21.10.2022 14:32 Uhr

Alonso: Bayer Leverkusen soll "es lieben zu verteidigen"

Alonso wünscht sich besseres Defensivverhalten
Alonso wünscht sich besseres Defensivverhalten

Ein hoher Sieg, danach zwei herbe Klatschen für Xabi Alonso: Ist der Effekt des Trainerwechsels bei Bayer Leverkusen etwa schon dahin?

Drei Manager-Generationen sind sich einig: An Xabi Alonso liegt es am allerwenigsten, dass Bayer Leverkusen nach zehn Bundesliga-Spieltagen so schlecht dasteht wie zuletzt vor 40 Jahren. Für den aktuellen Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes ist der namhafte Trainerneuling gar ein Mann mit Fähigkeiten, wie man sie aus der griechischen Mythologie kennt. Alonso, schwärmte der 40-Jährige in der Bild-Zeitung, sei derjenige, "der bei uns das Feuer zurückbringt".

Der Kredit von Alonso, im übertragenen Sinne der Prometheus vom Bayer-Kreuz, erscheint vor dem Werksklub-Duell mit dem ebenfalls unter den Erwartungen gebliebenen VfL Wolfsburg (Samstag, 15:30 Uhr/Sky) unerschöpflich. So adelte auch Rudi Völler, Weltmeister von 1990 und Rolfes' Vorgänger als Sportchef, den weltmännisch daherkommenden Basken. Alonso, sagte Völler der Sport Illustrated, besitze "die Power und die Freude, diese schwere Aufgabe zu meistern".

Der 40-Jährige packt an, er forderte am Freitag bei der Pressekonferenz zahllose Grundtugenden ein: Intensität, Leidenschaft, Mentalität, Konzentration, Körpersprache. Und er verlangte von seinen Stars, die für ihre Angriffskunst bekannt sind, etwas Ungewohntes: "Wir müssen es lieben, zu verteidigen."

Eine ganze Woche der Trainingsarbeit hatte der frühere Weltklasse-Sechser erstmals zur Verfügung. Diese Zeit habe bei ihm ein gutes Gefühl hinterlassen. Die Mannschaft sei entschlossen. Aber er äußerte auch eine Bitte an die Öffentlichkeit: "Wir brauchen Zeit!"

Nun ist der Spitzenfußball ein schnelllebiges Geschäft. Wie viel das 4:0 bei Alonsos Debüt gegen Schalke 04 wert ist, darf hinterfragt werden - die Königsblauen sind derzeit die Schießbude im deutschen Oberhaus. Es folgten zwei heftige Pleiten: 0:3 gegen Porto in der Champions League, am vergangenen das krachende 1:5 bei Eintracht Frankfurt.

"Da laufen zur Zeit zu viele Violinenspieler auf dem Rasen herum, die sich für die Drecksarbeit offensichtlich zu schade sind. So gewinnt man in der Bundesliga keinen Blumentopf", wetterte der langjährige Leverkusener Manager Reiner Calmund im Interview der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung.

Den neuen Trainer nahm der 73-Jährige von seiner Kritik aus. Die Schuldigen sieht Calmund auf dem Rasen - und da ist er sich mit Völler und Rolfes einig.

"Jeder" sei nun gefordert, mahnte Letzterer an: "Man muss gegen eigene Enttäuschungen ankämpfen, sich wehren und darf nicht den Kopf hängen lassen."

Alonso würde diese Aussagen seines Chefs so unterschreiben.