich blamablen Höhepunkt wie Wende, an deren Ende dank fleißig gesammelter UEFA-Punkte nun die automatische Qualifikation via Meistertitel stand. Und Zlatko Junuzovic und Co. sind sichtlich gewillt, die Chance am Schopf zu packen.

"Nach dem heutigen Spiel gehen wir mit einem guten Gefühl in die Champions League", bekräftigte der Routinier. Man dürfe auch gegen die Besten eine durchaus breite Brust haben. "Wir sind nie zufrieden, wir wollen immer mehr. Wir machen das Tempo, wir können jedes Tempo mitgehen. Bei uns gibt es kein Abschalten", bekräftigte Junuzovic nach dem Torfestival gegen die Steirer. Auch für den Routinier wird es eine Premiere auf der größten Bühne im Clubfußball werden. "Es kribbelt bereits gewaltig. Der ganze Tag wird ein emotionaler Wahnsinn werden", meinte er im Hinblick auf den Dienstag. "Wir werden mit Herzblut hineingehen."

Ähnlich motiviert vernahm sich Innenverteidiger Andre Ramalho, am Samstag Schütze des 1:0. "Wir wollen auch in der Champions League jedes Spiel gewinnen. Das steckt in unserem Blut", versicherte der Brasilianer. "Vor allem sind unser Ziel neun Punkte zuhause. Wir respektieren natürlich die Stärke der Gegner. Wir haben des öfteren bewiesen, dass wir auf diesem Niveau mithalten können. Etwa zuhause gegen Napoli oder in den Spielen gegen Leipzig", sagte er rückblickend auf die vergangene Saison in der Europa League.

Schmaler Grat

Dass er über eine zu allem fähige und bereite Truppe verfügt, bezweifelt auch Marsch nicht. "Ich bin sehr stolz auf die Mentalität der Mannschaft. Vor allem, dass es die Spieler immer wieder schaffen, in Momenten, in denen mehr erforderlich ist, auch mehr zu geben", begründete der 45-Jährige. Im Vergleich zu seiner Truppe ist Genk derzeit schaumgebremst unterwegs. Am Freitag kassierte Belgiens Meister bei Charleroi ein 1:2, hält bei drei Siegen, drei Niederlagen und einem Unentschieden. "Es war nicht das beste Spiel von Genk, sie hatten viel Rotation, aber sie werden am Dienstag bereit sein für alles", meinte Marsch. "Sie sind gut im Ballbesitz, das ist eine große Herausforderung für unser Pressingspiel."

Marsch und seine Mannen bewegen sich auf dem schmalen Grat zwischen Euphorie und Nüchternheit. "Wir müssen sehr realistisch sein und bleiben, denn es wartet ein richtig guter Gegner auf uns. Aber wenn wir alles umsetzen - und die Mannschaft hat noch Potenzial nach oben - haben wir Chancen gegen jeden Gegner", erklärte der ehemalige Leipziger Co-Trainer. Auch für Junuzovic ist klar: "Es muss alles zu hundert Prozent passen. Wir müssen hellwach sein, denn auf diesem Niveau kann jede Spielsituation entscheidend sein."

Dem Kantersieg zum Trotz verwies Junuzović auf die beiden Treffer der Hartberger, jeweils aus dem Nichts. "Auch in solchen Momenten muss man das Negative sehen, denn die zwei Gegentore waren nicht notwendig", befand der langjährige Werder-Legionär. "Hartberg war im Umschaltspiel sehr gut, da müssen wir am Dienstag höllisch aufpassen. Die Fehler, die wir gemacht haben, müssen wir abstellen", forderte Junuzović. Marsch dürfte es ähnlich sehen. "Wir haben nun einmal große Ziele, deshalb schadet ein Weckruf zur richtigen Zeit nicht", sagte er. "Die Arbeit gegen den Ball und Defensivstandards müssen besser werden."

In erster Linie hielt der Abend Erfreuliches in petto. Doppeltorschütze Patson Daka und vor allem der einmal mehr völlig enthemmte Erling Håland trumpften groß auf. "Ich hätte heute fünf, sechs Tore machen können und muss meine Chancen besser nutzen, also es gibt viel Verbesserungspotenzial", meinte der Norweger danach bescheiden. Zu seinen drei Treffern lieferte er noch zwei Assists, mit elf Treffern führt der die Liga-Torschützenliste nach seinem zweiten Triple souverän an. Es riecht förmlich nach einer CL-Premiere des 19-Jährigen am Dienstag: In sieben von acht Pflichtspielen bzw. in sechs Partien en suite für Salzburg hat er getroffen.

apa