24.05.2024 13:18 Uhr

Die Chancen stehen 50:70 - Darum holt Lautern den Pokal

Friedhelm Funkel hat nach dem Klassenerhalt mit dem FCK schon mal das Jubeln geübt
Friedhelm Funkel hat nach dem Klassenerhalt mit dem FCK schon mal das Jubeln geübt

Als Friedhelm Funkel den DFB-Pokal 1985 zum ersten Mal in die Höhe reckte, arbeitete Xabi Alonso - oder besser gesagt: arbeiteten die Eltern von Xabi Alonso - am Übergang von Windel zu Töpfchen. Womit wir beim Thema wären. Denn nur mit einer gehörigen Portion Bullshit-Bingo - oder besser gesagt: einer gehörigen Portion Tolosako-babarrunak-Bingo - lässt sich ein Sieg des 1. FC Kaiserslautern über Bayer Leverkusen im Pokalfinale in Berlin herbei schreiben. Eine Glosse. Und ach so: Tolosako babarrunak = schwarze Bohnen aus Tolosa im Baskenland, da wo Xabi herkommt.

Tautologien sind grundsätzlich die besten Schlüsse. "Im Fußball ist alles möglich." Oder hieß es: "Im Fußball ist nichts unmöglich." Fragezeichen. Kurz überlegen. Egal. Beide Sätze gültig. In Stein gemeißelte Gesetze. Und da hat der Pokal ja ohnehin seine eigenen. 

Gut, dass das Pokalfinale in Berlin stattfindet - wo Gesetze geschrieben werden und Gesetzlosigkeit gelebt wird. In einem solchen Umfeld hat man für gewöhnlich keine Chance und nutzt dann genau diese. Thorsten Legat würd's präziser formulieren: Die Chancen für die Leverkusener stehen gerade mal 70:50, was im Umkehrschluss nach Heinz Erhardt "so gut wie fast wenig" bedeutet. 

Also los: Bei Anpfiff steht es im Olympiastadion 0:0, selbst dann, wenn die Hertha spielt. Damit ist für den 1. FC Kaiserslautern ja wohl mal noch gar nichts verloren. Und überhaupt: Kann der "Underdog", können die Unter-Teufel nicht völlig befreit aufspielen? Lastet nicht aller Druck auf dem Meister, den ehemals "Unbesiegbaren" aus dem kleinen Örtchen nördlich von Köln? Neverlusen, Vizekusen - wie hieß dat nochmal?

Atalanta hat es doch vorgemacht! Dort in Bergamo wacht der heilige Alexander vom Dom aus über die Lombarden. In Kaiserslautern ist Fritz Walter der Schutzpatron der Pfälzer. Und wofür steht dieses Heiligtum des deutschen Fußballs nochmal? Richtig, für Wunder. Gibt's ja immer wieder. Schallplatte und Rauch.

DFB-Pokalfinale: Fakten, Fakten, Fakten zu Bayer Leverkusen gegen 1. FC Kaiserslautern 

Fakt, ich betone, Fakt ist: Die Roten Teufel wollen Bayer Leverkusen die Hölle heiß machen. Der Lautern-Block wird brennen. Weil Feuer brennt ja, da reicht ein Funkel. Und wenn's dann noch regnet, nicht auszumalen: Fritz-Walter-Wetter. Warum ist die Tartanbahn im Olympiastadion eigentlich blau-weiß? 

Funkel, Friedhelm, der ewige Fußball-Lehrer. Was wird er seinen Mannen sagen, seinen Teufeln? Was wird er ihnen einimpfen? Glaubt an euch! Geht's raus und spielt Fußball! Ihr könnt nur gewinnen! Kämpft! Ihr müsst nur die erste Viertelstunde überstehen, dann ist alles möglich! Wird er Manndeckung spielen lassen? In der Kreisliga hieß es immer: Wenn dein Mann pinkeln geht, gehst du mit!

Was wird umgekehrt König Xabier der Stolze von Leverkusen seinen Werkschülern ins Ohr hauchen? Passt auf euch eure Beine auf, sie werden grätschen. Eher nicht. Der Baske wird Matchpläne schmieden, wird analysieren, wird die Automatismen wieder hochladen, die Atalanta in Dublin abgeschaltet hatte. Ganz wichtig im modernen Fußball: Die Automatismen müssen greifen! Und Vertikalbälle in die Schnittstellen! Und Zugriff aufs Spiel. Xabi wird systematisieren. Strukturieren. Mas importante: Ballbesitz. Läuft Ball, läuft Gegner. 

Muss sich also nicht doch der 1. FC Kaiserslautern ganz warm anziehen? Angeschlagene Boxer sind am gefähr... ach nee: falscher Sport. Zeit für Anpfiff. Die Wahrheit liegt aufm Platz. Oder aufm Punkt. Hat Funkel Elferschießen trainieren lassen? Zum Wohl, die Pfalz!

Martin Armbruster