01.07.2020 08:40 Uhr

Wiese knallhart: Werder muss den Trainer austauschen

Tim Wiese stand sieben Jahre im Werder-Tor
Tim Wiese stand sieben Jahre im Werder-Tor

Werder Bremen steht vor der Woche der Wahrheit. Am Donnerstag (20:30 Uhr) geht es im erste von zwei Relegationsspielen gegen den FC Heidenheim um nicht weniger, als den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu vermeiden. Dass die Norddeutschen möglicherweise auch 2020/2021 an Coach Florian Kohfeldt festhalten, wäre für den langjährigen SVW-Keeper Tim Wiese ein Unding.

"Nach so einer Horrorsaison muss Werder auf der Trainer-Position eine Veränderung vornehmen", polterte Wiese in der "Sport Bild", und zwar elegant genug, um nicht den Namen "Kohfeldt" und "Entlassung" in den Mund zu nehmen.

"Bremen ist ein großer Verein und kein Mainz 05", sagte der Kult-Torwart weiter. "Das Ziel lautete vor der Saison Europacup-Qualifikation - jetzt hat der Klub viel Glück gehabt und kann über die Relegation wenigstens die Klasse halten."

Das sei für einen Verein wie Werder Bremen viel zu wenig. "Dafür ist vor allem der Trainer verantwortlich", kritisierte der 38-Jährige Coach Kohfeldt nun schon etwas direkter.

Wiese: Dann wird Werder vernichtet wie der HSV

Dass Werder nach dem 6:1-Erfolg über den 1. FC Köln und der gleichzeitigen Schützenhilfe durch Union Berlin (3:0 gegen Bremen-Konkurrent Fortuna Düsseldorf) überhaupt noch die Chance auf den Klassenerhalt bekommen hat, überraschte Wiese dann doch.

"Nach der Pleite in Mainz (1:3, 33. Spieltag) bin ich fest davon ausgegangen: Das war der sichere Untergang für Werder", verriet der ehemalige Nationaltorwart.

"Ich hätte nie gedacht, dass sich Fortuna Düsseldorf das noch aus der Hand nehmen lässt. Am Ende hat Bremen verdammt Glück gehabt", analysierte Wiese.

Gegen Heidenheim müsse es nun einen klaren Sieg geben. Denn: "Wenn Werder das jetzt noch vergeigt, dann wird der Klub ähnlich vernichtet wie der HSV nach dem 1:5 gegen Sandhausen. Und dann auch zu Recht."

"Aus Werder ist ein graues Mäuschen geworden"

Egal wie es am Ende ausgeht, müsse ohnehin schonungslos aufgearbeitet werden. "Die Zeit der heilen Werder-Familie muss vorbei sein. Es müssen auch Leute von außen geholt werden, man muss sich auch mal die Meinung geigen", erklärte Wiese und fügte an: "Von außen hat man den Eindruck: Die Verantwortlichen lassen alles so laufen, alle sind Freunde fürs Leben und schieben sich gegenseitig die Jobs zu."

Dass es mit seinem früheren Verein, für den er zwischen 2005 und 2012 auflief, so weit gekommen ist, macht Wiese traurig. "Früher war der Klub Dauergast im Europapokal – meist in der Champions League – und stand im Uefa-Pokal-Finale, hatte Stars", erinnerte sich der Keeper an glorreiche Zeiten. "Jetzt ist der Verein in der Versenkung verschwunden. Aus Werder ist ein graues Mäuschen geworden. Darum wäre ein Abstieg sehr bitter."