Der radikale Umbruch in der deutschen Nationalmannschaft drei Monate vor der Heim-EM sorgt für große Diskussionen. TV-Experte Dietmar Hamann und der frühere Bundesliga-Coach Felix Magath richten eine eindringliche Warnung an Bundestrainer Julian Nagelsmann.

"Es ist schon ein großes Risiko", bewertete Magath im Fußball-Talk "Sky90" am Sonntag die Maßnahmen des 36-Jährigen. Nagelsmann hatte für die letzten beiden EM-Härtetests gegen Frankreich und die Niederlande arrivierte Spieler wie Mats Hummels oder Leon Goretzka aussortiert.

Stattdessen berief er sechs Neulinge in seinen Kader, darunter Jan-Niklas Beste (1. FC Heidenheim) sowie Waldemar Anton, Maximilian Mittelstädt und Deniz Undav (VfB Stuttgart).

"Das sind tolle Spieler, kein Thema", sagte Hamann, "aber ich glaube, von denen hat keiner ein Europapokalspiel, geschweige denn ein Länderspiel".

Der 50-Jährige meinte rückblickend, ein personeller Schnitt hätte bereits nach der WM 2022 in Katar erfolgen müssen, als das DFB-Team sang- und klanglos in der Vorrunde ausschied. Beim nun von Nagelsmann eingeleiteten Umbruch basiere "viel auf dem Prinzip Hoffnung", unkte Hamann.

Nationalmannschaft: Felix Magath sieht Probleme

Nagelsmann fliege nur "auf Sicht", ergänzte der frühere Nationalspieler mit Blick auf die schwierigen Duell gegen die starken Franzosen und die ebenfalls gut besetzten Niederländer. "Wir müssen schon schauen, wie ist die Leistung, wie ist das Ergebnis. Sollte das nicht funktionieren, dann weiß er wahrscheinlich heute, wenn es um den EM-Kader geht, genauso wenig wie wir."

Magath sieht zudem die Integration von Rückkehrer Toni Kroos durchaus als Problem für Nagelsmann. Der Weltmeister von 2014 habe seinen eigenen Rhythmus bei Real Madrid. 

Offen ist für den 70-Jährigen zudem, wie die Super-Talente Florian Wirtz und Jamal Musiala zusammen auf dem Platz stehen sollen. "Sie sind beide wunderbare Spieler, gar keine Frage. Aber für einen Trainer ist es eine Herausforderung. Man braucht irgendwann ja auch mal Defensive", merkte Magath an.