Matthäus munkelt: Hummels ist Flick wohl zu "explosiv"

Bundestrainer Hansi Flick hat sich dagegen entschieden, Borussia Dortmunds Abwehrboss Mats Hummels für die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zu nominieren. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, zuletzt ein Befürworter des BVB-Manns, hat zwei mögliche Gründe ausgemacht.
Mats Hummels wird Deutschland bei der WM in Katar (20. November bis 18. Dezember) nicht vertreten, obwohl sich der Innenverteidiger in einer bisher durchwachsenen BVB-Saison als einer der konstantesten Spieler präsentierte. Nicht wenige waren im Vorfeld der Nominierung sicher, dass Hummels es in Hansi Flicks 26-Mann-Kader schaffen wird.
Doch anstelle des Dortmunders rückte etwa der junge Armel Bella-Kotchap vom FC Southampton in die Mannschaft. Der Ex-Bochumer war erstmals im Zuge der Nations-League-Spiele im September in die DFB-Auswahl eingeladen worden, gegen England (3:3) feierte er sein A-Nationalmannschaftsdebüt.
Wie der Bundestrainer bei der offiziellen Kader-Bekanntgabe am vergangenen Donnerstag erklärte, sei die Entscheidung gegen Hummels zugleich eine für Bella-Kotchap gewesen. Hummels habe Dortmund zuletzt zwar "viel gegeben. Wir haben uns dann im Trainerteam - weil wir vielleicht noch die Zukunft im Blick haben - für einen jüngeren Spieler entschieden". Flick wolle somit auf die Zukunft setzen.
Matthäus hätte Hummels nach Katar mitgenommen
Laut Lothar Matthäus hätte Hummels allerdings wegen seiner "guten Form" und seinen "Leistungen in der Bundesliga wie auch in der Champions League" eigentlich dabei sein müssen, so der DFB-Rekordspieler in der "Bild". "Aber ich bin sicher, dass Hansi es sich sehr gut überlegt hat, anstelle von Hummels Armel Bella-Kotschap zu nominieren."
Dem 61-Jährigen zufolge gibt es neben dem offiziellen Grund, Hummels wohl endgültig aus der Nationalmannschaft auszusortieren, zwei weitere: einen sportlichen und einen atmosphärischen.
"Was aber letztendlich gegen Hummels gesprochen hat, könnte bei genauerer Analyse Folgendes sein: Mats war immer dann besonders gut, wenn Dortmund tief gestanden ist wie gegen Manchester City. Und Hansi will genau das nicht: tief stehen", mutmaßt Matthäus: "Vor diesem Hintergrund war es ihm womöglich zu riskant, einen Spieler zu nominieren, der sicherlich Tempo-Defizite hat."
"Das kann sich bei einem Turnier explosiv auswirken"
Hinzu komme: "Mats ist ein Führungsspieler, der gern öffentlich Kritik äußert, wie zuletzt in Dortmund; auch für meinen Geschmack ein-, zweimal zu oft." Der Dortmunder Führungsspieler hatte sich in dieser Saison gleich mehrfach seine Mannschaftskollegen öffentlich vorgeknöpft und somit öffentliche Debatten angestoßen. Auch im Verein kam dies nicht immer gut an.
Matthäus, der auf insgesamt fünf WM-Teilnahmen mit Deutschland zurückblicken kann, weiß: "Das kann sich bei einem Turnier, wo alle drei, vier Wochen auf engem Raum zusammenleben, explosiv auswirken. Und 1998 habe ich selbst erlebt, wie es war, als Berti Vogts mich im Alter von 37 Jahren nominierte. Irgendwann geriet er unter Druck, mich auch spielen lassen zu müssen. Eine ähnliche Situation zu vermeiden, könnte auch eine Überlegung von Hansi gewesen sein."