01.09.2022 07:47 Uhr

BVB-Abgänge: Haalands Überfall, Witsels Wiedergeburt

Axel Witsel wechselte vom BVB zu Atlético Madrid
Axel Witsel wechselte vom BVB zu Atlético Madrid

Viel wurde im Sommer über die Einkaufstour des BVB gesprochen. Doch im Gegenzug gaben die Dortmunder auch einige namhafte Profis ab. Wie präsentieren sich die prominenten Abgänge bei ihren neuen Klubs? Wer ist eingeschlagen, wer enttäuschte bisher? sport.de gibt den Überblick.

  • Erling Haaland (Manchester City)

Es gab tatsächlich einige Experten, die Erling Haaland in der Premier League eine harte Zeit vorhersagten. Dietmar Hamann gehörte dazu, auch der englische Ex-Nationalspieler Darren Bent sah den Deal kritisch. Einen Monat nach dem Pflichtspiel-Debüt des Norwegers ist klar: Sie lagen schwer daneben. 

Haaland trifft auch in Manchester
Haaland trifft auch in Manchester

Haaland hat ManCity und die stärkste Liga der Welt im Sturm erobert. Die nackten Zahlen (sechs Tore in vier Ligaspielen) sind das eine. Noch beeindruckender als Haalands Ausbeute ist aber die Art und Weise, wie schnell er sich an den Premier-League-Fußball gewöhnt hat.

Ob mit dem Kopf, dem Fuß oder vom Punkt, ob nach einer Standardsituation, aus dem Spielaufbau heraus oder nach dem Umschalten: Der 22-Jährige strahlt in jeder Situation Torgefahr aus.

Seinem Antritt ist bisher kein Abwehrspieler gewachsen. Seine Fähigkeit, den gefährlichen Raum zu finden, sucht ihresgleichen. Selbst das deutlich körperbetontere Spiel auf der Insel bereitet ihm keinerlei Probleme. 

Haaland scheint das Unmögliche möglich zu machen und eine Mannschaft wie ManCity auf ein neues Level heben zu können. Davon waren vor dem Wechsel nicht mal die kühnsten Optimisten ausgegangen.

  • Axel Witsel (Atlético Madrid)

Im defensiven Mittelfeld des BVB wirkte Witsel nicht selten verloren. Der Belgier kam oft den berühmten Schritt zu spät und konnte das Tempo nicht mitgehen. Genau das ist auch Atléticos Trainer-Fuchs Diego Simeone aufgefallen, der aufgrund einiger Verletzungen improvisieren musste und Witsel kurzerhand einen neuen Job gab: in der Abwehr.

Der 33-Jährige lief in seinen ersten drei Spielen als Teil der letzten Linie in einer Dreier- oder Fünferkette auf, fungierte zwischenzeitlich sogar als klassischer Libero und Ballverteiler. Dabei überzeugte Witsel auf ganzer Linie.

"Die Wiedergeburt des Axel Witsel", titelte das Portal "superdeporte", nachdem Atlético eine typische Abwehrschlacht gegen Valencia mit 1:0 gewann und der Belgier den Laden dabei hinten zusammenhielt.

Bei seiner Vorstellung erklärte Witsel noch, er sehe sich in Madrid in einer ähnlichen Rolle wie in der belgischen Nationalmannschaft: als Abräumer vor der Abwehr. Diego Simeone hatte eine andere Idee. Eine äußerst gute, wie es scheint. 

  • Roman Bürki (St. Louis City SC)

Roman Bürki, das lässt sich durchaus so sagen, genießt sein Leben im Moment in vollen Zügen. Der Torhüter ist zwar nicht vereinslos, auf gewisse Art und Weise aber doch beschäftigungslos, schließlich nimmt sein neuer Klub den Spielbetrieb in der MLS erst im nächsten Jahr auf.

Training und mannschaftsbildende Maßnahmen stehen zwar auf dem Programm, doch der Spaß kommt nicht zu kurz. Erst vor wenigen Tagen etwa durften Bürki und seine neuen Teamkollegen einen First Pitch vor einem Spiel der Baseball-Mannschaft der St. Louis Cardinals ausführen und anschließend das Spiel genießen. 

Das Land, die Stadt und der Gedanke, Teil eines neuen Projekts zu sein, haben ihn von dem Wechsel überzeugt, sagte Bürki kürzlich in einem Q&A-Video auf dem Youtube-Kanal des Klubs. Und natürlich das gute Wetter in der Region. "Ich genieße es wirklich", sagte der Keeper über den lauen Sommer in der Gateway City. 

  • Marwin Hitz (FC Basel)

Deutlich stressiger ist das Profi-Leben im Moment für einen anderen ehemaligen BVB-Keeper.

Als neue Nummer eins des einstigen Schweizer Serienmeisters FC Basel steht Marwin Hitz besonders im Blickpunkt. Sein Transfer wurde in der Alpenrepublik heiß diskutiert, zumal der FC Basel mit Heinz Lindner den statistisch besten Torhüter der vergangenen Saison schon in seinen Reihen hatte. Umso größer ist der Druck auf den Ex-Dortmunder.

Hitz hielt Basels Sieg fest
Hitz hielt Basels Sieg fest

Den Auftakt in seine Basler Zeit hätte sich Hitz sicher erfolgreicher vorgestellt. Nach nur einem Sieg aus den ersten fünf Ligaspielen steht der FCB nur auf Tabellenplatz acht. Der Keeper gab in der Liga nicht immer eine gute Figur ab, leistete sich den ein oder anderen vermeidbaren Fehler.

Aber: Auch dank Hitz winkt dem Klub in diesem Jahr ein kleiner Geldregen, denn der Keeper parierte in der Qualifikation zur Conference League einen entscheidenden Elfmeter im Spiel gegen Kopenhagen und ebnete so den Weg in die Gruppenphase. 

  • Reinier (FC Girona)

Nach zwei äußerst enttäuschenden Leih-Jahren kehrte Reinier im Sommer vom BVB zu Real Madrid zurück. Verwendung hatten aber auch die Königlichen nicht für den Brasilianer. Und so wurde der 20-Jährige direkt weiterverschifft. Erneut auf Leihbasis, diesmal zum spanischen Klub FC Girona. 

Für zwei Kurzeinsätze reichte es bislang. In beiden Spielen zeigte Reinier vielversprechende Ansätze. Für ein erstes Zwischenfazit ist es aber noch zu früh. Wichtiger für den Youngster ist ohnehin, dass er in Girona überhaupt eine Chance bekommt, regelmäßig Minuten zu sammeln. Nur dann kann er seinen großen Traum von Einsätzen für Real Madrid eines Tages auch verwirklichen.

"Real ist ein sehr großer Klub und ich muss zeigen, was ich kann", sagte Reinier bei seiner Vorstellung in Girona und ließ somit keine Zweifel daran, worauf sein Fokus wirklich liegt: auf einer Karriere bei den Königlichen, die vor zweieinhalb Jahren 30 Millionen Euro für ihn auf den Tisch legten. 

Christian Schenzel