BVB-Ikone Ricken kritisiert Corona-"Notfallmodus"

Nachwuchsdirektor Lars Ricken von Borussia Dortmund hat die Pandemie-bedingten Einschränkungen im Nachwuchs-Fußball kritisiert.
"Im März werden die Corona-Maßnahmen in Deutschland gelockert, aber wir sind in den Bundesligen der Junioren bis Sommer 2023 noch im Notfallmodus. Das geht alles extrem auf Kosten aller Jugendspieler", sagte der frühere BVB-Profi dem "kicker" in einem Interview.
Ideen der Klubs für eine Verbesserung der Situation werden laut Ricken ignoriert. "Köln und wir haben zum Beispiel für die laufende Saison Vorschläge gemacht, wie bei uns im Westen mit einem Play-off-System mehr Spiele auf hohem Niveau in den Spielplan passen", schilderte der Champions-League-Sieger von 1997. "Darauf hieß es, dass die Regularien das nicht hergeben, alle drei Staffeln müssten gleich spielen. Da benötigen wir im Sinne aller Jugendspieler viel flexiblere Lösungen."
Deutliche Warnung von BVB-Nachwuchschef Lars Ricken
Ricken sieht erhebliche strukturelle Missstände im Nachwuchsbereich in Deutschland.
"Das Problem ist aktuell, dass in den Junioren-Bundesligen zu wenige Spiele auf dem hohen Niveau stattfinden, für das die Klubs ausbilden", sagte der gebürtige Dortmunder, der seit 2008 die Geschicke des BVB-Nachwuchses lenkt. "Da bereiten wir unsere Top-Talente nicht mehr auf die höchsten Bereiche des Profifußballs vor."
Ricken erklärte sogar: "Wir bereiten unsere Spieler allgemein zurzeit nicht mehr auf den Herrenfußball vor." Der "Großteil" der heutigen U19-Teams werde später lediglich "in der 2., 3. oder 4. Liga spielen", warnte er.
"Ich befürchte, dass uns viele Spieler verloren gehen"
Ricken rechnete vor: "In der Saison 2020/21 haben die Teams in der Regionalliga West aber 40 Spiele absolviert, in der laufenden sind es 38 Spiele und in der kommenden werden es auch 38 sein. In der A-Junioren-Bundesliga hatten wir 2020/21 vier Spiele, diese und kommende Spielzeit sind es jeweils 16. Also sind es in diesen drei Jahren 116 Spiele zu 36."
So sei es "schwierig, Jugendspieler in die Regionalliga oder in höhere Ligen zu bekommen und sie auf die Intensität vorzubereiten, in der in diesen Ligen gespielt wird". Ricken sagte: "Ich befürchte, dass uns ganz viele Spieler verloren gehen werden."