18.08.2022 20:09 Uhr

Terzic-Hype beim BVB: Das steckt hinter dem "Edin-Effekt"

Edin Terzic lässt den BVB von weiteren Erfolgen träumen
Edin Terzic lässt den BVB von weiteren Erfolgen träumen

Drei Partien oder 270 Pflichtspielminuten sind seit der Rückkehr von Edin Terzic an die Seitenlinie von Borussia Dortmund ins Land gezogen. Für den charismatischen Deutsch-Kroaten genug Zeit, um Euphorie und Aufbruchstimmung beim BVB zu verbreiten. Der "Edin-Effekt" beflügelt das Team und die Träume der Fans - aber was steckt eigentlich hinter dem Begriff? 

Eine krachende 1:5-Heimblamage gegen den VfB Stuttgart beendete Mitte Dezember 2020 die Zeit von Lucien Favre als Trainer des BVB. Terzic, der bis dato im Profibereich lediglich als Co-Coach aktiv war, rückte vom Assistenten zum Hauptverantwortlichen auf und hinterließ auf Anhieb bleibenden Eindruck.

Bei seiner Antritts-PK wurde der langjährige BVB-Jugendcoach nicht müde, seinen Stallgeruch zu betonen ("Ich bin ein Produkt und Fan von Borussia Dortmund"), verwies auf seine Zeit auf der Südtribüne, peitschte den Anwesenden Begriffe wie "Mut", "Emotion", "Glaube" und "Wille" nur so um die Ohren und versprühte eine Aura, die beim Gros der BVB-Anhänger glücksgefühlgetränkte Jürgen-Klopp-Vibes weckte. 

Dass knapp sechs Monate nach der erfrischenden Vorstellung der DFB-Pokal im Dortmunder Trophäenschrank landen würde, hatte man aber wohl auch in der Chefetage der Schwarz-Gelben nicht erwartet. Folglich lockte man mit Marco Rose einen deutlich erfahreneren Trainer nach Dortmund, der Rest ist Geschichte: Rose konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, musste seinen Platz nach nur einer Spielzeit wieder räumen, die BVB-Bosse beförderten Terzic erneut und untermauerten ihr Vertrauen diesmal mit einem Dreijahresvertrag.

Terzic stellt mit dem BVB Rekorde auf

Dass der 39-Jährige diesmal gekommen ist, um auch zu bleiben, bewies er direkt mal mit drei Siegen und Rekorden, die durchaus träumen lassen: Saisonübergreifend gewann Terzic mit dem BVB neun Bundesliga-Partien in Serie, beim 3:1-Sieg gegen den SC Freiburg trafen in der Geschichte des Klubs erstmals drei verschiedene Joker. 

Zur Wahrheit gehört zwar auch, dass sowohl das 1:0 zum Liga-Auftakt gegen Bayer Leverkusen als auch der Erfolg gegen Freiburg durchaus schmeichelhaft waren, letztlich verdrängt die perfekte Ausbeute aber wohl alle Zweifel. Mit seiner klaren Ansprache und mitreißenden Art kommt der Übungsleiter dem Vernehmen nach extrem gut an. 

Die Stimmung im Klub ist so gut wie lange nicht mehr, das Team steht geschlossen hinter Terzic, ist sich "Sport1"-Chefreporter Patrick Berger sicher.

DFB-Legende Lothar Matthäus urteilte unlängst in seiner Kolumne bei "Sky": "Edin Terzic bringt das mit, was den Dortmundern gefehlt hat. Diese tiefe Identifikation, die von der Bank aus auf die Spieler überschwappt. So viel Leidenschaft und Liebe zu diesem Klub strahlen aus ihm heraus, dass ich mir sicher bin, dass sie eine sehr gute Saison spielen werden." Und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hob hervor, Terzic sei jemand, "der es sehr gut schafft, Menschen für sich und auch die Sache zu begeistern".

"... wir sind auch die nächsten Ex-Trainer des BVB"

Terzic selbst betonte nach der Joker-Gala gegen Freiburg, dass die Stärke eines Teams nicht nur durch die elf Akteure in der Startelf repräsentiert wird. Worte, die sicher auch dem Gehörgang von Supertalent Youssoufa Moukoko schmeicheln sollen. Der 17-Jährige, dessen Verlängerung über 2023 hinaus wackelt, glänzte gegen die Breisgauer mit einem Treffer und zwei Vorlagen. Zumindest ein Fingerzeig dafür, dass Terzic ein Wohlfühlklima geschaffen hat, indem der Youngster endlich voll durchstarten kann.

Der "Edin-Effekt" lässt sich also wohl am ehesten auf das Talent des gebürtigen Mendeners zurückführen, aus dem vorhandenen Spielermaterial ein echtes Team zu formen, das bereit ist, immer einen Schritt mehr zu machen. Dass das gelingt, ist wohl vor allem einer gehörigem Portion Authentizität zu verdanken: Terzic vermittelt glaubhaft, dass er den BVB, die Region und jede Sekunde, in der er seinen Job ausüben darf, liebt.  

"Wir sind das neue Trainerteam des BVB, aber Fakt ist, ihr kennt die Vergangenheit, wir sind auch die nächsten Ex-Trainer des BVB. Die Zeit, die wir dazwischen haben, die wollen wir so nutzen, wie wir uns das vorstellen", umreißt der Coach in den "BVB 09 - STORIES WHO WE ARE" auf "Sky", was ihn antreibt. 

Marc Affeldt